HÖFT, S. (2010)

Chronoethologische Untersuchungen an einer Gruppe von Klippschliefern (Procavia capensis) im Zoo Osnabrück.

Diplomarbeit

244 Seiten

Zoologisches Institut der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät
Prof. Dr. Hartl,
Dr. Udo Gansloßer, Zoologisches Institut und Museum Universität Greifswald
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Zoo Osnabrück

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Zusammenfassung:

In der vorliegenden Arbeit wurde das Verhalten einer Klippschliefergruppe (Procavia capensis) im Zoo Osnabrück untersucht. Die Gruppe bestand zum Zeitpunkt der Untersuchung aus einem adulten Männchen, fünf adulten Weibchen (ab 02.04.2010 vier) und vier Jungtieren. Für die Gruppe wurde ein Ethogramm erstellt mit Schwerpunkt auf das Sozialverhalten. Mithilfe der Sequenzanalyse nach GERBER (1976 zitiert in WILHELM und GANSLOSER 1989) und eines Binomialtestes wurden die Verhaltenselemente des Sozialverhaltens in die Kategorien "Soziopositives Verhalten“ sowie " Agonistisches Verhalten“ (mit den Kategorien " Angriffs- und Drohverhalten“ und " Defensives Verhalten“) eingeteilt. Für die Analysen wurden jeweils Aktion und entsprechende Reaktion der an dyadischen Interaktionen beteiligten Tiere vom 13.01. - 27.04.2010 aufgezeichnet. Insgesamt wurde für die quantitativen Analyse 334 Stunden beobachtet, wobei ein N = 75:647 (Anzahl der Aktions-Reaktions-Paare) erzielt wurde.

Des weiteren wurde die Chronoethologie der Klippschliefergruppe untersucht. Mithilfe von Infrarotkameras wurde das Verhalten der Tiere über 24 Stunden, über mehrere Tage aufgezeichnet. 17 Tage (17.01. - 02.02.2010) des aufgezeichneten Materials wurden ausgewertet. Dabei wurde sich auf die Verhaltenskategorien " Fressen“, " Thermoregulation unter Wärmelampe“ ( " TuW“) und " Thermoregulation ohne Wärmelampe“ ( " ToW“) beschränkt. Ziel war es zu überprüfen, ob ein 24-Stunden-Rhythmus vorliegt und ob ein fester Tagesablauf existiert. Ferner wurde der Einfluss der Wärmelampe (einzige künstliche Beleuchtung in der Innenanlage der Klippschliefer) sowie der Tierpfleger auf das Verhalten der Klippschliefergruppe untersucht.

Die Untersuchung konnte zeigen, dass die Tiere einen 24-Stunden-Rhythmus in den untersuchten Verhaltenskategorien aufwiesen. Wie wild lebende Klippschliefer war die Zoogruppe tagaktiv und auch ihr Tagesprofil entsprach demjenigen wild lebender Artgenossen. Nach dem Anschalten und vor dem Abschalten der Wärmelampe zeigten die Klippschliefer im Zoo thermoregulatorisches Verhalten unter dieser, wie wild lebende Artgenossen unter der Sonne. Fressperioden existierten am Morgen sowie nachmittags und abends, wobei die Zoogruppe, im Gegensatz zu ihren wild lebenden Artgenossen mit zwei Fressphasen, drei Gruppenfressaktivitäten zeigte. Den Rest des Tages und die Nacht verbrachten die Tiere grösstenteils mit " ToW“. Anhand der Zeitbudgets konnte gezeigt werden, dass thermoregulatorisches Verhalten den Grossteil eines 24-Stunden-Tages ausmachte (Männchen 88,73%;Weibchen 74,94%; Jungtiere 71,74%) und bezüglich des " Fressens“ sich das Zuchtmännchen, die Weibchen und Jungtiere signifikant unterschieden. Die Jungtiere (10,48%) verbrachten signifikant mehr Zeit mit Fressen als das Männchen (5,13%) oder die Weibchen (6,39%), die wiederum mehr Zeit mit Fressen verbrachten als das Männchen (bei allen p < 0; 001; Mann-Whitney U-Test). Mit "TuW“ verbrachte das Männchen signifikant mehr Zeit als die Jungtiere (p = 0; 005; Mann-Whitney U-Test).

