SCHOLTYßEK, C. & KELBER, A. (2017)

Farbensehen der Tiere - Von farbenblinden Seehunden und tetrachromatischen Vögeln.

Ophthalmologe 2017 - 114: 978–985. DOI 10.1007/s00347-017-0543-6

Headline:

Licht kann durch viele physikalische Eigenschaften beschrieben werden, wie seine Intensität, Frequenz oder den Polarisationsgrad. Farbe allerdings gehört nicht dazu. Farbe ist vielmehr eine Interpretation der spektralen Zusammensetzung des Lichtes, das von einem Objekt, das wir betrachten, reflektiert wird. Um Farbe wahrnehmen zu können, ist eine der Grundvoraussetzungen, dass die Netzhaut des Betrachters mit unterschiedlichen Zapfentypen ausgestattet ist, wobei jeder Zapfentyp für unterschiedliche Bereiche des Lichtspektrums empfindlich ist. Eine weitere Voraussetzung für Farbsehen ist, dass die Signale der verschiedenen Zapfentypen zentralnervös miteinander verglichen werden – mittels sogenannter Gegenfarbmechanismen.

Zusammenfassung:

Hintergrund. Die Farbe, in der wir einen Gegenstand sehen, ist von der spektralen Zusammensetzung des reflektierten Lichtes abhängig, stellt aber eine Interpretation unseres Auges und trichromatischen Sehsystems dar.
Fragestellung. Wie sehen Tiere anderer Arten die Welt?
Ergebnisse. Die Mehrzahl der Säugetiere hat nicht 3, sondern nur 2 Zapfentypen und daher dichromatisches Farbensehen. Marine Säuger und einige nachtaktive Säugetiere haben sogar nur 1 Zapfentypen und sind völlig farbenblind. Vögel sowie viele Fische und Reptilien dagegen sehen die Welt in mehr Farbtönen und mit 4 Zapfentypen. Viele Wirbeltiere, Insekten und Krebstiere sehen nicht nur das für uns wahrnehmbare Spektrum, sondern auch ultraviolette Strahlung als Licht.
Schlussfolgerungen. Um zu verstehen, wie Tiere anderer Arten die Welt sehen, muss man ihr Sehsystem verstehen und die Tiere in Verhaltensversuchen testen.

Schlüsselwörter: Zapfen · Netzhaut · Lichtspektrum · UV-Strahlung · Dämmerungssehen

scholtyssek-biblio