NIENHAUS, Y. (2009)

Aktivitätsbudgets bei Erdmännchen – (Suricata suricatta) Vergleich in situ und ex situ.

Diplomarbeit

118 Seiten

Zoologisches Institut Universität zu Köln.
Betreuung: P. Kloppenburg, L. Kolter
Kölner Zoo

Zusammenfassung:

Ziel dieser Arbeit war die Ermittlung und der Vergleich des Aktivitätsbudgets und des
Tagesrhythmus von Erdmännchen (Suricata suricatta) im Freiland und im Zoo. Die sehr energieintensiven kooperativen Verhaltensweisen und das Sozialspiel wurden genauer untersucht, da hier die größten Unterschiede auf Grund der besseren Nahrungsversorgung und des reduzierten Feinddrucks im Zoo zu erwarten sind.
Es wurden drei wild lebende Erdmännchengruppen mit einer im Kölner Zoo lebenden Erdmännchengruppe verglichen. Der Beobachtungszeitraum erstreckte sich für die frei lebenden Erdmännchengruppen vom 24. Dezember 2007 bis zum 22. Februar 2008 und fand im Kalahari Meerkat Project (Südafrika), einem Forschungsprojekt der Cambridge University (UK), statt. Daran schloss sich der Beobachtungszeitraum im Kölner Zoo vom 13. Mai bis 26. Juni 2008 an. Die Verhaltensbeobachtungen wurden mittels der Scan-Sampling- Methode (Martin & Bateson, 1988) durchgeführt. Insgesamt wurden 162240 Scans in einminütigen Intervallen während insgesamt 316 Beobachtungsstunden aufgenommen. Die Verhaltensweisen wurden den Kategorien Nahrungssuche, kooperatives Verhalten, Spiel und anderen aktiven und inaktiven Verhaltensweisen zugeordnet. Die Aktivitätsbudgets wurden in Prozentwerten errechnet und dargestellt. Das Aktivitätsbudget der Erdmännchengruppe des Kölner Zoos wurde mit dem der Freilandgruppe „Lazuli“ verglichen. Zum statistischen Vergleich der beiden Gruppen wurde der Mann-Whitney-U-Test verwendet. Die Beziehung zwischen dem Sozialspielverhalten und den Körpergewichten der Erdmännchen wurde mittels
der Spearman- Rangkorrelation geprüft.
Es wurde gezeigt, dass die Kölner Erdmännchen einen anderen Tagesrhythmus haben und sich das Aktivitätsbudget dieser von dem der frei lebenden Erdmännchen unterscheidet. In Bezug auf die vier untersuchten kooperativen Verhaltensweisen konnte gezeigt werden, dass alle Formen des diese Art auszeichnenden kooperativen Verhaltens auch im Zoo auftreten. Allerdings wurde zu Beginn der Diplomarbeit angenommen, dass im Zoo die Verhaltensweisen zur Feindvermeidung (Wachen und Graben) abnehmen und die Verhaltensweisen zugunsten der Jungtieraufzucht (Babysitting und Jungtierfütterung)
zunehmen würden. Dies konnte nicht bestätigt werden. Stattdessen traten folgende
Aktivitätsbudgets bei Erdmännchen (Suricata suricatta) – Vergleich in situ und ex situ
Unterschiede ein: Graben trat im Zoo weniger häufig auf, das Wachen dagegen vermehrt und die Jungtierfütterung unterschied sich nicht wesentlich von der im Freiland. Das Babysitting fand im Zoo aufgrund fehlender Jungtiere im Bau weniger häufig statt. Die Ergebnisse zur Verteilung der kooperativen Verhaltensweisen auf die vier Tierkategorien erbrachten für die frei lebenden Erdmännchen weitestgehend die gleichen Ergebnisse wie die bisherigen Freilandforschungen. Im Kölner Zoo bestand der Sonderfall, dass die Erdmännchengruppe keine Helferweibchen aufwies. Dennoch wurde die in der Literatur beschriebene Tendenz stärkerer Beteiligung der männlichen Helfer an der Verhaltensweise
Wachen und die insgesamt geringere Beteiligung des dominanten Paares an den kooperativen Verhaltensweisen nachgewiesen. Die Abweichungen der Kölner Zoogruppe lassen sich mit dem dortigem Geschlechterverhältnis, der Gruppengröße und dem optimalen Ernährungszustand der Erdmännchen erklären.
Zudem konnte der Nachweis erbracht werden, dass alle vier Tierkategorien im Zoo mehr Sozialspiel zeigten als die frei lebenden Erdmännchen. Es ließ sich jedoch keine Korrelation zwischen Körpergewicht und Sozialspiel für die Kölner Erdmännchen nachweisen. Die nichtzugefütterte Freilandgruppe „Lazuli“ zeigte eine negative Korrelation, d.h. je schwerer das Erdmännchen war, desto weniger Spielverhalten zeigte es. Die spezifische Verteilung der Spielhäufigkeiten auf die Tierkategorien nach Wemmer & Flemming (1974) wurde wie angenommen für die Kölner Zoogruppe erfüllt. Die Jungtiere spielten vermehrt, das dominante Weibchen weniger als alle anderen Erdmännchen und das dominante Männchen spielte mehr als das dominante Weibchen. Bis auf einen Unterschied zeigte „Lazuli“ dieselbe
Verteilung des Sozialspielverhaltens auf die vier Tierkategorien. Das dominante Männchen zeigte, genau wie das dominante Weibchen, nur sehr wenig Sozialspielverhalten im Beobachtungszeitraum.
Die Ergebnisse wurden abschließend diskutiert und mit denen vorliegender Studien
verglichen.