Die Wärmelampe hatte einen Einuss auf die untersuchten Verhaltenskategorien. Die Klippschliefergruppe nutzten die Wärmelampe unmittelbar nach dem Anschalten zur Thermoregulation und auch einige Zeit vor ihrem Abschalten. Ferner frassen die Tiere fast ausschliesslich im Zeitraum, wenn die Wärmelampe angeschaltet war. Bei der Wärmelampe könnte es sich somit um einen Zeitgeber oder Maskierungsfaktor handeln. Bei den tierpfegerischen Tätigkeiten könnte höchstens die morgendliche Fütterung, die eine Fressphase initiierte, einen Zeitgeber darstellen.

Summary

The aim of the present study was to examine the behaviour of a Rock Hyrax group (Procavia capensis) living at Osnabrück Zoo. The group included one adult male, five adult females (from 02.04.2010 four) and four juveniles. For this group, an ethogram was established with a focus on social behaviour. The patterns of the social behaviour were arranged to the classes " social positive behaviour” and "agonistic behaviour” (with the classes "attack and threat behaviour” and "defensive behaviour”) by using sequential analysis following GERBER (1976 cited in WILHELM und GANSLOSER 1989) and a binomial test. Therefore, action and reaction of observed individuals, which were involved in dyadic interactions, was recorded from 13.01. - 27.04.2010. In total 334 hours were observed for the quantitative analysis, at which a N = 75.647 (number of actions-reactions-pairs) was obtained.

In addition, the chronoethology of the Rock Hyrax group was studied. For recording the behaviour of the animals over 24 hours per day, infrared cameras were used. 17 days (17.01. - 02.02.2010) of the recorded material were analysed. Herein, the analysis was focused on the behavioural categories "feeding”, "thermoregulation under heat lamp” ( "TuW”) and " thermoregulation without heat lamp” ( "ToW”). The aim was to verify whether a rhythm of 24 hours and a fixed daily routine exist. Furthermore, the influence of the heat lamp (sole artificial lighting in the indoor cage of the Rock Hyraxes) and the keepers on the behaviour of the Rock Hyrax group was analysed.

Like free-ranging Rock Hyraxes the zoo group was diurnal and its daily routine was conform to the one of free-ranging conspecifics too. After switching on and off of the heat lamp, the Rock hyrax in the zoo showed thermoregulatory behaviour under it like free-ranging conspecifics under the sun. Feeding bouts occured in the morning, in the afternoon and evening. In contrast to free-ranging conspecifics, which show two feeding bouts, the zoo hyraxes had three times of group feeding. The rest of the day and night the animals spent mostly with "ToW”. Based on time budgets it can be demonstrated that thermoregulatory behaviour took up the largest part of a 24-hour-day (male 88,73%; females 74,94%; juveniles 71,74%) and that relating to " feeding” the differences between the adult male, the adult females and the juveniles were significant. The juveniles (10,48%) spent significantly more time eating than the adult male (5,13%), and the adult females (6,39%) (both p < 0; 001; Mann-Whitney U-Test). The females spent significant more time eating than the male (p < 0; 001; Mann-Whitney U-Test).

The male spent significant more time "TuW” than the juveniles (p = 0; 005; Mann-Whitney U-Test). The heat lamp had an influence on the analysed behavioural categories. The Rock Hyrax group used the heat lamp for thermoregulation immediately after switching on and some times before beeing switched off. Furthermore, the animals fed almost exclusively when the heat lamp was on. Therefore, the heat lamp could be a zeitgeber or a masking factor. Relating to the animal keeper's activity, at most the morning feedings, which initiated a feeding bout, could be seen as a zeitgeber.

 

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