ROCKENBAUCH, D. (1978)

Untergang und Wiederkehr des Uhus Bubo bubo in Baden-Württemberg.

Anz. orn. Ges. Bayern 17: 293-378.

Zusammenfassung:

Baden-Württemberg war mit seinen idealen Mittelgebirgen ursprünglich wohl von etwa 200 Uhupaaren besiedelt. Der historische Rückblick offenbart einen rücksichtslosen Vernichtungsfeldzug vor allem um die Jahrhundertwende bis zur völligen Ausrottung in den 30er Jahren. Das Verschwinden des Uhus war keine unabwendbare Folge der Bevölkerungszunahme, Erschließung der Landschaft oder gar der Vergiftung unserer Umwelt. Seine Brutbiotope blieben weitgehend erhalten, die Nahrungsgrundlage ist nach wie vor gut. Für
die ersten — erfolglosen — Wiedereinbürgerungsversuche 1925— 27 fehlten notwendige Erfahrungen, und die Einstellung der Bevölkerung w r dafür noch nicht reif. Sie trugen jedoch wesentlich zum Sinneswandel bei.

Besserer Schutz, Bewachung der Bruten und damit natürliche Ausbreitung des Restbestandes in Franken führten zur langsam en Wiederbesiedlung der Schwäbischen Alb ab 1963. Das sorgfältige Aussetzen von 40 gezüchteten Uhus zwischen 1956 und 1975 an der oberen Donau, am Neckar und im Südschwarzwald förderte diese Entwicklung wesentlich. Die Chancen der eingebürgerten Zucht-Uhus (Wiederfundrate 62,5 % bis Sept. 1977) sind allerdings weit geringer als die der in Wildbruten natürlich aufgewachsenen Uhus (Wiederfundrate bei 29 Beringten 27,6 %). Heute ist der Uhubestand in Thüringen gesichert, in Franken nahezu optimal und in wesentlichem Zusammenhang damit auch in Baden-Württemberg wieder auf 10 bis möglicherweise 15 Paare im Jahr 1977 angewachsen. Ab 1963, vor allem 1969 bis 1977 wurden auf der Schwäbischen Alb 26 Uhubruten gefunden, von denen 23 (88 % ) mit durchschnittlich 1,91 flüggen Jungen vergleichsweise sehr erfolgreich waren. Der durchschnittliche Brutbeginn — 25. 2. — liegt erstaunlich früh. Die Verlustursachen von einst, — Abschuß, Fang in Tellereisen, Zerstörung der Bruten und Massenaushorstung von Junguhus für die Hüttenjagd, — spielen keine Rolle mehr. Ganz im Gegensatz zum Wanderfalken ist der Marktwert des Uhus für Schausteller, Händler und Falkner gering. Wesentliche Verlustursachen sind heute bei insgesamt 44 bekannten Fällen: Eisenbahn 11, Straßenverkehr 11 und 20 kV-Mittelspannungsmasten (10), Ausfälle durch Umweltgifte und Krankheiten konnten bis jetzt nicht nachgewiesen werden.

Die anfangs durchaus berechtigten und begrüßenswerten Wiedereinbürgerungsaktionen sollten mindestens in den Rückzugsgebieten der letzten mitteleuropäischen Wanderfalken und in den angrenzenden Räumen ab sofort unbedingt unterbleiben. Sie binden die ohnehin knappen Naturschutz-Gelder am falschen Platz (da nicht mehr notwendig) und gefährden in einer entscheidenden Übergangsphase den immer noch bedrohten Wanderfalken. Der Uhubestand in Deutschland und seine natürliche Wiederansiedlung in Baden-Württemberg sind auch ohne weitere aktive Hilfe gesichert.

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03.06.2014 - 400