BECKER, R. (2016)

 

„Der mit dem Jaguar tanzte ...“

Z. Kölner Zoo 59 (2): 87-113.

Zusammenfassung:

Nicolas Funck, von 1870 bis 1886 zweiter Kölner Zoodirektor, wurde 1816 − vor 200 Jahren − in Luxemburg geboren. Nach dem Studium der Architektur in Brüssel nahm er zwischen 1835 und 1846 an vier Expeditionen durch Mittel- und Südamerika teil. Zurück in Europa lehrte er am Luxemburger Athenäum und wurde 1857 (zunächst stellvertretender) Direktor des Zoologisch-Botanischen Gartens in Brüssel.
Der Beginn seiner Kölner Amtszeit fiel in die Zeit des preußisch-französischen Krieges. Sie war auch geprägt durch die Fertigstellung des größten bis dahin realisierten Bauvorhabens, der Restauration. Als Zoodirektor in Köln legte er sowohl Wert auf eine ansprechende gärtnerische Gestaltung als auch auf einen ausgewogenen, reichhaltigen Tierbestand. Mit 29 % der gehaltenen Säugetiere stellten die Raubtiere (Carnivora) einen Schwerpunkt in der Tierhaltung dar. Insbesondere bei Großkatzen, z. B. Löwe (Panthera leo) und Jag uar (Panthera onca), konnten bereits früh lange Haltungsdauer und regelmäßige Nachzuchten  verzeichnet werden. 1871 wurden zum ersten Mal in Köln Afrikanische Wildhunde (Lycaon pictus) gehalten und 1881 erstmals gezüchtet.
Im 1874 durch einen Anbau erweiterten Elefantenhaus lebten neben Giraffen  (Giraffa camelopardalis) auch ein Afrikanischer (Loxodonta africana) und zwei Asiatische Elefanten (Elephas maximus) sowie ein Panzernashorn (Rhinoceros unicornis). Bemerkenswert im ehemaligen Antilopenhaus war die Haltung von Hirschebern (Babyrousa celebensis), Saiga- (Saiga tatarica) und Mendesantilopen (Addax nasomaculatus) sowie von zwei Gnu-Arten, dem Weißschwanzgnu (Connochaetes gnou) und dem Südlichen Streifengnu (Connochaetes taurinus). Säbelantilopen (Oryx dammah) züchteten hier regelmäßig ab 1877. 1878 wurde zum ersten Mal in der Geschichte des Kölner Zoos ein Zebra (Equus quagga ssp.) geboren. Bei den erstmals während der Amtszeit Funcks gehaltenen Beutelteufeln (Sarcophilus harrisii) gab es 1883 eine Geburt. Von den traditionell in Köln gut vertretenen, in zwei Zwingerkomplexen gehaltenen Großbären (Ursidae) waren 1877/78 Kragenbär (Ursus thibetanus), 1879 Malaienbär (Helarctos malayanus) und 1880 Brillenbär (Tremarctos ornatus) zum ersten Mal zu sehen. 1880 hielt ein Großer Ameisenbär (Myrmecophaga tridactyla) und 1881 ein Südlicher Tamandua (Tamandua tetradactyla) zum ersten Mal Einzug ins Affenhaus des Kölner Zoos. Zu den bemerkenswerten Bewohnern dieses Hauses gehörten 1871 zwei Goldgelbe Löwenäffchen (Leon topithecus rosalia) und wenig später eine Familie Hoffmann-Zweifingerfaultiere (Choloepus hoffmanni).
Zweimal in Funcks Amtszeit (1876 und 1882) wurde der Kölner Zoo vom Rheinhochwasser weitgehend überflutet. Funck konnte den wirtschaftlich gesunden Zoo 1871 um ein Areal von 1,5 ha erweitern, das zunächst nur über eine Brücke erreichbar war. Hier entstanden 1885 drei Rinderhäuser als letzte Neubauten seiner Amtszeit.
Die Fertigstellung des Seelöwenbeckens, dessen Planung Funck begonnen hatte, blieb seinem Nachfolger Ludwig Heck vorbehalten. Im Alter von 70 Jahren nahm Funck 1886 seinen Abschied und kehrte zurück nach Luxemburg, wo er seinen Lebensabend verbrachte. Er starb zehn Jahre später, am 10. August 1896 − vor 120 Jahren.

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