Der Einfluss der Haltungsbedingungen auf die Mutter-Kind-Beziehung bei drei Unterarten des Tigers (Panthera tigris LINNAEUS, 1758) in zoologischen Gärten.
Housing conditions and their influence on the mother- child- relationship of three subspecies of the tiger in zoological gardens.
Rer. nat. Dissertation
100 Seiten, 20 Abbildungen. Shaker Verlag, Aachen, ISBN-10: 3-8322-5635-0, ISBN-13: 978-3-8322-5635-7, ISSN 0945-0688
Department Biologie der Universität Hamburg
Betreuung: Prof. Dr. J. Parzefall
Verschiedene Zoos in Deutschland (Leipzig, Krefeld, Berlin, Schwerin, Wuppertal, Stuttgart, Halle)
Zusammenfassung:
Auswilderungsprogramme sind davon abhängig, dass Tiere „normales“ Verhalten zeigen. Um „abnormalem“ Verhalten durch entsprechende Gehege entgegenzuwirken, wurde eine Anzahl von Studien durchgeführt, die den Zusammenhang zwischen dem Verhalten des Tieres und dem Gehege untersuchten. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, arttypisches Verhalten zu messen und somit das Gehege zu beurteilen. Es gibt Untersuchungen, die mit wissenschaftlich zugänglichen Parametern arbeiten, z.B. mit dem Messen des Reproduktionserfolges. Die Frage bei diesen Untersuchungen lautet aber, ob diese Parameter eine tatsächliche Messgröße liefern, um ein Gehege zu beurteilen. Denn letztendlich machen nicht die Paarung und die Geburt den Reproduktionserfolg aus, sondern die mütterliche Aufzucht. Deswegen sollte in dieser Studie untersucht werden, ob durch die Quantität des mütterlichen Elternaufwandes die Beurteilung der Qualität des Geheges möglich ist.
Hierfür wurden in verschiedenen zoologischen Gärten neun Mütter mit ihren insgesamt 17 Jungtieren beobachtet. Es wurden neben den brutpflegerelevanten Verhaltensweisen elf verschiedene Gehegeparameter gemessen und auf einen Zusammenhang zum Elternaufwand untersucht.
Die Ergebnisse multivariater Modelle und einer Diskriminanzfunktionsanalyse zeigen, dass verschiedene Gehegeparameter einen Einfluss auf die Verhaltensweisen innerhalb der Mutter-Kind-Beziehung haben. Es gibt Gehegeparameter mit einem positiven Einfluss auf das Verhalten der Mutter. Die Mütter leckten umso mehr die Jungtiere, je größer die Gesamt- bzw. die Landfläche und je größer die Waldfläche waren. Des Weiteren nahm bei größeren Land- und Waldfläche die Saugdauer zu. Spielverhalten nahm zu, je länger die Besucherfront, je größer die Betonfläche und je kleiner die Sandfläche waren.
Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass es Gehegeparameter gibt, die einen negativen Einfluss auf das Verhalten der Mutter haben. Leckverhalten wurde weniger gezeigt, je länger die Besucherfront und je geringer die Strukturierung waren. Die Saugdauer nahm ab, je länger die Besucherfront war. Die Mutter spielte weniger und kürzer mit dem Jungtier, je natürlicher die Gruppenzusammensetzung, je länger die Aufenthaltsdauer draußen, je besser die Aussicht und der Strukturierungsgrad waren.
Beide Auswertungsmethoden zeigen weiterhin, dass den Gehegeparametern eine hierarchische Bedeutung zukommt.
Darüber hinaus gibt es Unterschiede in den gezeigten Verhaltensweisen der Mutter-Kind-Beziehung. Leckverhalten wurde neben dem Spielverhalten am stärksten durch die Gehegeparameter beeinflusst. Da das Lecken den größten mütterlichen Aufwand erfordert, kann diese Verhaltensweise herangezogen werden, um Gehege anhand der Mutter-Kind-Beziehung zu beurteilen.
Abstract:
Programs to release animals back into the wild depend on animals showing “normal” behaviour. In order to countervail “abnormal” behaviour by corresponding enclosures, a number of surveys have been made that analyse the interrelation between an animal’s behaviour and its enclosure. Thereby, several possibilities of measuring characteristic behaviour exist that can be taken to evaluate enclosures. There are studies working with scientifically accessible parameters, such as measuring the achievement of reproduction. However, the central question in these studies is whether those parameters provide an actual measurement category to assess an enclosure. In the end, not copulation and birth determine the result of reproduction, but rather maternal breeding. Therefore, this study aims at analysing whether a qualitative appraisal of an enclosure is possible by looking at the quantity of maternal effort. For this purpose, nine mothers with their 17 pups have been observed in several zoological gardens. Besides behavioural patterns regarding brood care, eleven different parameters in conjunction with enclosures have been measured and tested if there is a relation to the effort parents put on their pups. The results of multivariate models and a discriminant function- analysis show that there are several parameters having an effect on behavioural patterns within the mother- child relationship. There are enclosure parameters influencing the behaviour of the mother in a positive way. Mothers licked their pups all the more, the larger their land and woodland areas have been. Furthermore, the suction period increased in case of larger areas. Playing habits increased the longer the front for visitors, the larger the concrete surface and the smaller the area covered with sand has been. Additionally it could have been shown that there are enclosure parameters having a negative impact on the mother’s behaviour. Licking behaviour has been shown less, the longer the front for visitors and the less structured enclosures have been. A longer visitor’s front, led to a decrease in the suction period. The mother played fewer and shorter with the pup, in case of more natural composited groups, longer periods outside, a better view and an improved degree of structuring. Both evaluation methods furthermore show the hierarchical importance of enclosure parameters. Moreover, there are differences in the behavioural patterns shown, with regard to the mother- child- relationship. Next to playing tendencies, licking behaviour has been influenced most strongly by enclosure parameters. Due to the fact that licking calls for the most maternal effort, this behaviour can be drawn on to evaluate enclosures by means of mother- child- relationships.
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