Verdauungsphysiologische Untersuchungen bei Galápagos-Riesenschildkröten Geochelone nigra.
Dr. med. vet. Dissertation
171 Seiten
Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Zürich, Departement für Kleintiere, Abteilung für Zoo-, Heim- und Wildtiere
Zoologischer Garten Zürich
Zusammenfassung:
Erst seit etwa zwanzig Jahren besteht ein vermehrtes Interesse an verdauungsphysiologischen Fragen bei herbivoren Reptilien, da diese als Heimtiere und in Artenschutzprogrammen eine immer grössere Rolle spielen. Mit der vorliegenden Arbeit wurden unter Anwendung von n-Alkanen Grundlagen über Verdauungsstrategien von Riesenschildkröten gefunden. Alkane sind gesättigte, aliphatische Kohlenwasserstoffe, die einerseits in der epikutikulären Wachsschicht von Pflanzen vorkommen, andererseits aber auch synthetischen Ursprungs sein können. Bei Säugern und Vögeln sind sie als Futtermarker bereits mehrmals erfolgreich verwendet worden. In der vorliegenden Studie wurden sie erstmals bei Riesenschildkröten eingesetzt. Pflanzliche Alkane wurden als interne Futtermarker verwendet, synthetische Alkane wurden auf Pellets appliziert als externe Marker verfüttert. Es wurden zwei Versuche mit elf Galápagos-Riesenschildkröten des Zoologischen Gartens Zürich durchgeführt.
Versuch 1 war eine Kinetikstudie mit Bestimmung der mittleren Verweilzeit (MVZ) der Ingesta im Gastrointestinaltrakt der Riesenschildkröten. Die MVZ der festen Ingestaphase wurde mit dem Alkan C36 und mit Chrom-markiertem Heu bestimmt, diejenige der Flüssigphase mit Cobalt-EDTA. Dabei erwies sich C36 als gut geeigneter Passagemarker bei herbivoren Schildkröten.
In Versuch 2 wurde den Riesenschildkröten während 32 Tagen ein konstant zusammengesetztes Mischfutter verfüttert, um mit Hilfe der Alkanmethode Futterzusammensetzung, Verzehr, Kotmasse und die scheinbare Verdaulichkeit (sV) des Mischfutters und einzelner Nährstoffe zu untersuchen. Die dazu verwendeten Alkane C28, C32 und C36 wurden mit zwei herkömmlichen Verdaulichkeitsmarkern, HCl-unlöslicher Asche und ADL, sowie mit der Kollektionsmethode verglichen. Letztere wurde bei vier einzeln gehaltenen juvenilen Riesenschildkröten durchgeführt und die Wiederfindungsrate der Verdauungsmarker bestimmt. Ausser der sV konnten alle Parameter mit der Alkanmethode zuverlässig bestimmt werden. Die sV wurde im Vergleich zur Kollektionsmethode signifikant unterschätzt. Immerhin wurden mit der Alkanmethode Ergebnisse erzielt, die denjenigen aus der Kollektionsmethode am nächsten kamen, woraus folgt, dass in Feldstudien, wo eine Sammlung des Gesamtkotes nicht möglich ist, Alkane zur Bestimmung der sV eingesetzt werden können. Auffallend waren die Ergebnisse der sV der Nahrungsfasern, die ergaben, dass Riesenschildkröten ihr Futter trotz darin enthaltener schwerverdaulicher Pflanzenbestandteile sehr gut verdauen.
Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zeigen deutlich, dass Alkane als Futtermarker bei Reptilien ein grosses Potential besitzen, um verschiedene verdauungsphysiologische Grundlagen bezüglich Fütterung und Verdauung dieser Tiere zu sammeln
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