MICHEL, V., CLAUSS, M., MÜLLER, D. W. H. & HAMMER, S. (2021)
A new feeding concept offering species-appropriate animal enrichment and visitor attraction at the same time.
Fütterung durch Besucher: Raufutter für im Zoo gehaltene Pflanzenfresser.
Zool. Garten N.F. 89 (2021) 1-16.
Zusammenfassung:
Zoologische Gärten fungieren in unserer zunehmend urbanisierten Welt als wichtige Kontaktstelle zwischen Mensch und Tier. Für Zoologische Gärten ist es eine Herausforderung, einerseits dem Bedürfnis der Besucher nachzukommen, Tiere zu füttern, und gleichzeitig den Tierbestand vor den negativen Einflüssen der Besucher zu bewahren. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, welche Effekte ein neues Raufutter-Fütterungskonzept für in Zoos gehaltene Pflanzenfresser, sowohl auf die Tiere als auch auf die Besucher hat. Bei diesem Konzept erhalten Zoobesucher die Möglichkeit, Raufutter in Form von Gras oder Heu an verschiedene Tiere zu verfüttern. Für die Datenaufnahme wurden die Gehege von Hausrindern und Zwergzebus (Bos primigenius taurus, B. p. indicus) mit den dazugehörigen Besucherbereichen mittels Kameraaufnahmen über einen Zeitraum von jeweils 30 Tagen in zwei aufeinander folgenden Jahren dokumentiert. Die Aufnahmen fanden zeitgleich in drei verschiedenen Zoologischen Gärten statt. Während in einem dieser Zoos das Fütterungskonzept bereits in beiden Jahren existierte, wurde die Fütterungsanlage in den anderen beiden Zoos im zweiten Jahr vor der Datenaufnahme errichtet.
In den zwei Zoos, in denen die Fütterungsanlage erst im Folgejahr gebaut wurde, stieg die durchschnittliche tägliche Anzahl der Besucher vor den jeweiligen Gehegen, genauso wie die Anzahl der Fälle, in denen ein Tier gezielt auf einen Besucher zukam. Auch die Gesamtzeit, die Besucher und Tiere zusammen verbrachten, verlängerte sich. Während im Vergleich der beiden Jahre kein Unterschied bei der Gesamtzeit feststellbar war, die ein Tier mit der Nahrungsaufnahme verbrachte, ergab sich nach dem Einbau der „Besucher-Fütterungsstation“ eine gleichmäßigere Verteilung der Futteraufnahme über den Tag. Die untersuchte Fütterungsstation eröffnet damit die Möglichkeit einer Verbesserung des Tierwohls für bestimmte Tierarten und ermöglicht den Zoobesuchern gleichzeitig eine individuelle Tier-bzw. Fütterungserfahrung.
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