JENNY, M. et al. (2005)

JENNY, M., HOLZGANG, O. & ZBINDEN, N. (2005)

Das Rebhuhn - Symbol für eine artenreiche Kulturlandschaft.

Avifauna Report Sempach. 60 Seiten.

Zusammenfassung:

Das Rebhuhn ist eine typische Brutvogelart der ackerbaulich geprägten Feldflur und steht stellvertretend für viele heute bedrohte Tier- und Pflanzenarten mit hohen Ansprüchen an ihren Lebensraum. In der Schweiz sank der Bestand des kleinen Feldhuhns in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts von über 10000 auf wenige Individuen. Die Ursachen für diese Entwicklung liegen in der Intensivierung der Landwirtschaft. Das Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft BUWAL beauftragte 1991 die Schweizerische Vogelwarte mit einem Förderungsprojekt für das Rebhuhn, um das Verschwinden der Art zu verhindern. In enger Zusammenarbeit mit den kantonalen Behörden wurden im schaffhausischen Klettgau und in der Champagne genevoise neue Lebensräume geschaffen, dank derer die Bestände einiger typischer Brutvogelarten der offenen und halboffenen Feldflur zum Teil stark zunahmen. Die Lebensraumaufwertung kam aber für das Rebhuhn zu spät. Im Klettgau verschwanden 1993 die letzten Rebhühner der ursprünglichen Population und in der Champagne genevoise nahm der isolierte Bestand bis auf wenige Individuen ab.

In manchen Ländern reagierten Jägerkreise auf den rasanten Niedergang des Rebhuhns mit Aussetzungen grosser Mengen von Vögeln aus Zuchten. Mit diesen Aktionen konnten weder Populationen gestützt noch neue gegründet werden, weil keine Massnahmen zur Verbesserung der Lebensräume getroffen wurden. In den beiden Schweizer Projektregionen wurden hingegen mehrere Quadratkilometer des Landwirtschaftsgebietes mit Brachen und anderen arten- und strukturreichen Ausgleichsflächen stark aufgewertet. Im Klettgau konnte deshalb zwischen 1998 und 2001 geprüft werden, ob und wie ausgesetzte Rebhühner diese neu geschaffenen Ausgleichsflächen nutzen. Die Resultate waren ermutigend und erlaubten den Schluss, dass das Rebhuhn in einigen klimatisch begünstigten Gebieten unseres Landes langfristig durchaus überleben könnte - vorausgesetzt, diese Potenzialgebiete werden rebhuhngerecht aufgewertet.

Die Behörden der Kantone Schaffhausen und Genf verfolgen in enger Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Vogelwarte seit 2002 respektive 2004 das Ziel, das Rebhuhn im Klettgau und in der Champagne genevoise wieder anzusiedeln, bzw. die Bestände durch Aussetzungen und weitere Aufwertungsmassnahmen zu fördern.

Ob das Rebhuhn in der Schweiz in Zukunft wieder grössere Gebiete besiedeln wird, hängt stark von der schweizerischen Landwirtschaftspolitik ab. Trotz Ökologisierung der Landwirtschaft sind die meisten Ackerbaugebiete der Schweiz als Lebensraum für das Rebhuhn nach wie vor ungeeignet. Mit der seit 2001 gültigen Öko-Qualitätsverordnung steht ein Instrument zur Verfügung, mit dem der ökologische Ausgleich konsequent auf die Bedürfnisse typischer und bedrohter Kulturlandarten ausgerichtet werden soll. Allerdings müssen für so anspruchsvolle Arten wie das Rebhuhn auch in Zukunft neben den gesetzlich vorgesehenen Mitteln zusätzliche Massnahmen zur Verbesserung der Lebensbedingungen ergriffen werden.

Letztlich entscheidet unsere Gesellschaft, ob das Rebhuhn künftig wieder einige unserer landwirtschaftlich geprägten Regionen besiedeln wird. Es braucht dazu eine Landwirtschaft, die nicht nur qualitativ hochwertige Nahrungsmittel produziert, sondern auch den Produktionszweig "Artenvielfalt" in die Betriebsplanung integriert.

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04.06.2014 - 493