Brückenechsen aus dem oberen Jura von Brunn (Oberpfalz).
Jahresbericht 2012 und Mitteilungen der Freunde der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Historische Geologie München e.V. 41: 55-72. ISSN 0942-5845.
Auszug aus der Einleitung:
Obwohl die Erdneuzeit, das Känozoikum, meist das Zeitalter der Säugetiere genannt wird, ist diese Gruppe natürlich nur eine von vielen verschiedenen Entwicklungslinien der Wirbeltiere, die in heutigen Ökosystemen eine Rolle spielen. Die Schuppenechsen (Lepidosaurier) sind mit vermutlich mehr als 7000 heutigen Arten sogar artenreicher als die Säugetiere und spielen in vielen Lebensräumen eine große Rolle, insbesonders im tropischen und subtropischen Bereich. Aber Lepidosaurier sind nicht nur für unsere heutigen Lebensräume von Interesse, die Gruppe hat auch eine lange Fossilgeschichte, die mindestens bis in die Zeit der Trias zurückreicht (EVANS & JONES 2010).
Der ganz überwiegende Teil der heutigen Lepidosaurier gehört zu der Untergruppe der Squamata (Eidechsen und Schlangen). Die Squamata sind jedoch nur eine Entwicklungslinie der Lepidosaurier. Ihre Schwestergruppe, die Brückenechsen (Rhynchocephalia; wörtlich eigentlich »Schnabelköpfe«) sind allgemein sehr viel weniger bekannt, was allerdings nicht verwunderlich ist, da sie heute nur noch mit einer bekannten Gattung mit nur zwei Arten vorkommt. Diese Gattung, Sphenodon, lebt zudem heute nur noch auf einigen kleinen, schwer zugänglichen Inseln vor den Küsten der Nordinsel Neuseelands. Unter Herpetologen ist Sphenodon dennoch sehr bekannt, da die Gattung als das ursprünglichste lebende Taxon der Lepidosaurier gilt. Der deutsche Name »Brückenechse« bezieht sich auf die untere Knochen»brücke«, die die untere Schläfenöffnung dieser Tiere begrenzt (siehe JONES et al. 2011). Squamaten haben diese Knochenspange reduziert, und somit erinnert Sphenodon an einen ursprünglichen diapsiden Zustand, wie er bei basalen Reptilien vorkommt (siehe ROMER 1956). Gemäß dieser angenommenen Ursprünglichkeit wird Sphenodon oft auch als »lebendes Fossil« als Modellorganismus für angenommene primitive Zustände in Untersuchungen der Evolution der Lepidosaurier herangenommen (z. B. REILLY et al. 2006).