Trächtigkeit, Geburt und Kälberaufzucht beim asiatischen Elefanten (Elephas maximus) in europäischen Zoos – Physiologie und Pathophysiologie.
Gestation, parturition and rearing of Asian elephants (Elephas maximus) in European zoos – physiology and pathophysiology.
Vet. med. Dissertation
146 Seiten
Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover
Wissenschaftliche Betreuung: Prof. Dr. med. vet. Michael Böer
Verschiedene Europäische Zoos und Tierpärke
Zusammenfassung:
Mit der Aufnahme des asiatischen Elefanten in den Anhang 1 der „Konvention über den internationalen Handel mit gefährdeten Tier- und Pflanzenarten“ (CITES) ist die erfolgreiche Zucht für die Erhaltung einer stabilen Population in Gefangenschaft zwingend erforderlich. Da der Reproduktionserfolg in der Vergangenheit sehr gering war, sollten anhand dieser Studie wichtige Zuchtdaten und insbesondere die beider Nachzucht aufgetretenen Probleme erarbeitet werden. Dazu wurden anhand des Zuchtbuchs für asiatische Elefanten Daten überzurückliegende Geburten ausgewertet und der aktuelle Zuchtstatus in Europa herausgearbeitet. Anhand von Fragebögen wurden Erfahrungen aus 74 Geburten in 15 europäischen Zoos bezüglich Trächtigkeit, Geburtsablauf und Kälberaufzucht zusammengetragen.
Zurzeit leben in Europa 138 Kühe, die sich in Zukunft noch erfolgreich fortpflanzen können, von denen 112 mit einem Bullen vergesellschaftet leben. Probleme ergaben sich in derVergangenheit vor allem aus der gegenüber dem Freiland stark verkürzten aktiven Reproduktionsphase und den geringen Konzeptionsraten der Kühe. Eine hohe Totgeburtenrate von 16,7 % und Kälbermortalität von 35 % in den ersten vier Lebensjahren minderten den Zuchterfolg zusätzlich. Anhand der Fragebögen konnten physiologische Daten zur Trächtigkeit, Geburt und Kälberaufzucht erarbeitet werden. Bei 36 % der untersuchten Geburten traten Geburtsstörungen auf. Risikofaktoren für das Auftreten von Geburtsstörungen sind die Anwesenheit von Personen und Hypokalzämie. Ein Trend zu erhöhtem Risiko deutet sich für Geburten in Anbindehaltung und für Geburten primiparer Kühe an. Der wichtigste Zeitfaktor für das Eingreifen in den Geburtsvorgang ist der Blasensprung. Führt weder die manuelle noch die medikamentöse oder chirurgische Geburtshilfe zum Fruchtaustrieb, stellte die Fruchtretention eine Möglichkeit dar, das Lebender Kuh zu retten. Ursachen für die hohe Kälbermortalität sind vor allem Infantizid, misslungene Handaufzuchten und Infektionserkrankungen. Zu Infantizid neigen vor allem primipare Kühe und Kühe in Anbindehaltung. Die derzeit bedeutendste Infektionserkrankungist das Elefantenherpesvirus. Die Erforschung der Epidemiologie, die Etablierung serologischer Nachweisverfahren sowie die Entwicklung eines schützenden Impfstoffs werden einen überaus wichtigen Beitrag zum künftigen Zuchterfolg leisten.
Anhand dieser Untersuchung wird der Aufbau sozial stabiler Zuchtgruppen angeraten, in denen sowohl die Geburten als auch die Sozialisation der Kälber stattfinden. Jungelefanten können hier Erfahrungen aus Geburten von Herdenmitgliedern sammeln und Tanten stehen den Mutterkühen bei Geburt und Aufzucht zur Seite. Nur für den Fall auftretender Geburtsstörungen sollte die gebärende Kuh in einen bekannten Geburtsstall verbracht und gewohnte Eingriffe entsprechend eines klar definierten Vorgehens vorgenommen werden.
Abstract:
Beeing Beeing listed in Appendix 1 of the Convention on International Trade of Endangered Species (CITES), captive breeding programs for the Asian elephant have become more and more essential in order to establish a sustainable captive population. As a result of low reproduction rates in the past, this study aims to acquire more data on breeding, especially concerning problems that occurred in the past. Therefore data of all parturitions listed in the European international studbook was analysed and the current breeding status in Europe was demonstrated. Based on questionnaires, the clinical experiences of 74 parturitions in 15 European zoos regarding gestation, birthing processand rearing were collected.
Presently there are 138 Asian elephant cows with breeding potential in Europe. 112 of them live in institutions that also keep male elephants. Major problems in the past were a short active reproductive phase and poor conception rates, resulting in a low number of calves per female. Additionally the breeding success was decreased by high incidences of stillbirths (16,7 % of total births) and calf mortality within the first four years of age (35 % of all calves). Based on the questionnaires physiological data on gestation, parturition and rearing is presented. Dystocia was a problem in 36 % of all parturitions analysed. Risk factors for dystocia are the presence of persons during the birthing process and hypocalcaemia. There is a tendency for higher risk in tethered cows and in primiparous cows. The most important factor for veterinary intervention in the birthing process is the timespan since rupture of the fetal membranes. If the calf cannot be delivered by manual, medical or surgical obstetrics the retention of the fetus is a remaining possibility to save the life of the cow. Major causes of high calf mortality are infanticide, unsuccessful handrearing and infectious diseases. Infanticide is prominent especially by primiparous cows and by tethered cows. The most important infectious disease is the elephant herpesvirus. Further knowledge on the epidemiology of the disease, the establishment of serological tests and the developement of a protective vaccine will contribute to a better breeding success of Asian elephants in the future.
On the basis of this study it is highly recommendedto establish socially intact breeding groups. Parturitions as well as the rearing of the offspring should take place within these breeding groups. Subadult elephants have the chance to gain experience from members in the herd and allomothering can contribute to diminish problems during the birthing process and the following period. Only if there are signs of dystocia should the delivering cow be separated in a familiar stable at which time familiar procedures according to a well-defined protocol can be applied.
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