Case study: a two-way strategy to assess the feeding behaviour of two giant pandas (Ailuropoda melanoleuca) in the Tiergarten Schönbrunn.
Diplomarbeit
25 S. : graph. Darst.
Fakultät für Lebenswissenschaften, Universität Wien
Leitung: Ao.Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Thomas Ruf
Tiergarten Schönbrunn Wien
Zusammenfassung:
Beobachtungen in freier Wildbahn sowie in Menschenobhut zeigen, dass der Große Panda (Ailuropoda melanoleuca) sowohl in der Menge der aufgenommenen Nahrung als auch bei der Wahl der Bambusart und den Pflanzenteilen (Unterscheidung: Blatt, Seitentrieb und Halm) im Verlauf eines Jahres stark variiert. Als primärer Pflanzenfresser (Bambus als Hauptnahrungsquelle) nimmt der Große Panda aufgrund seiner anatomischen und physiologischen Veranlagung (relativ kurzer Verdauungstrakt, modifiziertes Fleischfressergebiss, Nahrungsverwertung nur 12-13%) somit eine Sonderstellung unter den Großbären ein. Dies lässt darauf schließen, dass diese Tierart danach trachtet mit ihrem Fressverhalten die Energieaufnahme zu maximieren und den Energieaufwand zu minimieren. Ziel dieses Projektes war dementsprechend die Ermittlung der saisonalen Bambuspräferenzen (Pflanzenteile, Arten (n=5), Futtermenge) in Abhängigkeit von externen Faktoren, wie Tageslänge, Temperatur, Witterung und Verhalten, mit Rücksichtnahme auf individuelle Unterschiede, sowie die Fragestellung zu beantworten, ob die Nahrungswahl der im Tiergarten Schönbrunn gehaltenen Großen Pandas mit der ihrer wilden Artgenossen vergleichbar ist. Ein weiteres Ziel neben den Verhaltensbeobachtungen war die Validierung der N-Alkan- Methode für den Großen Panda, zur Bestimmung der Nahrungspräferenzen in situ und ex situ. Das Prinzip der N-Alkan-Methode beruht darauf, dass N-Alkane Komponenten sekundärer Pflanzeninhaltsstoffe sind, deren Konzentration zwischen Pflanzenarten oder auch verschiedenen Pflanzenteilen einer Art variiert. N-Alkane sind für Herbivore nicht zu verdauen und werden im Kot ausgeschieden. Diese Methode bietet den Vorteil, dass die Nahrungszusammensetzung, unabhängig von genauer Kenntnis des Aufenthaltsortes oder der Tiere selbst, allein anhand von Pflanzen- bzw. Kotproben bestimmbar ist. Kombiniert mit Verhaltensbeobachtungen oder Kenntnis über den Aufenthaltsort kann man in Folge auf das individuelle Fressverhalten bestimmter Tiere rückschließen. Von August 2005 bis August 2006 wurden im Tiergarten Schönbrunn, jeden Monat an drei aufeinanderfolgenden Tagen, Daten erhoben. Das Beobachtungsintervall wurde so gewählt um mit der Bambuslieferung übereinzustimmen und somit eine optimale Qualität des Bambus zu gewährleisten. Die Verhaltensbeobachtungen des fünfjährigen Männchens und des gleichaltrigen Weibchens, welche beide von der Zuchtstation Wolong stammen, wurden während der ersten drei Fütterungen, jeweils für eine Stunde direkt nach Futterauslage durchgeführt (240 Datenpunkte/h). Unter Rücksichtnahme auf individuelle Unterschiede wurde eine Parallelbeobachtung (1 Datennehmer/Tier) nach der Scan-Methode durchgeführt, und in ein standardisiertes Protokoll eingetragen. Die Zeit wird mit einer Stoppuhr genommen. Besonderes Augenmerk wurde bei der Fressverhaltensbeobachtung auf die Wahl der Bambusart und der Pflanzenteile (Unterteilung in Blatt/ Seitentrieb/Halm) gelegt, wobei Manipulation, Schälen und Fressen unterschieden wurden. Des Weiteren wurden soziale Interaktion, soziale Distanz, Aufenthaltsort und zusätzliches Verhalten, wie Komfortverhalten und Ruhen aufgenommen. Parallel zu den Verhaltensbeobachtungen wurde der Kotabsatz der Tiere dokumentiert, wobei Zeitpunkt und Ort der Defäkation