Rote Liste der Fische und Rundmäuler. Gefährdete Arten der Schweiz. Stand 2022.
Hrsg.: Bundesamt für Umwelt (BAFU); info fauna (CSCF). Aktualisierte Ausgabe 2022. Umwelt-Vollzug Nr. 2217: 37 Seiten.
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Zusammenfassung:
Der Gefährdungsstatus der Fisch- und Rundmäulerarten wurde anhand der international anerkannten Kriterien der Weltnaturschutzunion (International Union for Conservation of Nature, IUCN) ermittelt. So wurden die verschiedenen Arten einer von vier Gefährdungskategorien – in der Schweiz ausgestorben (RE, regionally extinct), vom Aussterben bedroht (CR, critically endangered), stark gefährdet (EN, endangered) oder verletzlich (VU, vulnerable) – zugeordnet oder als potenziell gefährdet (NT, near threatened) oder als nicht gefährdet (LC, least concern) beurteilt. Diese Methodik stützt sich auf die Analyse der jüngsten Entwicklung der räumlichen Verteilung der Arten sowie ihres Verbreitungsgebiets. Nur einheimische Taxa wurden evaluiert, «Neozoen» (ortsfremde, durch den Menschen eingeschleppte Arten) wurden nicht berücksichtigt. Die Ergebnisse dieser ersten Gefährdungsbeurteilung gemäss IUCN-Kriterien wurden anschliessend einer Expertenkommission zur Beratung vorgelegt, die auf der Grundlage ihrer Fachkenntnisse den Gefährdungsstatus bestätigte oder anpasste und danach die Rote Liste validierte.
Für die Bewertung wurde in der vorliegenden Roten Liste hauptsächlich die taxonomische Stufe der Art verwendet. Nebst den einzelnen Arten werden aber auch ganze Taxa als gefährdet eingestuft. Die Felchen werden als Gattung Coregonus zusammengefasst, da der taxonomische Status der einzelnen Arten erst kürzlich aufgearbeitet wurde und noch nicht abgeschlossen ist. Bei der atlantischen Forelle (Salmo trutta) wird zwischen vier Lebensformen (Bach-, Fluss-, See- und Meerlebensform) unterschieden, die jeweils einen anderen Gefährdungsgrad aufweisen.
Die Schweizer Gewässer werden aktuell oder wurden von insgesamt 90 Taxa (4 Rundmäuler und 86 Fische) besiedelt, wovon 19 nicht zur einheimischen Fischfauna zählen. Analysiert wurde der Gefährdungsgrad der 71 einheimischen Taxa: 9 sind in den letzten 100 Jahren in der Schweiz ausgestorben (RE), 15 sind vom Aussterben bedroht (CR), 8 sind stark gefährdet (EN), 11 sind verletzlich (VU) und 9 – darunter die Gattung Coregonus – sind potenziell gefährdet (NT). Von den verbleibenden 19 einheimischen Arten gelten 14 als nicht gefährdet (LC) und bei 5 Arten reichen die vorhandenen Daten und Kenntnisse nicht aus, um ihnen einen Gefährdungsstatus zuzuordnen (DD, data deficient).
Lässt man die 5 Arten mit ungenügender Datengrundlage ausser Acht, so zeigt sich, dass von den 66 untersuchten einheimischen Taxa der Fisch- und Rundmäulerfauna insgesamt 65,1 Prozent auf der Roten Liste stehen (RE, CR, EN und VU). Genauer gesagt sind 13,6 Prozent regional ausgestorben (RE) und 51,5 Prozent gehören zu den gefährdeten Arten in den Kategorien CR, EN und VU. Von den übrigen Taxa sind 13,6 Prozent potenziell gefährdet (NT) und nur 21,2 Prozent werden als nicht gefährdet (LC) eingestuft.
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