Raumnutzung und interspezifische Interaktionen zwischen Giraffa camelopardalis rothschildi, Aepyceros melampus, Tragelaphus angasi und Damaliscus pygargus phillipsi in der Gemeinschaftshaltung.
Diplomarbeit
81 Seiten
Fakultät für Biologie und Biotechnologie, Ruhr-Universität Bochum
Betreuer: Prof. Dr. Wolfgang H. Kirchner
Zoom Erlebniswelt Gelsenkirchen
Zusammenfassung:
In dieser Studie wurde eine Gemeinschaftshaltung von Rothschildgiraffen, Blessböcken, Impalas und Nyalas in den ersten fünf Monaten seit Beginn der Vergesellschaftung auf einer neuen Außenanlage beobachtet. Die Schwerpunkte lagen dabei auf der Nutzung der Anlagenfläche durch die Tiere sowie auf den interspezifischen Interaktionen und der damit verbundenen Bildung einer interspezifischen Hierarchie.
Eine Eingewöhnungsphase und Erkundung der neuen Umgebung war bei allen Arten deutlich anhand der Verlagerung der bevorzugt genutzten Bereiche der Anlage auszumachen. Bauliche Merkmale der Anlage hatten einen eindeutigen Einfluss auf die Aufenthaltspräferenzen der Arten. Impalas und Nyalas zeigten eine signifikante Bevorzugung von bepflanzten Anlagenteilen und mieden dafür die besuchernahen Bereiche. Die Nyalas bevorzugten zudem bei hohen Temperaturen Schattenplätze. Bei den Giraffen und Blessböcken ergab sich dagegen kein Einfluss der Anlagengestaltung auf die Aufenthaltspräferenzen. Zur Steigerung der Attraktivität der vorderen Bereiche für die Impalas und Nyalas könnten hier möglicherweise weitere Anpflanzungen dienen, welche Deckung, Schatten sowie Nahrung böten.
Interspezifische Interaktionen fanden zwischen allen Arten statt und waren meist von neutralem und ausweichendem Charakter. Soziopositives Verhalten zeigte sich vermehrt zwischen den Impalas und Nyalas, die eine gemischte Herde bildeten. Dabei war im zeitlichen Verlauf eine signifikante Zunahme der Herdenzeit zu verzeichnen. Agonistische Interaktionen fanden dagegen vornehmlich zwischen dem Impalabock und den Blessböcken statt. Zu Kämpfen kam es dabei vermutlich, da sich Droh- und Imponierverhalten und somit die spezifischen Schlüsselreize beider Arten ähneln. Paarungsaktivitäten und begrenzte Ressourcen wie Nahrung lösten im Gegensatz zu den Ergebnissen anderer Studien keine interspezifischen Konflikte aus. Die Art der Entwicklung der interspezifischen Rangordnung lässt darauf schließen, dass hierbei die Körpergrößen der Arten von Bedeutung sind. Zumindest bei der Unterordnung unter deutlich größere Arten scheint es sich um ein angeborenes Verhalten zu handeln. Da es zwischen dem Blessbock- und Impalabock im Laufe der Zeit zu einem signifikanten Wechsel der Dominanzverhältnisse kam, ist anzunehmen, dass bei ähnlichen Größenverhältnissen die Rangfolge durch agonistische Interaktionen festgelegt wird.
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