Gibt es altersbedingte Unterschiede im Verhalten gegenüber Weibchen bei männlichen Orang-Utans (Pongo pygmaeus, Lacepede 1799)? - Eine Verhaltensbeobachtung im Zoo Hannover.
Bachelorarbeit
53 Seiten
Universität Hildesheim Studiengang BA MNW, Fach Biologie (Betreuer / Erstgutachter: Heiko Richter) und
Zoo Hannover (Betreuung: Dipl. Biol. Joachim Haßfurther)
Zusammenfassung:
Für eine Verhaltensbeobachtung umfasst die vorliegende Arbeit lediglich einen geringen Zeitraum. Trotz dieses eng gesteckten Rahmens lassen sich die wichtigsten Erkenntnisse in aller Deutlichkeit darstellen. Der in der Literatur beschriebene Unterschied im Verhalten von Männchen unterschiedlichen Alters im Allgemeinen sowie gegenüber Weibchen im Speziellen zeigt sich in dieser Beobachtung mehrfach. Obwohl es wenig spezialisierte Literatur gibt, die sich mit dieser Thematik im Detail beschäftigt, konnten die Ergebnisse doch fachlich eingeordnet und interpretiert werden.
In Zukunft ist es interessant die Entwicklung des Männchens Jambi weiterzuverfolgen. Legt man diese Arbeit zugrunde, könnte es durchaus möglich sein, dass sich das Verhalten Jambis immer weiter an das des ausgewachsenen Männchens annährt und es dadurch zu einer Kopulation mit dem Weibchen kommt. Die weitere Beobachtung könnte klären, ob es sich bei Kajans Desinteresse an Sexualkontakten, um eine persönliche Ausprägung oder eher um eine von äußeren Bedingungen (Gehegebedingungen, Störung durch Besucher, etc.) beeinflusste „Enthaltsamkeit“ handelt. Darüber hinaus sei auf die die „sampling rules“ verwiesen (siehe Kapitel 4), bei denen die Beobachtung zu den regulären Öffnungszeiten des Zoos bestimmt wurde. Aus diesem Grund konnten lediglich kleine Zeitspannen beobachtet werden und gewisse Tageszeiten (früher Morgen, später Abend, Nacht) finden in der Arbeit keine Berücksichtigung. Mögliche Sexualkontakte in dieser Zeit konnten nicht beobachtet werden. Um dieses Problem zu lösen, wäre eine Änderung der „sampling rules“ erforderlich. Es bleibt zu hoffen, dass die noch relativ junge Gruppe der Orang-Utans in den kommenden Jahren noch genügend Chancen findet, um sich fortzupflanzen. Mut machen dabei die beobachteten Annäherungen zwischen Kajan und Miri sowie die Tatsache, dass sich das richtige Sexualverhalten bei Jambi erst noch entwickeln wird.
Abschließend ist zu bemerken, dass es sich bei Orang-Utans im Allgemeinen um sehr vorsichtig agierende und hochintelligente Wesen handelt, bei denen schon kleine Einflüsse der äußeren Umwelt das Verhalten beeinflussen. Sie überdenken Geschehnisse und können mögliche Konsequenzen absehen. Die Aufgabe des Zoos muss es jetzt sein, nichts unversucht zu lassen, um die Tiere einander interessant zu Fazit 39 machen. Möglicherweise könnte eine zeitlich begrenzte räumliche Isolation den gewünschten Erfolg bringen, da bei Orang-Utans auch Einsamkeit als nicht schlimm erachtet wird (vgl. GALDIKAS 1995, S. 108). Auch die Umstrukturierung des Geheges könnte den Tieren möglicherweise als Motivation ausreichen. Ebenfalls wäre ein Austausch der Weibchen innerhalb des Zoos Hannover möglich, um zu überprüfen, ob sich die Verhaltensweisen der Männchen gegenüber dem anderen Weibchen ändern und zum Erfolg führen.
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