Der Teichmolch (Triturus vulgaris (L.)), ein Musterbeispiel für systematische Verwechslungen und eine Flut von Namen in der frühen Erforschungsgeschichte.
Sekretär. Beiträge zur Literatur und Geschichte der Herpetologie und Terrarienkunde 4: 10–28.
Zusammenfassung:
Der Teichmolch, heute Triturus vulgaris (LINNÉ, 1758), ist nach den Zitaten bei LINNÉ (1758, 1766) bereits seit prälinneischen Zeiten bekannt. Seine frühe Erforschungsgeschichte war durch eine Fülle systematischer Verwechslungen und eine Flut von synonymen Artnamen (zum Teil gesondert für Männchen, Weibchen, Alters- und saisonale Stadien) gekennzeichnet. Insoweit sind die Verhältnisse beim Teichmolch für manche anderen Amphibienarten exemplarisch. Begründet waren diese Verhältnisse vor allem durch das rasche Anwachsen des Wissens um 1800, durch das Fehlen verbindlicher Nomenklalurregeln, sowie die erschwerte Zugänglichkeit mancher Werke in jener Zeit. Die Wissensfortschritte (inklusive der Rückschritte) bei T. vulgaris werden hier insbesondere anhand sechs früher Traditionslinien dargestellt, die durch bestimmte Autoren sowie nationale Besonderheiten definierbar sind: LINNÉ, GMELIN, RETZIUS - LAURENTI - LATREILLE, SONNINI, DAUDIN - BECHSTEIN, STURM - RUSCONI, BONAPARTE - BELL, GRAY, COOKE. Allein im Jahre 1800 gebrauchten Autoren aus drei verschiedenen Traditionslinien (RETZIUS - LATREILLE - BECHSTEIN) nicht weniger als sechs verschiedene Artnamen für die eine Art Triturus vulgaris. BECHSTEIN (1800) erkannte damals als erster die Artidentität der verschiedenen Stadien des Teichmolchs. Nachdem die Gattung Triturus seit mehr als 50 Jahren systematisch stabil zu sein schien, wird auch bei ihr durch die Anwendung genetischer Methoden mehr und mehr erkennbar, dass sie kein Monophylum darstellt. Dies wird taxonomische Konsequenzen nach sich ziehen, und so mündet ein nomenklatorisches Ergebnis meiner Untersuchungen in die prophylaktische Diskussion von Synonymen und Homonymen der Gattungskategorie im Umfeld von T. vulgaris: Ichthyosaura LATREILLE, 1802, Triturus RAFINESQUE, 1820 (non 1815), Molge MERREM, 1820, Geotriton BONAPARTE, 1832 (non 1837), Lissotriton BELL, 1839, Lophinus GRAY, 1850 ( non RAFINESQUE, 1815) und Palaeotriton FITZINGER, 1843 (non BOLKAY, 1928).