Zur Kommunikation von im Zoo gehaltenen Schabracken- und Flachlandtapiren (Tapirus indicus und Tapirus terrestris) - Experimentelle Untersuchungen und Befragung des Pflegepersonals.
Dr. rer. nat. Dissertation
434 Seiten
Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
1. Gutachter: PD Dr. Udo Gansloßer
2. Gutachter: Prof. Dr. Martin S. Fischer
Zoo Berlin, Zoo Dortmund, Tiergarten Heidelberg, Münchener Tierpark Hellabrunn, Parc Zoologique et Botanique de Mulhouse, Tiergarten Nürnberg, Zoo Osnabrück
Zusammenfassung:
Tapire wurden bislang im Gegensatz zu ihren Verwandten, den Nashörnern und Pferden bei Studien zur Kommunikation deutlich weniger beachtet. Ziel der vorliegenden Studie war es daher zu überprüfen, welche Reize Informationen für die Kommunikation bei Tapiren bergen. Zu diesem Zweck wurden die Reaktionen von Tapiren auf olfaktorische (Kotproben männlicher Tapire), akustische (Playback verschiedener Tierstimmen) und optische Reize (Plakate mit bearbeiteten Tapirsilhouetten) untersucht sowie das Pflegepersonal zur Wahrnehmung und Kommunikation bei Tapiren befragt. Die Forschungsaufenthalte fanden während der Jahre 2004, 2005 und 2006 in den Zoologischen Einrichtungen der Städte Berlin, Dortmund, Heidelberg, München, Nürnberg, Osnabrück und Mulhouse (Frankreich) statt. Insgesamt wurden 30 Individuen, davon 13 (8.5) Schabrackentapire (Tapirus indicus) und 17 (7.10) Flachlandtapire (Tapirus terrestris) in die Versuche einbezogen.
Unterschiede im Interesse der Tapire an den einzelnen Kotproben lassen auf die Perzeption geruchlicher Informationen gemäß der „Scent-Matching“- und der „Mate-Choice“-Hypothese schließen. Die Reaktionen der Tapire konnten jedoch weder mit dem Alter der Probe liefernden Tiere noch entsprechend der „Hamilton-Zuk-Hypothese“ mit deren Parasitenstatus in Zusammenhang gebracht werden. Die Playbackexperimente konnten zeigen, dass Tapire zwischen den Stimmen verschiedener Tierarten unterscheiden. Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass die Reaktionen der Tapire in deren Phylogenese begründet liegen. Das Interesse fiel jeweils bei der eigenen Spezies, gefolgt von den nächstverwandten Arten am stärksten aus. Die Resultate des optischen Versuchs mit verschieden stark bearbeiteten Tapirsilhouetten sprechen für die Bedeutung der weißen Ohrränder als familienspezifischen Schlüsselreiz. Dieser konnte jedoch durch mehr Weiß in der Silhouette nicht verstärkt werden. Die Tapire beider Arten haben auf eine unveränderte Tapirsilhouette, gefolgt von einer Silhouette ohne Rüssel, am stärksten reagiert. Die befragten Pfleger platzierten sowohl bei der Einschätzung der Wahrnehmung von Tapiren als auch bei der Beurteilung derer Kommunikationsformen die Bedeutung der Olfaktorik und die der Akustik vor die der Optik.
Diese Dissertation hat eine solide Basis für weiterführende Studien zur Kommunikation bei im Zoo gehaltenen Tapiren geschaffen. Am Ende der Arbeit werden daher Anregungen für aufbauende Studien zur Kommunikation und Partnerwahl sowie auch für Experimente zur olfaktorischen, akustischen und optischen Lebensraumbereicherung bei Tapiren gegeben.
Abstract:
Tapirs, unlike their relatives, rhinos and horses, have received considerably less attention in studies on communication until now. Therefore, it was the aim of this study to test which stimuli contain communicational information for tapirs. For this purpose, the reactions of tapirs on olfactory (faeces of male tapirs), acoustical (playback of different animal voices) and optical stimuli (posters with edited tapir silhouettes) were examined and the animal keepers were questioned on tapir perception and communication. Research visits took place at the zoos of Berlin, Dortmund, Heidelberg, Munich, Nuremberg, Osnabrück (Germany) and Mulhouse (France) during the years 2004, 2005 and 2006. A total of 30 individuals, thereof 13 (8 males and 5 females) Malayan tapirs (Tapirus indicus) and 17 (7 males and 10 females) Lowland tapirs (Tapirus terrestris) attended the experiments.
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