Einfluss von Jungtieren auf die sozialen Beziehungen bei adulten Gelbbrustkapuzinern (Cebus xanthosternos).
The impact of juvenile monkeys on the social relationships in adult yellow-breasted capuchins (Cebus xanthosternos).
Bachelorarbeit
66 Seiten.
Zoologisches Institut Universität zu Köln.
Betreuung: T.Ziegler, L. Kolter
Kölner Zoo
Zusammenfassung:
In der vorliegenden Studie wurde erstmalig der Einfluss von Jungtieren auf die sozialen Beziehungen adulter Gelbbrustkapuziner (Cebus xanthosternos) untersucht. Dazu wurde das interaktive und räumliche Verhalten einer zoolebenden Gruppe über einen Zeitraum von sechs Wochen nach der Methode des „continuous focal animal samplings“ und des „instantaneous scan samplings“ (Martin und Bateson 1993) analysiert und die Beobachtungen mit einer Studie (Seiler 2008), in welcher die sozialen Beziehungen derselben adulten Kapuzineraffen ohne Nachwuchs im Kölner Zoo untersucht wurden, verglichen.
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die untersuchten Gelbbrustkapuziner hohe Anteile an sozialem Verhalten aufweisen. Soziopositives Verhalten nimmt dabei den Großteil ein, agonistisches Verhalten ist selten und selten mit physischem Kontakt verbunden. Geringere Abstände von 2-4m zwischen den Tieren sind häufig. Die Anwesenheit von Jungtieren beeinflusst den Anteil des Sozialverhaltens am Aktivitätsprofil nicht. Die sozialen Beziehungen der adulten Gelbbrustkapuziner werden durch die Anwesenheit von Jungtieren nicht wesentlich beeinflusst. Die Mutter der Jungtiere verbringt weniger Zeit mit dem anderen Weibchen, groomt es aber regelmäßig. Die Beziehung zum Männchen wird durch Nachwuchs nicht beeinflusst, sie halten sich sogar häufiger in Nähe zu einander auf, was einen besonderen Schutz des Nachwuchses durch das Männchen vermuten lässt. Auch die Beziehung des anderen Weibchens zum Männchen bleibt durch den Nachwuchs unverändert, was vermuten lässt, dass die Aufrechterhaltung von Beziehungen zu adulten Tieren wichtiger ist als das Investieren in neue Beziehungen zu Jungtieren. Nach der Geburt des Kindes ist ein hohes Interesse aller Gruppenmitglieder an dem Neugeborenen zu beobachten. Besonders interessiert ist das andere Weibchen, was sich auch an der Erhöhung der Zeit, die es mit der Mutter verbringt und sich in Nähe zu ihr aufhält, deutlich macht. Das Weibchen groomt die Mutter häufiger und kontaktiert dabei auch häufig das Neugeborene. Auch die Mutter des Neugeborenen sucht vermehrt den Kontakt zu den adulten Tieren. Die hier vorliegenden Ergebnisse bestätigen Kenntnisse aus früheren Freilandstudien zu verwandten Arten. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass für ein Weibchen mit Nachwuchs die enge Beziehung zum Alpha-Männchen eine wichtige Rolle für den Schutz der Kinder spielt. Die Anziehungskraft des Neugeborenen könnte seinem eigenen Schutz dienen und noch weitere soziale Funktionen für die Mutter und ihr Kind beinhalten.
Die Studie bietet die Möglichkeit, das Entstehen einer Gruppe von Gelbbrustkapuzinern mitzuverfolgen und detaillierte Verhaltensbeobachtungen durchzuführen, aus denen man Rückschlüsse auf das Verhalten in freier Wildbahn ziehen kann. Vermutungen, die sich aus dieser Studie ergeben, können in weiteren Studien an größeren Gelbbrustkapuzinergruppen getestet werden. Da Cebus xanthosternos in der IUCN Roten Liste bedrohter Arten 2008 als Critically Endangered aufgeführt ist, ist es für den Schutz dieser Art von großer Dringlichkeit, Erkenntnisse über ihre Biologie, insbesondere über ihre Sozialstruktur und ihre Populationsentwicklung, zu gewinnen. Deshalb erscheint auch die Studie an einer kleinen, in Menschenobhut gehalten Zoopopulation sinnvoll, da jede Information über die vom Aussterben bedrohte Art für Schutzprogramme verwendet werden könnte.
Abstract:
This study determines the impact of juvenile monkeys on the social relationships in adult yellow-breasted capuchins (Cebus xanthosternos). The interactive and spatial behaviour of a captive group of this species living at Cologne Zoo was analyzed during a period of six weeks using „continuous focal animal sampling” and „instantaneous scan sampling” (Martin und Bateson 1993) as observation methods. The results were compared to a study (Seiler 2008) that investigated the social relationships of the same adult capuchins without offspring in Cologne Zoo.
The results reveal that the observed yellow-breasted capuchins exhibited high amounts of social behaviour. Affiliative behaviour was frequent, agonistic behaviour uncommon and not combined with physical contact. Smaller distances between the individuals (2-4m) were frequent. The presence of juveniles did not influence the proportion of social behaviour of the activity budget. The social relationships of the observed adult capuchins were not affected substantially by the presence of juveniles. The mother of the juveniles spent less time with the other female but regularly groomed her. The relationship of the mother and the male was not influenced; they even stayed close to each other more often, maybe because the male is able to provide increased protection for the offspring. The relationship between the other female and the male remained unaffected by the offspring, too suggesting the importance of sustaining relationships to other adults in comparison to investing in new relationships to juveniles. After the infant’s birth, all group members showed increased interest in the newborn. Especially the other adult female spent more time close to the mother, groomed her more often and contacted the newborn frequently. Also the newborn’s mother approached the adults more often. The present results are conform to earlier studies about related species in the wild. The results indicate that for a female with offspring the relationship to a male plays a decisive role for the infants’ protection. The attractiveness of a newborn may serve its own protection and further social function for the mother and her infant.
This study provides the possibility to follow the formation of a group of yellow-breasted capuchins, to observe their behaviour in detail and to draw conclusions about their behaviour in the wild. Assumptions resulting from this study can be tested in further studies on larger groups of yellow-breasted capuchins. Given that Cebus xanthosternos is listed in the IUCN red list of endangered species 2008 as critically endangered, it is very important for their conservation to gain information about their biology, especially about their social structure and their development of population. Thus, even this study on a small captive group makes sense, as every information about this endangered species can be used for conservation programs.
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