Auswertung der Sektions- und Laborbefunde von 1780 Vögeln der Ordnung Psittaciformes in einem Zeitraum von vier Jahren (2000 bis 2003)
Evaluation of necropsy and laboratory examinations of 1780 birds of the order psittaciformes in a period of 4 years (2000-2003)
Dr. med. vet. Dissertation
252 Seiten
Fachbereich Veterinärmedizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Leitung: Prof. Dr. E. F. Kaleta
Loro Parque Teneriffa
Zusammenfassung:
Zunächst werden die bei Vögeln der Ordnung Psittaciformes beschriebenen Infektionen und Krankheiten sowie die nicht-infektiösen Krankheiten und die Krankheiten einzelner Organe mit Unterstützung aktueller Fachliteratur kurz vorgestellt, wobei wegen der Fülle von Einzelpublikationen und kasuistischen Berichten überwiegend das gesicherte Wissen aus einschlägigen Monographien entnommen werden musste. Die Ziele dieser Auswertung sind zum einen die umsichtige retrospektive Auswertung der enormen Anzahl an post mortem und labordiagnostischen Arbeiten aus den Jahren 2000- 2003, um die häufigsten Todesursachen von 1298 Vögeln der Ordnung Psittaciformes aufzuzeigen und um daraus prophylaktische präventive Maßnahmen für die Vorbeugung dieser vorzuschlagen sowie diese selbst ermittelten Daten mit denen vorrausgegangener publizierter Arbeiten aus dem Loro Parque und denen anderer Untersuchungsanstalten zu vergleichen. Um diese Ziele zu erreichen sind in der vorliegenden Arbeit die Sektionsbefunde und die Ergebnisse der Laboruntersuchungen von 1298 Vögeln der Ordnung Psittaciformes aus der Kollektion der Loro Parque Fundaciόn, Teneriffa, Spanien, ausgewertet worden. Die taxonomische Einordnung der einzelnen Vögel der Ordnung Psittaciformes erfolgt in Anlehnung an die Systematik von ROWLEY und COLLAR (1997). Die eigenen Auswertungen umfassen insgesamt 1780 Vögel, die im Zeitraum von Januar 2000 bis Dezember 2003 im Loro Parque, Teneriffa, Spanien, an den Folgen spontan aufgetretener Krankheiten verendet sind. Bei 482 der 1780 Vögel ist aufgrund fortgeschrittener autolytischer Veränderungen keine Untersuchung und Beurteilung mehr möglich gewesen. Das kommt daher, dass die in den Bruthöhlen gestorbenen Küken während der Obhut der Eltern oft erst zu spät entdeckt werden, um diese Tiere noch rechtzeitig zu untersuchen und von ihnen verwertbare Befunde erstellen zu können. Die von 1298 Vögeln vorliegenden diagnostischen Befunde sind von den Veterinären des Loro Parque erarbeitet worden. Alle histopathologischen Arbeiten sind von Prof. Dr. Helga Gerlach, München und die virologischen Studien (Virusisolation und PCR) von Prof. Dr. Hermann Müller, Virologisches Institut der Universität Leipzig, durchgeführt worden. An der Clinica Veterinaria des Loro Parque werden des weiteren regelmäßig Obduktion, parasitologische Untersuchung sowie Kultur und Differenzierung von Bakterien durchgeführt. 6 Zusammenfassung 192 Alle Vögel sind in Altersgruppen (Adulte, Juvenile, Vögel aus der Baby Station, Küken sowie Neonaten) unterteilt worden, wobei die Jungtiere aus der Hand- und Elternaufzucht auch oft zusammengefasst worden sind, weil sich bei deren Einzelbetrachtung keine wesentlichen Unterschiede ergeben haben mit Ausnahme der Tatsache, dass zahlenmäßig mehr Baby Station Tiere als solche aus der Elternaufzucht vertreten gewesen sind. Die Ergebnisse der Obduktion sind in die folgenden Kategorien unterteilt worden: verhaltensbedingte-, infektiöse und nichtinfektiöse, sowie spezielle Jungtier- und Organkrankheiten. Um bei so vielen Tieren die Übersicht zu erhalten, sind sie immer nur einer der Kategorien (Alter und Krankheit) zugeordnet worden. Ist dies nicht möglich oder sind die Nebenbefunde für das Krankheitsgeschehen von zu großer Bedeutung gewesen, so ist darauf verwiesen worden. Innerhalb der einzelnen taxonomischen Gruppen sind die Erkrankungen mit unterschiedlicher Häufigkeit aufgetreten. Die Kakadus (Unterfamilie Cacatuinae) sind mengenmäßig führend