Verhaltensbeobachtungen an Mandrillus sphinx im Zoo - Vergleich der Mutter-Tochter-Beziehungen und Analyse ausgewählter Verhaltensweisen des Männchens.
Bachelorarbeit
36 Seite
AG Entomologie, Lehrstuhl für Zoologie, Technische Universität München
Leitung; Prof. Gersmeier
Tierpark Nordhorn
Zusammenfassung:
Die Mandrill zeigen, wie keine andere Affenart im Tierpark Hellabrunn, ein stark ausgeprägtes besucherorientiertes Verhalten. Dabei erstreckt sich dieses nicht nur auf das Männchen sondern auf die ganze Gruppe.
Die Art der Reaktion auf die Besucher unterscheidet das Männchen jedoch von den Weibchen, welche ein eher aggressives Verhalten zeigen.
Die genauere Betrachtung des Verhaltens legt nahe, dass auch das Männchen eher geneigt ist auf Kinder zu reagieren. Der Grund dafür ist jedoch nicht bekannt.
Insgesamt zeigen die Mandrill und im Besonderen das Männchen jedoch keine außergewöhnlich hohe Stressreaktion auf die Besucher im Zoo.
Probleme könnte jedoch in absehbarer Zeit das Bettelverhalten des Männchens darstellen. Die Besucher reagieren auf den Bettelversuch mit Mitleid und in seltenen Fällen wird das Männchen auch mit allerlei Lebensmitteln gefüttert.
Die Fütterungsverbotsschilder am Außengehege werden dabei vollkommen ignoriert oder einfach übergangen. Außerhalb der Beobachtungszeiten wurden Beobachtungen dazu gemacht und notiert. Oft handelte es sich nicht nur um künstliche Lebensmittel, wie Gebäck oder Süßigkeiten, es wurden ebenfalls Plastikverpackungen und bedrucktes Papier gefüttert. Da das Männchen die Angewohnheit zu besitzen scheint alles anzunagen, könnte das Fehlverhalten der Besucher zu Gesundheitsrisiken für das Tier führen. Nicht nur dadurch, dass es vielleicht künstliche Lebensmittel schlechter verträgt, auch das Verschlucken von Plastikgegenständen könnte zu Problemen führen.
Zu empfehlen wäre die Beobachtungen am Männchen in jedem Fall weiter fortzuführen, nicht nur in Bezug auf das Verhalten gegenüber Besuchern.
Innerhalb der Gruppe scheint das Männchen eine wichtige Rolle einzunehmen. Vor dem Tod des Männchens Jimmy sah die Rangfolge der Weibchen innerhalb der Gruppe deutlich anders aus. Durch die Favorisierung des Weibchens Mette durch Jimmy, kam jener ein hoher Rang innerhalb der Gruppe zu. Nach dessen Tod schien sich das wesentlich aktivere Weibchen Inge durchzusetzen mit Hilfe ihres leicht aggressiveren Verhaltens anderen Gruppenmitgliedern gegenüber. Auch die Favorisierung durch das Männchen Jo könnte beim Wechsel der Rangfolge eine Rolle spielen.
Innerhalb der Mutter-Tochter-Beziehungen haben Inge und Kara ein sehr inniges und liebevolles Verhältnis. Auseinandersetzungen zwischen den beiden verliefen sehr milde und hatten oft eher einen spielerischen Aspekt inne. Die Auseinandersetzungen zwischen den Weibchen Katja und Mette schienen viel heftiger zu sein, zudem ist deren Beziehung zueinander eher von Ausweichverhalten und antagonistischen Verhaltensweisen geprägt. Das Weibchen Katja zeigte zudem Tendenzen zu aggressivem Verhalten allen Gruppenmitgliedern gegenüber. Es zeichnet sich zurzeit ein Konflikt zwischen Inge und Katja ab, dabei versucht Katja häufig Inges Aufmerksamkeit zu bekommen. Inge antwortet mit Drohgebärden. Hat die Interaktion eine gewisse Dynamik erreicht, so schreitet das Männchen Jo ein indem es oft Katja verjagt.
Das Aggressionsverhalten des Männchens Jo nahm dabei einige Male ein bedenkliches Ausmaß an. Zudem ist zu beachten, dass in dieser Arbeit nur antagonistische Verhaltensweisen mit hohem Aggressionspotential gemessen wurden. Kleinere Auseinandersetzungen wurden nicht berücksichtigt. Die gemessenen Verhaltensweisen waren mit einem hohen Stresslevel der Weibchen verbunden. Da die antagonistischen Verhaltensweisen des Männchens in ihrer Häufigkeit und Stärke zuzunehmen scheinen ist die Rolle innerhalb der Gruppe noch einmal zu überdenken.
Die hier beschriebenen Verhaltensweisen des Männchens sollten ebenfalls weiter verfolgt werden. Besonders das Verhalten „Spinning“ ist es wert näher betrachtet zu werden über längere Zeit. Es wäre z.B. sehr interessant wann dieses Verhalten verschwindet oder ob es ein Leben lang erhalten bleibt. Da andere junge Mandrill aus anderen Zoos das gleiche Verhalten zeigten, aber nicht weiter beobachtet wurden, konnte dies nicht weiter verfolgt werden . Auch der Zweck des Verhaltens interessant.
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