MANATI, A. R. (2008)

Handel mit Fellen von Großkatzen und die Abklärung der Unterartenfrage beim Leoparden in Afghanistan.

Dissertation

125 Seiten

Ganzer Text

Universität zu Köln, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät, Zoologisches Institut
Betreuung: Der Professor Dr. Gunther Nogge
Zoo Köln

Zusammenfassung:

Über insgesamt vier Jahre wurde auf afghanischen Bazaren das Angebot an gefleckten Katzenfellen, insbesondere Leoparden und Schneeleoparden, kontrolliert. Im Jahre 2004 wurden in Kabuler Geschäften insgesamt 28 Leopardenfelle angekauft und 21 zum Durchschnittspreis von 825 $ verkauft. Im selben Jahr wurden 25 Schneeleopardenfelle angekauft und 19 zu einem mittleren Preis von 583 $ weiter verkauft. 2006 wurden schon bei einer einzigen Kontrolle doppelt so viele Leopardenfelle zum Kauf angeboten wie 2004 im ganzen Jahr. Auch die Preise lagen bei einem Mittel von 1037 $ rund 20 % höher als zwei Jahre zuvor. Ebenso lag das Angebot an Schneeleopardenfellen mit 21 höher als 2004 und der Durchschnittspreis betrug 652 $. Im Jahre 2007 lagen alle Werte auf dem Niveau von 2006. Als Kunden treten ausnahmslos Ausländer auf. Die Erhebungen in Mazar-e-Sharif, Kunduz, Takhar und Faiz Abad 2004, 2006 außerdem in Baharak und Ishkashem in der Provinz Badakhshan ergaben, dass es auch dort einen, zwar nicht so umfangreichen, aber regelmäßigen Handel mit gefleckten Katzenfellen gibt. Der interessanteste Fund war der eines Gepardenfelles in Mazar-e-Sharif, dem ersten Nachweis für diese Art seit 35 Jahren. Durch die Erhebungen konnte nachgewiesen werden, dass der Leopard in seinem gesamten afghanischen Verbreitungsgebiet noch existiert. Allerdings lassen sie keine Aussagen über die Größe der Bestände im Freiland und deren Bedrohung durch die Jagd zu. Im Gegensatz dazu liegen für den Schneeleoparden Bestandsschätzungen aus jüngster Zeit vor, wonach insgesamt noch 100 bis 200 Tiere dieser Art in Afghanistan leben sollen. Gibt man diese Zahlen sowie die jährlichen Umsätze an Schneeleopardenfellen auf den Bazaren in eine Existenzgefährdungsanalyse (Population and Habitat Viability Analysis) ein, kommt man zu der alarmierenden Prognose, dass der Schneeleopard in Afghanistan innerhalb von zehn Jahren ausgerottet sein wird. Um die in Afghanistan vorkommenden gefleckten Katzen besser zu schützen, bedarf es erstens eines besseren Vollzugs der bestehenden Gesetze und zweitens einer Bewusstseinskampagne bei den potentiellen Käufern, den in Afghanistan lebenden Ausländern. In einem weiteren Teil dieser Arbeit sollte die Unterartenfrage der Leoparden in Afghanistan geklärt werden. Von den 27 beschriebenen Unterarten sollen vier auf afghanischem Gebiet vorkommen. Aufgrund einer molekularbiologischen Revision der Art kommt in Afghanistan allerdings nur eine einzige Unterart, Panthera pardus saxicolor, vor. Zur Klärung der Unterartenfrage waren die Felle auf den Bazaren vermessen worden. Die Auswertung ergab, dass die Leoparden in Afghanistan zwar die größten ihrer Art sind. Eine weitere Differenzierung nach der Herkunft innerhalb Afghanistans war jedoch nicht möglich. Ebenso fragwürdig erscheint die traditionelle Aufteilung in Unterarten aufgrund der Fellzeichnung. Im Gegensatz zu den publizierten molekularbiologischen Untersuchungen standen hier nicht nur Proben von Zootieren, sondern auch von Wildfängen zur Verfügung. Die eigenen Befunde bestätigen, dass alle Leoparden Irans und Afghanistans derselben Unterart angehören. Lediglich nach Ostafghanistan reicht das Verbreitungsgebiet des indischen Leoparden, Panthera pardus .fusca, hinein. Das Zuchtbuch der Zoopopulation des persischen Leoparden wurde analysiert. Die gesamte Population geht auf wenige Gründertiere zurück, die Mitte der fünfziger Jahre aus Iran und Ende der sechziger Jahre aus Afghanistan importiert wurden. Um Inzucht zu vermeiden, wurden die iranische und die afghanische Linien im Laufe der Zeit vermischt. In allen mehr als hundert heute in den Zoos lebenden persischen Leoparden fließt Blut eines 1968 aus Kabul nach Köln importierten Weibchens. Die Vermischung der beiden Linien wird durch die genetischen Befunde nachträglich gerechtfertigt. Allerdings sollte man die jüngst aus dem Kaukasus in die Zoopopulation importierten Tiere einem genetischen Test unterziehen, bevor sie endgültig in die Population integriert werden.