bei den virus-bedingten Erkrankungen wohingegen die Neotropischen Papageien am häufigsten von Schimmelpilz-Mykosen betroffen gewesen sind. Im Vergleich zu den anderen Gruppen sind die Platycerini am häufigsten mit intestinalen Parasiten infiziert gewesen. Individuelles und soziales Fehlverhalten führen bei 204 Tieren zum Tode, was 15,7 % aller analysierten Befunde ausmacht. Dabei ist soziales Fehlverhalten am häufigsten vertreten (110) gewesen. Infektionskrankheiten haben bei 355 (27,3 %) Papageien den Tod zur Folge. Bakterien: Insgesamt sind 168 von 1298 Vögel (12,9 %) infolge bakterieller Infektionen verendet. Am häufigsten ist E. coli in 64 Fällen (4,9 %), gefolgt von Pseudomonas spp. in 23 Fällen (1,8 %) und Mykobakterien 22 Fällen (1,7 %) isoliert worden. Virus: 122 Vögel (9,4 %) der Vögel sind infolge Virus-bedingter Erkrankungen gestorben. Darunter befinden sich mit 32,0 % die neuropathische Drüsenmagendilatation, 17,2 % aviäres Polyomavirus, 14,8 % aviäres Circovirus, 13,1 % psittazines Adenovirus, 7,4 % aviäres Lymphosarkom (Virus), 1,6 % Papageien-Herpesvirus sowie 13,9 % unklassifiziertes Virus). Schimmelpilz-Mykosen: Nur 49 Individuen (3,8 %) sind infolge Schimmelpilz-Mykosen verendet. Davon entfallen 65,3 % auf Aspergillus spp., 6,1 % auf Cryptococcus spp., 4,1 % auf Zygomyzeten sowie auf Candida spp. und 20,4 % auf nicht näher klassifizierte Pilze. Intestinale Parasiten: Nur 16 Vögel (1,2 %) sind mit intestinalen Parasiten infiziert gewesen. Die Vögel des Tribus Platycerini sind mit 13 Exemplaren am häufigsten von Darmparasiten befallen. Es handelt sich hierbei in zehn Fällen (62,5 %) um Endoparasiten der Gattung 6 Zusammenfassung 193 Ascaridia, viermal (25 %) um solche der Gattung Spiruroidea und zweimal (12,5 %) sind die Nematoden nicht näher differenziert worden. Ektoparasiten können außer bei einem Melopsittacus undulatus-Küken mit Knemidocoptes spp.-Befall nicht festgestellt werden. Nicht-infektiöse Erkrankungen als unmittelbare Todesursache sind bei 739 Vögeln (56,9 %) diagnostiziert worden. Die Nieren sind am häufigsten in 113 Fällen (15,3 %) betroffen gewesen, gefolgt von den Erkrankungen der endokrinen Organe in 166 Fällen (22,4 %), wobei allein Veränderungen der Schilddrüsen 101 mal (13,7 %) zu diagnostizieren gewesen sind. Neoplasien sind 38mal als unmittelbare Todesursache zu diagnostizieren, wobei am häufigsten das Gallengangskarzinom (11 Fälle), gefolgt von Adenokarzinom (fünf Fälle) festgestellt worden ist. . Bei den 668 beurteilen Jungtieren steht der Energiemangel, d. h. ein nahezu Glykogen-freies Corpus gelatinosum im Vordergrund, wovon 138 Jungtiere betroffen gewesen sind. Dieser Fund ist interpretiert als eine spezielle aviäre Form des Energiemangels. Weitere Erforschung des Corpus gelatinosom ist im Hinblick auf das Erreichen einer höheren Überlebensrate von Papageiennestlingen unabdingbar. Ein direkter Vergleich der Spektren der nachgewiesenen Erreger und deren Häufigkeiten der Todesursachen der Vögel im Loro Parque lässt keine wesentlichen Unterschiede mit den Ergebnissen einer voran gegangenen Auswertung von SCHULZ (2002) aus den Jahren 1997 bis 1999 erkennen. Demgegenüber bestehen zum Teil erhebliche Unterschiede im Spektrum und der Häufigkeit der Erreger von infektiösen Krankheiten zu denen von MOMMER (2002), die die Befunde ausgewertet hat, die in den Jahren 1990 bis 1996 im Institut für Geflügelkrankheiten der Justus-Liebig-Universität Gießen erhoben worden sind. Diese Aussage trifft insbesondere für die größere Zahl von Nachweisen der Herpes- und Paramyxo-1-Viren, Salmonellen, E. coli, Chlamydophila spp., Aspergillus spp. in den Atemwegen und Darmparasiten zu. Diese Abweichungen führen zu dem Schluss, dass die Unterschiede in Klima und Haltungsform, Futter und Fütterungspraktiken sowie die ständige veterinärmedizinsche Versorgung wichtige Faktoren für die Erhaltung von Gesundheit, Fortpflanzung und Wohlergehen sind.
