KLEINLUGTENBELT, C.L.M. et al. (2024)

KLEINLUGTENBELT, C.L.M., CLAUSS, M., WEBER, H., WENKER, C., STAGEGAARD, J., BERNAHRD, A., ZIEMSSEN, E. & BAUMGARTNER, K. (2024)

Killing zoo animals to feed carnivores in German-speaking zoos and its acceptance by staff, visitors, and media.
Töten von Zootieren zum Verfüttern an Raubtiere in deutschsprachigen Zoos und die Akzeptanz bei Mitarbeitern, Besuchern und der Presse.

Zool. Garten N.F. 92 (2024) 99-114. doi:10.53188/zg0027

Zusammenfassung:

Zoos, die Fleischfresser halten, müssen diese Arten mit tierischem Material füttern. Mehrere Faktoren haben dazu beigetragen, dass die Verwendung von in Zoos aufgezogenen Tieren – sowohl Haustieren als auch Wildtieren – im Rahmen einer ‚Breed and Feed‘-Strategie zu diesem Zweck befürwortet wird, darunter das Wohlergehen der Futtertiere (das bei in Zoos gehaltenen Tieren möglicherweise am höchsten ist, verglichen mit Tieren aus konventioneller oder intensiver Tierhaltung, die nach Transport in einem Schlachthof getötet werden; Ermöglichen von Fortpflanzung und damit verbundener Verhaltensweisen statt Unterdrückung der Fortpflanzung in Zoos), die Nachhaltigkeit (durch Verringerung der Transporte), die Bildung (indem „Tod“ nicht aus dem im Zoo dargestellten Lebenszyklus ausgeschlossen wird), die Nachhaltigkeit der Zootierpopulationen (für welche die Produktion eines gewissen „Überschusses“ als wichtige Sicherheitsstrategie angesehen werden kann). Darüber hinaus wird angenommen, dass die Fütterung ganzer Tierkörper, einschließlich großer Kadaver, psychologische und physiologische Vorteile für die Fleischfresser mit sich bringt und auch ein didaktisches Element enthält. Im Gegensatz dazu wurde behauptet, dass die Fütterung ganzer Tierkörper und von Tieren, die in Zoos aufgezogen wurden, gesellschaftlich nicht akzeptabel sein könnte und daher ein Reputationsrisiko für Zoos darstellt. Es gibt wenig Daten über diese Fütterungspraxis. Die Autoren haben eine Umfrage unter deutschsprachigen Zoos zur Praxis der Fütterung von Zootieren durchgeführt und die Meinung der Zoos darüber erfragt, welche Tierarten von dieser Praxis ausgeschlossen werden sollten, sowie die Erfahrungen der Zoos hinsichtlich der Reaktion von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Besucherinnen und Besuchern sowie der Presse auf solche Fütterungen. Insgesamt nahmen 36 Zoos an der Umfrage teil, die bei insgesamt 223 Fütterungen (21 % Haustierarten und 79 % Wildtierarten; 87 % Säugetierarten) Tiere aus der eigenen Zoohaltung an ihre Fleischfresser verfüttert hatten. Die am häufigsten verfütterte Gruppe war die der mittelgroßen nicht domestizierten Wiederkäuer mit 25,6 % aller Fütterungen, gefolgt von mittelgroßen domestizierten Wiederkäuern mit 22,0 %. Das am häufigsten genannte Taxon, das als nicht zur Verfütterung geeignet betrachtet wird, sind die Menschenaffen; im Gegensatz dazu haben vier der neun teilnehmenden Zoos, die Elefanten halten, diese nicht grundsätzlich von der Fütterung ausgenommen (es wurde aber keine Verfütterung eines Elefanten gemeldet). Die Reaktionen des Personals und der Besucher wurden mehrheitlich als „akzeptierend“ eingestuft, während die Presse die Fütterungen überwiegend ignorierte. Bei der Bewertung nur der nicht ignorierten Ereignisse hatte das Zoopersonal die höchste Akzeptanzrate, gefolgt von den Besuchern, während die Reaktionen der Presse hauptsächlich neutral waren, gefolgt von positiven Reaktionen, während negative Reaktionen an dritter Stelle standen (alle drei aber deutlich weniger als gar keine Reaktion). Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass – zumindest in den teilnehmenden Zoos – die Reaktionen der Öffentlichkeit auf die Praxis der Fütterung von Zootieren an Zootiere nicht als prohibitiv angesehen werden müssen. Kontinuierliche Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit, die die vielen guten Gründe für diese Praxis hervorhebt, könnte ihre Akzeptanz weiter erhöhen. Dies sollte sich auch in den Management-Konzepten von Zoos widerspiegeln, die das Töten und Verfüttern von Zootieren an Zootiere nicht als Einzelfall-Lösungen für Surplus-Individuen beschreibt, sondern als Teil eines holistischen Konzeptes von Tierhaltung, Zucht und Wohlergehen.

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