Abstract:

The aim of this study was to investigate and compare the activity budgets and the diurnal rhythm of the social meerkat (Suricata suricatta) in the wild and in captivity. Additionally the energetically costly behaviour social-play and the cooperative behaviour were included in this studie. Because of the optimal food availability and the low predator pressure in captivity, the biggest differences were expected for these energetically costly areas. The data of the wild living meerkats were collected and compared with the captive living Cologne Zoo meerkat group. The observation period for the three wild meerkat groups reached from December 24th to February 22nd 2008 and took place at the Kalahari Meerkat Project (South Africa). The Kalahari Meerkat Project is the south-african research area of the Cambridge University (UK). The data collection at the Cologne Zoo took place from May
13th to June 26th 2008. The scan-sampling method (Martin & Bateson, 1988) was used to collect the behavioural data. On the whole there were made 162240 one-minute scans in altogether 316 hours of observation. All behaviour which belongs to the categories foraging, cooperative behaviour, active and inactive had been collected (see ethogramm). The activity budgets of the zoo group and the wild living group “Lazuli” were compared and the results are shown in percentages. For the statistical comparison of the two groups the Mann-Whitney-U-Test was used. The Spearman-Rank-Correlation was used to check if there is a correlation between the bodyweight and the frequency of social-play behaviour of the meerkat groups.
The results showed that the zoo group had a completely different diurnal rhythm and therefore also a different activity budget than the wild group. The results clearly displayed that all cooperative behaviour were also shown in the zoo. However, at the beginning of the study it was expected that the behaviour for lowering the risk of predation (like guarding and digging) would be less shown and the behaviour to support the breeding success (like babysitting and pup feeding) would be shown to a greater extent in the zoo than in the wild. This did not prove to be right. Instead the following differences between the two groups could be established: digging was much rarer in the zoo, but guarding was shown to a much greater extent in the zoo than in the wild. There hasn’t been a significant difference in pup feeding.Due to the fact that the zoo didn’t have pups in the natal burrow, the babysitting was not so
often shown in the zoo.
The allocation of the cooperative behaviour to the four animal-categories of the wild group has mainly shown the same results as other existing studies did. During the observation period, the zoo group did not have any helper females. Due to that
special case the allocation of the cooperative behaviour was slightly different. Nevertheless the zoo group showed all the expected tendencies referring to the dominant male, the helper males and the dominant female. The minor variations of the allocation could all be explained by the gender ratio, the group size and the optimal food situation at Cologne Zoo.
Furthermore evidence could be provided that all animal-categories of the zoo showed more social-play than all the wild groups. There was no evidence of a correlation for the zoo group, but the group “Lazuli” showed a negative correlation. This means: The heavier and older a meerkat was the less it played. Other field studies also approved that older meerkats play less than young ones.
The specific allocation of the social-play behaviour on the four animal-categories, as
predicted by Wemmer & Fleming (1974) also appeared in the zoo. Pups played more than all the others; the dominant female played less than all the others and the dominant male played more than the dominant female. Except for one difference “Lazuli” also showed the same allocation. But like the dominant female, the dominant male also played very seldom. Finally the results were discussed and compared with the results of other field studies about meerkats.

 

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