Abstract:

Over a time of four years the bazars of Afghanistan were surveyed for furs of spotted wild cats, in particular leopards and snowleopards. In 2004 in Kabul a total of 28 furs of leopards were purchased by shopkeepers and 21 sold at an average price of 825 $. In the same year 25 furs of snowleopards were purchased and 19 sold to clients at an average price of 583 $. In 2006 at a single inspection double as many furs of leopards were found to be offered for sale in comparison to the whole year of 2004. Also prices had increased over the two years by 20 % to an average of 1037 $. Similarly the number of furs of snowleopards at 21 pieces was higher than in 2004, and the prices had increased to an average of 652 $. In 2007 numbers and prices were on the same level of 2006. Clients were without any exception foreigners. Surveys in 2004 in Mazar-e-Sharif, Kunduz, Takhar and Faiz Abad, in 2006 additionally in Baharak and Iskashem in the province of Badakhshan, revealed a regular trade in furs of spotted cats, however not as extensive as in Kabul. The most interesting finding was a fur of a cheetah in Mazar-e-Sharif, the first record of this species after 35 years. From the surveys can be concluded that leopards still exist in the whole range of its distribution area in Afghanistan. However they don't allow any conclusion on the population size and its threat by hunting. In contrast to the leopard there exists a recent estimation of the population size of the snowleopard, saying that there are still 100 to 200 snowleopards living in Afghanistan. On the basis of these figures as well as the numbers of furs traded annually a Population and Habitat Viability Analysis was conducted. The result of this analysis is alarming. It has to be assumed that the snowleopard will be extinct in Afghanistan within the next ten years. To improve the protection of spotted cats in Afghanistan it needs both, a better implementation of the existing legislation as well as an awareness campaign among potential clients, i. e. foreigners living in Afghanistan. The second part of this thesis deals with the question of subspecies of leopards in Afghanistan. Out of the 27 subspecies descibed four are believed to exist in Afghanistan. However, according to a molecularbiological revision of the species there occurs only one subspecies in Afghanistan, Panthera pardus saxicolor. To clarify the subspecies question various measures of furs had been taken in the bazars. The results revealed that the leopards in Afghanistan are the biggest of its species. However a further differentiation according to the area of origin within the country was not possible. Also the traditionell differentiation on the basis of colours and patterns on the furs was not possible. In contrast to the molecularbiological investigations published not only samples of zoo animals were available in this study but also samples from the wild. The own results confim that almost all leopards from Afghanistan and Iran belong to one and the same subspecies. Only in the most eastern part of Afghanistan, the Indian leopard, Panthera pardus fusca, can be found. The International Studbook for the Persian Leopard was analysed. The whole population derives from a few founder animals, which were imported in the midth fifties from Iran and in the late sixties from Afghanistan. To avoid inbreeding lateron the Iranian and the Afghan lines were mixed. A female imported in 1968 from Kabul to Cologne is represented in each of the more than 100 today living animals.Mixing the two lines subsequently is justified by the genetic results of this study. Recently acquired animals from the Caucasus, however, should be tested genetically before integrating them into the zoopopulation.

 

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