Lassen sich zwei so unterschiedliche Charaktere sozialisieren? - Die Gemeinschaftshaltung der Gibbons (Nomascus leucogenys; Hylobatidae) und der Orang-Utans (Pongo pygmaeus; Hominidae) im Zoo Osnabrück.
Bachelorarbeit
133 Seiten
Universität Osnabrück, Fachbereich Biologie/Chemie
Betreuung: Prof. Dr. Schröpfer
Zoo Osnabrück
Zusammenfassung:
Gemeinschaftshaltungen werden in Zoos heutzutage immer populärer und bieten nicht nur viele Vorteile für die Tiere, sondern auch einen besonderen Anreiz für Zoobesucher.
Der Zoo Osnabrück hat seit 2012 Nördliche Weißwangen-Schopfgibbons (Nomascus leucogenys) mit Borneo-Orang-Utans (Pongo pygmaeus) vergesellschaftet. Mit dieser Arbeit wurde untersucht, ob sich beide Arten in einem Gemeinschaftsgehege sozialisieren lassen und dies auch für die neue Anlage im Jahr 2016 empfehlenswert ist. Anhand von Video- und Protokolldaten wurden die interspezifischen Beziehungen während der Nachmittagsfütterungen und der Tagesaktivitäten über einen Zeitraum von 31 Tagen untersucht.
Es zeigte sich während der Nachmittagsfütterungen zwar erhöhte Aggressivität und Fluchtverhalten seitens der Gibbons gegenüber den Orang-Utans, jedoch waren diese Auseinandersetzungen sehr kurz und liefen ohne Verletzungen ab. Die Orang-Utans zeigten während der Tagesaktivitäten nur selbstbezogenes Verhalten und erwiderten Spielverhalten seitens der Gibbons nicht, was möglicherweise an dem hohen Alter der Orang-Utans liegt. Allerdings ließ sich seitens des Orang-Utan-Weibchens Neugierverhalten den Gibbons gegenüber feststellen, die bei den meisten interspezifischen Aktionen als Donatoren fungierten. Das Orang-Utan-Männchen interagierte hauptsächlich während der Nachmittagsfütterungen mit den Gibbons, schien sich von ihnen während der Tagesaktivitäten jedoch auch nicht gestört zu fühlen. Aggressives Verhalten trat während der Tagesaktivitäten überhaupt nicht auf.
Die Gemeinschaftshaltung im Zoo Osnabrück lässt sich, ebenso für die neue Anlage, die 2016 fertig gestellt werden soll, empfehlen. Dennoch sollten wie bereits im jetzigen Außengehege Rückzugsmöglichkeiten für beide Arten, jedoch auch intraspezifisch für die Orang-Utans, geschaffen werden. Eine kontinuierliche Beobachtung ist dennoch zu empfehlen sowie eine Pausierung der Vergesellschaftung bei potentiellen, zukünftigen Jungtieren seitens der Gibbons.
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