Summary:
Zunächst werden die bei Vögeln der Ordnung Psittaciformes beschriebenen Infektionen und Krankheiten sowie die nicht-infektiösen Krankheiten und die Krankheiten einzelner Organe mit Unterstützung aktueller Fachliteratur kurz vorgestellt, wobei wegen der Fülle von Einzelpublikationen und kasuistischen Berichten überwiegend das gesicherte Wissen aus einschlägigen Monographien entnommen werden musste. Die Ziele dieser Auswertung sind zum einen die umsichtige retrospektive Auswertung der enormen Anzahl an post mortem und labordiagnostischen Arbeiten aus den Jahren 2000- 2003, um die häufigsten Todesursachen von 1298 Vögeln der Ordnung Psittaciformes aufzuzeigen und um daraus prophylaktische präventive Maßnahmen für die Vorbeugung dieser vorzuschlagen sowie diese selbst ermittelten Daten mit denen vorrausgegangener publizierter Arbeiten aus dem Loro Parque und denen anderer Untersuchungsanstalten zu vergleichen. Um diese Ziele zu erreichen sind in der vorliegenden Arbeit die Sektionsbefunde und die Ergebnisse der Laboruntersuchungen von 1298 Vögeln der Ordnung Psittaciformes aus der Kollektion der Loro Parque Fundaciόn, Teneriffa, Spanien, ausgewertet worden. Die taxonomische Einordnung der einzelnen Vögel der Ordnung Psittaciformes erfolgt in Anlehnung an die Systematik von ROWLEY und COLLAR (1997). Die eigenen Auswertungen umfassen insgesamt 1780 Vögel, die im Zeitraum von Januar 2000 bis Dezember 2003 im Loro Parque, Teneriffa, Spanien, an den Folgen spontan aufgetretener Krankheiten verendet sind. Bei 482 der 1780 Vögel ist aufgrund fortgeschrittener autolytischer Veränderungen keine Untersuchung und Beurteilung mehr möglich gewesen. Das kommt daher, dass die in den Bruthöhlen gestorbenen Küken während der Obhut der Eltern oft erst zu spät entdeckt werden, um diese Tiere noch rechtzeitig zu untersuchen und von ihnen verwertbare Befunde erstellen zu können. Die von 1298 Vögeln vorliegenden diagnostischen Befunde sind von den Veterinären des Loro Parque erarbeitet worden. Alle histopathologischen Arbeiten sind von Prof. Dr. Helga Gerlach, München und die virologischen Studien (Virusisolation und PCR) von Prof. Dr. Hermann Müller, Virologisches Institut der Universität Leipzig, durchgeführt worden. An der Clinica Veterinaria des Loro Parque werden des weiteren regelmäßig Obduktion, parasitologische Untersuchung sowie Kultur und Differenzierung von Bakterien durchgeführt. 6 Zusammenfassung 192 Alle Vögel sind in Altersgruppen (Adulte, Juvenile, Vögel aus der Baby Station, Küken sowie Neonaten) unterteilt worden, wobei die Jungtiere aus der Hand- und Elternaufzucht auch oft zusammengefasst worden sind, weil sich bei deren Einzelbetrachtung keine wesentlichen Unterschiede ergeben haben mit Ausnahme der Tatsache, dass zahlenmäßig mehr Baby Station Tiere als solche aus der Elternaufzucht vertreten gewesen sind. Die Ergebnisse der Obduktion sind in die folgenden Kategorien unterteilt worden: verhaltensbedingte-, infektiöse und nichtinfektiöse, sowie spezielle Jungtier- und Organkrankheiten. Um bei so vielen Tieren die Übersicht zu erhalten, sind sie immer nur einer der Kategorien (Alter und Krankheit) zugeordnet worden. Ist dies nicht möglich oder sind die Nebenbefunde für das Krankheitsgeschehen von zu großer Bedeutung gewesen, so ist darauf verwiesen worden. Innerhalb der einzelnen taxonomischen Gruppen sind die Erkrankungen mit unterschiedlicher Häufigkeit aufgetreten. Die Kakadus (Unterfamilie Cacatuinae) sind mengenmäßig führend bei den virus-bedingten Erkrankungen wohingegen die Neotropischen Papageien am häufigsten von Schimmelpilz-Mykosen betroffen gewesen sind. Im Vergleich zu den anderen Gruppen sind die Platycerini am häufigsten mit intestinalen Parasiten infiziert