Spielverhalten bei jungen Dscheladas (Theropithecus gelada) – Die Bedeutung von Alter, Geschlecht und Verwandtschaft.
Diplomarbeit
Karl-Franzens-Universität Graz
Tierwelt Herberstein
Zusammenfassung:
Im Jahr 2007 wurden im Rahmen einer Masterarbeit Ve rhaltensbeobachtungen an der Dscheladagruppe der Tierwelt Herberstein durchgeführt um näheres über das Spielverhalten dieser Art zu erfahren. Spiel ist nicht nur bei Menschenkindern, sondern bei vielen verschiedenen Tierarten bekannt. Auf den ersten Blick sieht Spielen wie reiner Spaß und Zeitvertreib aus, es hat jedoch ernsthafte Hintergründe. Je nachdem welche Anforderungen das Erwachsenenleben an ein Tier stellt, werden die passenden Fähigkeiten trainiert.
So zeigte sich, dass die jungen Dschelada-Männchen Kampfspiele präferieren, welche sie auf spätere, ernste Auseinandersetzungen mit anderen Männchen vorbereiten. Junge Dschelada-Weibchen hingegen spielen lieber alleine oder beschäftigen sich mit der sozialen Fellpflege, welche auch unter dem Begriff „lausen“ bekannt ist. Die Weibchen bleiben, im Gegensatz zu den Männchen, auch als Erwachsene in ihrer Geburtsgruppe und bilden den sozialen Kern, der durch regelmäßige gegenseitige Fellpflege gestärkt wir. Im Allgemeinen nimmt die tägliche Zeit, die für Spielen aufgewendet wird, mit steigendem Alter ab und kommt bei Erwachsenen so gut wir gar nicht mehr vor.
Beim gemeinsamen, so genannten „sozialen“ Spiel wird die Partnerwahl ebenfalls nicht dem Zufall überlassen. Die Männchen bleiben am liebsten unter sich, da sie das Kämpfen so am besten trainieren können. Auch das gegenseitige Vertrauen spielt eine große Rolle. Schließlich muss man sicher gehen können, dass aus dem Spaß nicht plötzlich Ernst wird. So zeigte sich, dass sich jene Partner, die sehr viel miteinander spielen, generell oft nebeneinander aufhalten und ihr Vertrauen immer wie der durch gegenseitige freundschaftliche Berührungen stärken. Verwandtschaft scheint bei der Partnerwahl keine Rolle zu spielen.
Das vielfältig gezeigte Spielrepertoir der jungen Dscheladas in der Tierwelt Herberstein belegen eine gesunde Entwicklung durch optimale Haltungsbedingungen und eine gut funktionierende Gruppenzusammensetzung.
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