KIFFER, K.S. (2014)

Stellung und Funktion des Hengstes bei den Przewalskipferden (Equus ferus przewalskii) und den Onagern (Equus hemionus onager) im Kölner Zoo.

Bachelorarbeit

72 Seiten & 31 S. Anhang

Zoologisches Institut Universität zu Köln.
Betreuung: L. Kolter, T. Ziegler
Kölner Zoo

Zusammenfassung:

Im Zeitraum vom 25.08 bis zum 24.10. 2014 wurde im Kölner Zoo eine Fallstudie bei den Onagern und den Przewalskipferden mit Fokus auf dem Verhalten und der Stellung der Hengste durchgeführt. Im Mittelpunkt stand die Frage, ob Verhalten, Nachbarschaften und interindividuelle Entfernungen unter ex situ Bedingungen Hinweise auf Unterschiede zwischen den Sozialstrukturen der beiden Arten geben. Bei den Przewalskipferden ist bekannt, dass die Hengste mit den Stuten in festen Haremsgruppen dauerhaft zusammen leben, wobei die Stuten von anderen Hengsten fern gehalten werden, Bei den Onagern wird angenommen, dass adulte Hengste ein Territorium besetzen und sich mit Stuten, die in losen Verbänden durchziehen, paaren, sollten sie gerade paarungsbereit sein.

Anhand von sozio-negativen Verhaltensweisen sollte ermittelt werden, ob die Tiere eine lineare Rangordnung besitzen, und wenn, welche Position der Hengst in dieser einnimmt und welche Rolle das vor allem von Hengsten gezeigte Treiben hat. Zum Vergleich wurden die entsprechenden Daten der Przewalskipferde ermittelt. Bindungen innerhalb der Gruppen wurden über sozio-positive Interaktionen, Häufigkeiten in der Nachbarschaftsverteilung an der Futterraufe, wie auch an Entfernungen außerhalb der Nahrungsaufnahme erfasst. Ob die Hengste direkt in der Gruppe integriert waren, wurde an der Häufigkeit, ob die Tiere sich in der Gruppe, oder einer Untergruppe aufhielten, wie auch dem solitären Verhalten überprüft. Darüber hinaus wurden noch Daten zu Dauer und Häufigkeit der Stereotypie des Onagerhengstes aufgenommen.
Über das „Scan Sampling“ wurden in 5-Minuten-Intervallen die Positionierung und Abstände der Tiere auf der Anlage bestimmt, sowie die länger andauernden Aktivitäten ermittelt. Zusätzlich wurde bei den Onagern das Vorhandensein von Futter und der Zugang zum Stall dokumentiert.
Mit „Behavioural Sampling“ wurden kurz andauernde soziale Interaktionen, Lautäußerungen der Hengste, wie auch das Ausscheidungsverhalten in den 4-minütigen-Phasen zwischen den Scans aufgenommen. Während einer Fokustierbeobachtung wurde die Stereotypie an zwei Wochentagen genauer dokumentiert.

Die Häufigkeit der Interaktionen wurde sowohl zwischen den Arten verglichen, wie auch zwischen den Hengsten und Stuten, innerhalb der Stuten, sowie von den Stuten an den Hengst gerichtet. Reaktionen auf andere Equiden (Grévy-Zebras) konnten dabei nur bei dem Pferdehengst über die Häufigkeit des Treibens und dessen Streifzüge durch das Gehege nachgewiesen werden. Bei dem Onager dagegen war das Treiben nicht bedingt durch die andere Equidenart in der Nähe (Poitouesel im „Bauernhof“), es diente dazu, die Stuten zu separieren, um sich dann mit ihnen paaren zu können.

Rangordnung mit eindeutigen Beziehungen zwischen jeder Paarkombination zumindest bei den Stuten, der Hengst befand sich meist in der Nähe der Stuten, auch beim Fressen, geringere Entfernungen zwischen allen Gruppenmitgliedern außerhalb der Nahrungsaufnahme sind Hinweise darauf, dass die Przewalskipferde einen festen Harem bilden. Bei den Onagern waren dabei keine eindeutigen Rangbeziehungen zwischen den Stuten erkennbar, der Hengst stand meistens alleine, sowohl während als auch außerhalb der Nahrungsaufnahme. Der Hengst scheint bei den Pferden integriert zu sein, im Gegensatz zu dem Hengst der Onager. Bindungen zwischen einzelnen Tieren, bei den Onagern beschränkt auf Mutter- Tochter Paare konnten dabei bei beiden Arten nachgewiesen werden. Bei den Przewalskipferden konnte nachgewiesen werden, dass der Hengst die Ausscheidungen der Stuten markierte, was bei den Onagern sehr viel seltener vorkam.

Es konnten Hinweise auf einen potentiellen Auslöser für die Stereotypie gefunden werden: bei geschlossenen Stalltüren trat diese am häufigsten auf. Die Variation der während der Stereotypie auftretenden Verhaltensweisen zeigt, dass noch keine völlige Ritualisierung und Fixierung stattgefunden hat.

 

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