gewesen. Individuelles und soziales Fehlverhalten führen bei 204 Tieren zum Tode, was 15,7 % aller analysierten Befunde ausmacht. Dabei ist soziales Fehlverhalten am häufigsten vertreten (110) gewesen. Infektionskrankheiten haben bei 355 (27,3 %) Papageien den Tod zur Folge. Bakterien: Insgesamt sind 168 von 1298 Vögel (12,9 %) infolge bakterieller Infektionen verendet. Am häufigsten ist E. coli in 64 Fällen (4,9 %), gefolgt von Pseudomonas spp. in 23 Fällen (1,8 %) und Mykobakterien 22 Fällen (1,7 %) isoliert worden. Virus: 122 Vögel (9,4 %) der Vögel sind infolge Virus-bedingter Erkrankungen gestorben. Darunter befinden sich mit 32,0 % die neuropathische Drüsenmagendilatation, 17,2 % aviäres Polyomavirus, 14,8 % aviäres Circovirus, 13,1 % psittazines Adenovirus, 7,4 % aviäres Lymphosarkom (Virus), 1,6 % Papageien-Herpesvirus sowie 13,9 % unklassifiziertes Virus). Schimmelpilz-Mykosen: Nur 49 Individuen (3,8 %) sind infolge Schimmelpilz-Mykosen verendet. Davon entfallen 65,3 % auf Aspergillus spp., 6,1 % auf Cryptococcus spp., 4,1 % auf Zygomyzeten sowie auf Candida spp. und 20,4 % auf nicht näher klassifizierte Pilze. Intestinale Parasiten: Nur 16 Vögel (1,2 %) sind mit intestinalen Parasiten infiziert gewesen. Die Vögel des Tribus Platycerini sind mit 13 Exemplaren am häufigsten von Darmparasiten befallen. Es handelt sich hierbei in zehn Fällen (62,5 %) um Endoparasiten der Gattung 6 Zusammenfassung 193 Ascaridia, viermal (25 %) um solche der Gattung Spiruroidea und zweimal (12,5 %) sind die Nematoden nicht näher differenziert worden. Ektoparasiten können außer bei einem Melopsittacus undulatus-Küken mit Knemidocoptes spp.-Befall nicht festgestellt werden. Nicht-infektiöse Erkrankungen als unmittelbare Todesursache sind bei 739 Vögeln (56,9 %) diagnostiziert worden. Die Nieren sind am häufigsten in 113 Fällen (15,3 %) betroffen gewesen, gefolgt von den Erkrankungen der endokrinen Organe in 166 Fällen (22,4 %), wobei allein Veränderungen der Schilddrüsen 101 mal (13,7 %) zu diagnostizieren gewesen sind. Neoplasien sind 38mal als unmittelbare Todesursache zu diagnostizieren, wobei am häufigsten das Gallengangskarzinom (11 Fälle), gefolgt von Adenokarzinom (fünf Fälle) festgestellt worden ist. . Bei den 668 beurteilen Jungtieren steht der Energiemangel, d. h. ein nahezu Glykogen-freies Corpus gelatinosum im Vordergrund, wovon 138 Jungtiere betroffen gewesen sind. Dieser Fund ist interpretiert als eine spezielle aviäre Form des Energiemangels. Weitere Erforschung des Corpus gelatinosom ist im Hinblick auf das Erreichen einer höheren Überlebensrate von Papageiennestlingen unabdingbar. Ein direkter Vergleich der Spektren der nachgewiesenen Erreger und deren Häufigkeiten der Todesursachen der Vögel im Loro Parque lässt keine wesentlichen Unterschiede mit den Ergebnissen einer voran gegangenen Auswertung von SCHULZ (2002) aus den Jahren 1997 bis 1999 erkennen. Demgegenüber bestehen zum Teil erhebliche Unterschiede im Spektrum und der Häufigkeit der Erreger von infektiösen Krankheiten zu denen von MOMMER (2002), die die Befunde ausgewertet hat, die in den Jahren 1990 bis 1996 im Institut für Geflügelkrankheiten der Justus-Liebig-Universität Gießen erhoben worden sind. Diese Aussage trifft insbesondere für die größere Zahl von Nachweisen der Herpes- und Paramyxo-1-Viren, Salmonellen, E. coli, Chlamydophila spp., Aspergillus spp. in den Atemwegen und Darmparasiten zu. Diese Abweichungen führen zu dem Schluss, dass die Unterschiede in Klima und Haltungsform, Futter und Fütterungspraktiken sowie die ständige veterinärmedizinsche Versorgung wichtige Faktoren für die Erhaltung von Gesundheit, Fortpflanzung und Wohlergehen sind.
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