angegeben wurden um in Folge eine Kotprobe pro Tag und Tier zu sammeln. Des Weiteren wurden pro Fütterung maximal zwei Bambusarten parallel angeboten. Vor erneuter Futterauslage wurde der im Gehege verbliebene Bambus von den Pflegern entfernt und die gewünschte Kotprobe eingesammelt und gekennzeichnet. Die chemische Analyse der Bambusarten (aufgetrennt in Blatt/Seitentrieb/Halm), der von den Pandabären aufgenommenen Gehegebepflanzung (z.B. Hagebutten), der zusätzlichen Futtermittel (Pellets, Mais, etc.) und des Kotes wurde am Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien durchgeführt. Wie ihre Artgenossen in freier Wildbahn, zeigten auch die Großen Pandas des Tiergartens Schönbrunn signifikante Unterschiede in ihrer Nahrungswahl. Sowohl die Saisonalität (p ≤ 0.001), als auch individuelle Unterschiede in der Wahl der Bambusarten (p ≤ 0.001) und Pflanzenteile (p ≤ 0.001) hatten einen signifikanten Einfluss auf das Fressverhalten. Im Gegensatz zu ihren Artgenossen, welche als Einzelgänger gelten, hielten sich die Pandas des Tiergarten oft in unmittelbarer Nähe von einander auf und teilten sich selbst die ad libitum dargebotenen Bambusstangen. Während die Sozialdistanz und das Wetter keinen Einfluss auf das Fressverhalten der Tiere hatte, konnte ein Einfluss der Tageslänge festgestellt werden. Die chemische Analyse nach der N-Alkan-Methode lieferte kein eindeutiges Ergebnis. Nur Zweiundzwanzig der Einundfünfzig getesteten Kotproben stimmten mit den Verhaltensdaten überein (p ≤ 0.05). Alles in allem unterstützen unsere Ergebnisse die Theorie, dass der Jahresverlauf des Großen Panda, nicht nur in seiner natürlichen Umgebung sondern auch in der Zootierhaltung, eng mit dem des Bambus verknüpft ist. Dementsprechend ist die ausreichende Darbietung von Bambus für eine adäquate Haltung dieser Tierart unerlässlich. Des Weiteren ermöglicht eine genaue Kenntnis des saisonalen Fressverhaltens der Tiere eine Optimierung des Futterplans.
Abstract:
This study is concerned with the feeding behaviour of a pair of captive giant pandas in the Tiergarten Schönbrunn, Vienna, and was conducted from August 2005 to August 2006. Since the animals’ diet consisted almost exclusively of bamboo, we addressed the question whether their food selection was similar to those of wild pandas. We assessed the feeding behaviour (1) via observations and (2) via the determination of n-alkanes in the diet and faeces. Selection preferences in bamboo species (n = 5) and plant parts (leaves, culm, branches) were examined during the course of one year. Further, the influence of additional factors such as weather conditions and social distance were tested. Each month after fresh bamboo delivery, faecal samples were collected and the behaviour of the pandas was observed. As in giant pandas in the wild, behavioural data showed significant seasonal (p ≤ 0.001) as well as individual preferences for different bamboo species (p ≤ 0.001) and plant parts (p ≤ 0.001). Although giant pandas in the wild are known to be solitary animals, our pandas spent significant amounts of time close together. No influence of social distance or weather on food preferences was found. Season, however, was an influencing factor. These results indicate that not only in their natural habitat but also in captivity a panda’s life cycle is closely connected to that of bamboo, and that different bamboo species should be provided ad libitum to allow diet selection by the animals. The validation of the n-alkane-method for the giant panda yielded ambiguous results and warrants further investigations.
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