Environmental Enrichment bei im Zoo gehaltenen Nasenbären.
Masterarbeit
99 Seiten
Universität Wien
Betreuer: ao. Univ.-Prof. i.R. Dr. Helmut Kratochvil
Zoo Wien, Aachener Tierpark Euregiozoo, Zoo Berlin
Zusammenfassung:
Die Verwendung von Environmental Enrichment, wie das Anbieten von Spielzeugen, futterenthaltenden Objekten, Kletter- oder Versteckmöglichkeiten, ist eine weitver-breitete Methode zur Verbesserung der Lebensbedingungen zoolebender Tiere. Be-sonders Fütterungsenrichment hat nachweislich eine reduzierende Wirkung auf das Auftreten stereotyper Verhaltensweisen. Stereotypien, also starre, sich wiederholen-de Bewegungsmuster, die scheinbar keinen Zweck erfüllen, treten vermehrt bei Carnivoren auf und wurden ausführlich bei Bären und Großkatzen untersucht.
In dieser Arbeit wurden Verhaltensbeobachtungen bei Nasenbären des Tiergartens Schönbrunn, Wien, Österreich und des Aachener Tierparks Euregiozoo, Aachen, Deutschland, durchgeführt. Zur Untersuchung der Auswirkungen von Futterenrichment auf auftretende Verhaltensauffälligkeiten wurden drei hölzerne Fut-terkisten mit verschiedenen Öffnungsmechanismen angefertigt. Diese wurden mit Futter gefüllt und – nach einer ersten Phase der Beobachtung des alltäglichen Ver-haltens der Tiere – an zufällig ausgewählten Tagen anstatt einer regulären Fütterung in die Gehege eingesetzt.
Vorher beobachtete Verhaltensauffälligkeiten konnten in ihrer Auftretenshäufigkeit signifikant verringert werden, jedoch blieb die erwartete Aktivitätssteigerung der Tiere aus. Es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen der Häufigkeit stereotyper Verhaltensweisen in der letzten Woche mit den Kistenversuchen und der dritten Be-obachtungsphase, in der keine Kisten angeboten wurden. Es war demnach ein län-ger anhaltender positiver Effekt des Futterenrichments zu beobachten.
Innerhalb weniger Versuchstage entwickelten die Tiere Öffnungstaktiken, um inner-halb möglichst kurzer Zeit an das in den Kisten enthaltene Futter heranzukommen. Eine direkte Öffnung der Mechanismen fand bei zwei der drei Kisten statt. Die dritte Kiste wurde durch wahlloses Wenden, anstatt durch direkte Betätigung des Öff-nungsmechanismus, entriegelt. Es fand keine weitere Modifikation dieser Herange-hensweise hin zu einer direkten Öffnung des Verschlussmechanismus statt.
Das Interesse an den Futterkisten variierte zwar, zeigte zum Ende der Versuchsreihe hin aber keine deutliche Abnahme. Somit verloren die Kisten auch nach mehrfacher Anwendung durch die häufigen kistenfreien Tage nicht an Reiz für die Tiere.
Abstract:
The use of environmental enrichment, giving animals toys, food-containing objects, climbing devices or places to hide, is a widespread method of improving animal wel-fare in zoos. Especially the presentation of feeding enrichment verifiably reduces the appearance of stereotypic behaviour patterns. Stereotypies are invariable repetitive behaviour displays that do not seem to serve any purpose. Increased performances of stereotypic behaviour can be observed in carnivores and were studied extensively in bears and big cats.
In this thesis, behavioural observations of coatis were conducted in two zoos, Tiergarten Schönbrunn, Vienna, Austria and Aachener Tierpark Euregiozoo, Aachen, Germany. To analyse the effect of feeding enrichment on zoo-living coatis, three wooden boxes with different fastening-mechanisms were offered. After creating an ethogramm of the coatis’ everyday behaviour, the food-filled boxes were presented to the experimental animals at haphazardly chosen days. The regular feeding was paused during these days.
Established stereotypic behaviour patterns, as pacing or “dental-floss behaviour”, were reduced by the presentation of feeding-enrichment-boxes. An expected in-crease in activity did not occur. No significant differences between the behaviour in the last experimental week and stage 3, when no boxes were offered, were found. Thus, a long-term positive effect of the feeding boxes could be demonstrated.
Within a few days of the experiment, the animals learned a purposeful use of the boxes, which allowed them to attain the contained food within the shortest possible time. Two of the three feeding items were opened directly by unlocking the fastening mechanisms. The third box was not opened directly, but by chance. The coatis turned the box over and over again until the mechanism accidentally unlocked. This strategy was not modified, because it led to the desired result.
The animals showed a varying interest in the boxes, but no decline in interest to-wards the end of the experimental period could be detected. Even though the same feeding boxes were presented multiple times, the coatis were consistently interested in them, which could result from the irregular presentation times.
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