Inter- und intraspezifische Interaktionen sowie Raumnutzung von Breitmaulnashörnern (Ceratotherium simum) in Gemeinschaftshaltung mit anderen afrikanischen Makroherbivoren.
Diplomarbeit
81 Seiten
Fakultät für Biologie und Biotechnologie, Ruhr-Universität Bochum
(Betreuung: Prof. Dr. Wolfgang H. Kirchner) und
ZOOM Erlebniswelt, Gelsenkirchen
Zusammenfassung:
Gemeinschaftshaltungen verschiedener Spezies mit ähnlichen Habitatansprüchen sind in vielen zoologischen Einrichtungen zu finden, erweisen sich aber nicht immer als erfolgreich. In der vorliegenden Arbeit wurde ermittelt, wie sich die Raumnutzung und die interspezifischen Interaktionen von Breitmaulnashörnern, Böhm-Zebras, Elen-Antilopen, Großen Kudus, Rappen-Antilopen und Springböcken gestalteten. Zudem wurden das Aktivitätsbudget und die intraspezifischen Interaktionen der Nashörner genauer untersucht.
Für die vorliegende Arbeit fanden die Beobachtungen von Anfang Juli bis Ende Oktober 2008 in der ZOOM Erlebniswelt Gelsenkirchen statt. Von der 23 000m² großen Gemeinschaftsanlage Grassavanne ist der 5 000 m² große Bereich der Nashörner durch eine Mauer abgetrennt, welche von den kleineren Tierarten an Durchlässen passiert werden kann. In 291 Stunden wurden mittels scan-, focal-animal- und behavioural-sampling die Daten für die Untersuchung gewonnen.
Die Auswertung der Raumnutzung ergab, dass die Anlagenfläche von den Tieren vollständig genutzt wird. Der Nashornbereich und die nördliche Fläche wurden von den meisten Arten seltener aufgesucht und sie mieden die unmittelbare Nähe zu den Besuchern. Morgens hielten sich fast alle Tiere an den Futterflächen auf, bei schlechtem Wetter standen bis auf die Springböcke und Nashörner alle Arten vor den Schutz bietenden Stalleingängen.
Das Aktivitätsbudget der subadulten Tiere gleicht in der Verteilung dem anderer in Gefangenschaft gehaltener Nashörner. Sie fraßen am Vormittag, darauf folgte eine Ruhepause und den Rest des Tages verbrachten sie mit verschiedenen Aktivitäten, die immer wieder von Ruhepausen unterbrochen wurden. Insgesamt ruhten sie die Hälfte der Zeit, die sie auf der Anlage verbrachten.
Intraspezifische Interaktionen der Nashörner bestanden hauptsächlich aus Hornkämpfen des Bullen mit den Kühen, was für subadulte Tiere typisch ist. Es gab eine klare Rangordnung mit einem Weibchen an der Spitze und dem Bullen als deutlich untergeordnetem Tier. Interspezifische Interaktionen nahmen nur einen sehr geringen Teil ein und fanden hauptsächlich an der Futterstelle der Nashörner zwischen dem Bullen der Elen-Antilopen und den Nashorn-Kühen statt. Zudem zeigten die Zebras den Jungtieren der Antilopen gegenüber spontan aggressives Verhalten, ansonsten gab es kaum agonistische Interaktionen. Es herrschte eine relativ klare Rangordnung, die über die Zeit konstant blieb. Gemischte Herden wurden lediglich an Futterstellen sowie im Schutz des Vorstallbereichs beobachtet, ansonsten blieben die Arten weitestgehend unter sich.
Die Anlage ist ein Beispiel für eine erfolgreiche Gemeinschaftshaltung von Makroherbivoren, die ohne größere agonistische Interaktionen zusammen leben und die Anlagenfläche nach ihren spezifischen Ansprüchen nutzen.
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