Aktivitäts- und Präferenzanalysen des Malayischen Flughundes (Pteropus vampyrus) in einem künstlich angelegten Tropenhabitat.
Activity and preference analysis of the Malayan flying fox (Pteropus vampyrus) in an artificial tropical habitat.
Masterarbeit
73 Seiten
Fakultät für Biologie und Biotechnologie, Ruhr-Universität Bochum
Betreuer: Prof. Dr. Wolfgang H. Kirchner
Zoom Erlebniswelt Gelsenkirchen
Zusammenfassung:
Das Verhalten von Tieren in Gefangenschaft kann nie im Ganzen mit dem in freier Natur übereinstimmen, auch wenn die Voraussetzungen, zum Beispiel die Haltung in einer weitgehend naturgetreuen Umgebung, größtenteils optimal sind und dem entsprechen, was dem Menschen für die Tierhaltung möglich ist. Zoologische Einrichtungen sind unter anderem durch das gegebene Platzangebot in soweit beschränkt, als dass den Tieren nicht der in freier Wildbahn zur Verfügung stehende Raum geboten werden kann. Dies schränkt die Tiere in ihren natürlichen Bedürfnissen und im Verhaltensrepertoir ein. Auch die Tatsache, dass manche natürlichen Gegebenheiten, wie zum Beispiel das Vorhandensein von Prädatoren, das selbstständige Aufsuchen von Nahrung und Änderungen in den Witterungsverhältnissen wegfallen, führt ebenso zu Verhaltensänderungen, wie auch der tägliche Kontakt mit den Zoobesuchern. In dieser Arbeit konnte nachgewiesen werden, dass bei den Flughunden ein Adaptationserfolg an das künstliche Habitat stattgefunden hat. Es werden viele Verhaltensweisen gezeigt, die auch bei freilebenden Flughunden zum natürlichen Verhaltensrepertoir zählen. Auch haben die Besucher keinen negativen Einfluss auf das Verhalten der Tiere. Zwar reagieren diese bei ungewohnten Geräuschen, doch der Störfaktor kann als relativ gering bewertet werden. Die Ausflugszeit der Tiere richtet sich, wie in freier Wildbahn auch, nach dem Zeitpunkt des Sonnenuntergangs und der Lichtintensität, so dass die Haltung in einer Halle und die Dachkonstruktion scheinbar keinen Einfluss auf dieses Verhalten haben. Anhand der fünf Kriterien zur Beurteilung der Zootierhaltung konnten die Haltungsbedingungen, in denen die Flughunde der ZOOM Erlebniswelt gehalten werden, als adäquat bzw. artgerecht beurteilt werden. Auch eine Anpassung an das gegebene Baum- und Nahrungsangebot hat stattgefunden. Die Tiere nutzen in vielerlei Hinsicht die ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen. Ausnahmen stellen die schwer zugänglichen Bereiche über und neben den Affengehegen dar. Alle anderen Bereiche sind für die Tiere leicht erreichbar und werden in Anspruch genommen. Wie in freier Natur haben sich bezüglich der Ruheplatz- und Nahrungswahl Präferenzen gebildet. So präferieren die Tiere beispielsweise Bäume als Ruheplätze, die parallel als Nahrungsquelle dienen. Auch konnte eine Tendenz zu Ruheplätzen mit großer Distanz zu den Besuchern beobachtet werden.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die gehaltenen Flughunde in vielerlei Hinsicht die Möglichkeit haben, ihren natürlichen Trieben nachzugehen und sich somit an die gewählten Bedingungen anpassen können.
Abstract:
Behavioral patterns of animals in captivity may never occur for those in wildlife. Even in ideal conditions like lifelike environments, human keeping of animals does not comply with life in nature. Among other things zoological facilities are limited in capacity, so that they cannot afford the same space as in wildlife. This circumstance restrains animals to follow up their natural requirements and their behavior repertoire. Because of missing real natural conditions like the existence of predators, the autonomous search for nutrition and change of atmospheric conditions, animals modify their natural behaviors. These circumstances also occur by daily contact with the visitors of the zoo.
The present master thesis shows a proof of adaption to an artificial tropical habitat by the flying foxes. The observed animals showed plenty of behavioral patterns as their conspecifics in wildlife. The thesis also shows that visitors do not have any influence to the animals’ behavior. Though the animals responded to unfamiliar sounds, the disturbance can estimated as an insignificant factor. The flight time of the animals acts in accordance, as in the wild, to the point of time in which the sunset occurs and to the light intensity, so the state of being kept in captivity and the construction of the roof appear to have no influence on the behavior. With the help of five criteria to estimate the keeping in the zoo, the conditions in which the flying foxes of the ZOOM Erlebniswelt are kept could be estimated to be adequate and appropriate to the species. An adaption to the given tree and food supply has also taken place. As far as it is possible, the animals use the available resources in many aspects. Only the difficult accessible areas above the monkey compounds and next to it are an exception. All other parts of the hall are easy accessible and extensively used by the animals. Comparable to wildlife behavior, the flying foxes formed preferences for resting places and certain kinds of food. For instance they preferred certain trees as a resting place. These trees also serve as a feeding ground. The observation also showed a trend of use resting places with large distance to the visitors. Summing up you can say the flying foxes have the opportunity to pursue their natural instincts and thus can adapt to the given conditions in many ways.
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