Paläolithische Bärendarstellungen und Versuch einer zoologisch-ethologischen Interpretation.
Ursus, Mitteilungsblatt des Zoovereins und des Zoos Schwerin 14(1): 19-38.
Zusammenfassung:
Aus dem Jungpaläolithikum, dem Zeitraum zwischen ca. 35´000 und 11´000 BP, sind uns in Europa viele künstlerische Hinterlassenschaften von unserem direktem Vorfahren, dem Homo sapiens sapiens bekannt. Es sind dies vor allem die in Westeuropa vorkommende Höhlenkunst und die in ganz Europa vorkommende Kleinkunst. Die Höhlenkunst zeichnet sich durch zahlreiche sehr realistischen Tierdarstellungen aus. Diese wurden entweder gemalt, graviert oder in der Relieftechnik ausgeführt bzw. in der Kombination dieser Techniken. Selten ist auch die Modellierung mit Ton. Bei der Kleinkunst handelt es sich vorwiegend um Gravierungen von Tieren oder Menschen auf Knochen, Geweih, Stein oder anderen Materialien. Aber auch Statuetten von Tieren und Menschen sind bekannt. Unter den zahlreichen Tierdarstellungen befinden sich auch nicht selten solche von Bären, von denen eine Anzahl in dieser Arbeit neben der bisherigen archäologischen Interpretation auch zoologisch-ethologisch untersucht wurden. Zur damaligen Zeit lebten in Europa drei Bärenarten: der Braunbär (Ursus arctos), der mittlerweile ausgestorbene Höhlenbär (Ursus spelaeus) und der Eisbär (Ursus maritimus). Gewisse Darstellungen können einer der drei Bärenarten zugeordnet werden. Im vorliegenden Aufsatz werden einige der bekannten Bärendarstellungen aus der Höhlen- und Kleinkunst vorgestellt und versucht, sie mit einem zoologisch-ethologischen Ansatz zu interpretieren.
Abweichend von der bisherigen Erklärung wird für die zwei Bärendarstellungen in der Höhle Ekain (Baskenland, Spanien) und für den Bärenkopf aus der Höhle Isturitz (Dép. Pyrénées-Atlantiques, Frankreich) die Deutung als Darstellung von Eisbären vorgeschlagen. Fotos von Braun- und Eisbären zur Verdeutlichung der morphologischen und ethologischen Unterschiede ergänzen die Untersuchung.
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