Knorpelfische - Allgemeines

Geigenrochen (Asterodermus platypterus) aus dem Jurameer, ca. 150 Millionen Jahre alt. Solhofener Plattenkalk, Jura-Museum Eichstätt
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

603 002 016 002 mustelus asterias brest PD1Weißgefleckter Glatthai (Mustelus asterias) im Océanopolis Brest © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

605 003 001 004 aetobatus ocellatus cherbourg PD1Adlerrochen (Aetobatus ocellatus) iin der Cité de la Mer, Cherbourg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

601 000 000 000 hydrolagus colliei BER KR3Gefleckte Seeratte (Hydrolagus colliei) im Zoo-Aquarium Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

603 007 018 002 scyliorhinus caniculus ei sealifeSpeyer PD1Ei eines Kleingefleckten Katzenhais ((Scyliorhinus canicula) im SeaLife Speyer © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

603 000 000 000 haigebiss grauduroiGebiss eines Weißen Hais (Carcharodon carcharias) im Seaquarium Grau du Roi © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

605 006 005A 001 dipturus flossada kiefer concarneau PD1Kiefer eines Glattrochen (Dipturus cf. flossada) im Marinarium Concarneau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

605 006 006A 001 leucoraja naevus skelett concarneau PD1Skelett eines Kuckucksrochen (Leucoraja naevus) im Marinarium Concarneau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

603 000 000 000 haibecken grauduroiEinblick in Haifischbecken im Seaquarium Grau du Roi © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

603 000 000 000 haibecken lecroisicEinblick in Haifischbecken im Océarium Le Croisic © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

603 000 000 000 haibecken marenostrumEinblick in Haifischbecken im Mare Nostrum, Montpellier © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ursprung

Bereits im Devon, also vor und 400 Millionen Jahren, gab es haiähnliche Lebewesen. Diese Urhaie (PROTOSELACII) starben in der Unteren Jura-Periode, vor rund 200 Millionen aus bzw. wurden durch die modernen Haie, die EUSELACHII ersetzt. Die in der Epoche des Oberen Jura (vor 151 bis 145 Millionen Jahren) lebenden Gattungen Aellopos und Asterodermus sind die ältesten bekannten Vertreter der Rochen. Eine Art, die vor 150 Millionen Jahren bei uns im Jurameer herumschwamm und deren Überreste bei Solnhofen gefunden und im Juramuseum Eichstätt ausgestellt wurden, ist Asterodermus platypterus, ein Geigenrochen, der den heutigen Arten ziemlich ähnlich war. 

Systematik der Knorpelfische

Nach klassischer Systematik werden drei Unterklassen - Haie, Rochen und Seekatzen oder Chimären - mit insgesamt 13-14 rezenten Ordnungen unterschieden. 1'253 Arten werden durch die Rote Liste der IUCN erfasst (Stand November 2024).

Hier behandelt werden 8 Ordnungen, deren Vertreter für Zoos als Schautiere relevant sind.

Bauplan der Knorpelfische

Im Gegensatz zu den Neunaugen und Schleimaalen sind die Knorpelfische mit Kiefern ausgestattet. Sie haben ein knorpeliges Skelett, das zwar oft verkalkt, nie aber echt verknöchert. Der Schädel besteht aus einem Stück ohne erkennbare Nähte.

Das Vorderhirn ist gut entwickelt, insbesondere das Riechhirn. Es sind einfache Nasenöffnungen vorhanden, die zu den Riechhöhlen führen und nicht mit dem Schlund kommunizieren. Das Auge ist meist groß. Typischerweise hat es eine stark gekrümmte Hornhaut und eine kleine Iris. Am Körper befindet sich ein Seitenliniensystem, das Erschütterungen wahrnehmen kann. Im Kopfbereich liegen zahlreiche oberflächliche Sinnesorgane, die der Wahrnehmung unterschiedlicher Reize dienen. Elektrischen Felder z.B. werden mit Hilfe der Lorenzinischen Ampullen, kleiner Elektrorezeptoren, wahrgenommen. Damit können Beutetiere aufgespürt werden, die durch eine Muskelbewegung im Wasser einen schwachen elektrischen Abdruck hinterlassen haben. Eine ebenfalls erstaunliche Sinnesleistung ist die Wahrnehmung des Erdmagnetismus. Damit sind Haifische in der Lage, sich auf 500 m genau zu orientieren und perfekt im offenen Meer zu navigieren.

Das Maul ist mit Zähnen bestückt, bei denen es sich je nach Ernährungsart um Greifzähne, Sägezähne oder Mahlzähne handeln kann. Auf die Maulhöhle folgt der Kiemendarm mit einem Reusenapparat, der verhindern soll, dass Nahrungspartikel über die Kiemenöffnungen wieder ins Freie gelangen. Der eigentliche Darm ist nicht in Dünn- und Dickdarm unterteilt.

Die Sauerstoffversorgung erfolgt über Kiemen. Die Kiemenöffnungen liegen bei Haien und Rochen frei, bei den Chimären sind sie durch einen gemeinsamen Deckel abgedeckt. Die vorderste Kiemenöffnung kann reduziert sein und wird dann Spritzloch (Spiraculum) genannt. Dieses dient bei Rochen als Hauptansaugrohr für das Atemwasser. Das Herz enthält nur venöses Blut, dieses wird zu den Kiemen gepumpt, wo der Gasaustausch stattfindet. Die Blutgefäße sind weitgehend symmetrisch angelegt. Nebst den Nieren verfügen die Knorpelfische zur Ausscheidung von Salz über ein extrarenales Ausscheidungssystem, die Rektaldrüse. Die beiden Hoden der männlichen Tiere befinden sich an der Dorsalwand der Leibeshöhle. Der weibliche Geschlechtsapparat ist ebenfalls paarig, aber oft asymmetrisch.

Knorpelfische sind die ersten Tiere, die über differenzierte Flossen verfügen, nämlich 1-2 unpaare Rückenflossen, eine Afterflosse, eine Schwanzflosse und je ein Paar Brust- und Bauchflossen, die mit dem Schulter- bzw. dem Beckengürtel verbunden sind.

Die Haut besteht aus einer mehrschichtigen Oberhaut (Epithel), in der Schleim- oder Giftdrüsen liegen können und der Lederhaut (Corium), in dem sich zahnähnliche Placoidschuppen befinden, deren Spitzen durch die Epidermis an die Oberfläche ragen und der Haut eine raue Struktur geben.

Vermehrung und Entwicklung

Bei den Knorpelfischen findet eine innere Befruchtung statt. Zu diesem Zweck verfügen die Männchen über ein Paar schwellbarer Kopulationsorgane. Das Weibchen legt entweder relativ wenige, große, kompaktschalige Eier oder trägt die Eier bis zur Schlupfreife aus (Ovoviviparie) oder beherbergt in seinem zweihörnigen Uterus bereits geschlüpfte Junge. Diese ernähren sich vom Eidotter, von sogenannter, von der Mutter produzierter "Uterusmilch", oder sie fressen ihre Geschwister auf.

Ernährung und ökologische Bedeutung

Die Vorstellung, dass alle Haie menschenfressende Ungeheuer, also Spitzenprädatoren seien, ist falsch. Manche Arten sind tatsächlich Jäger, die sich auf freischwimmende Organismen spezialisiert haben, das können Fische sein, aber auch Meeresschildkröten, Robben, Delfine und Kleinwale. Andere sind Grundbewohner, die den Meeresboden nach Fressbarem absuchen und Kleinfische, Krebse, Muscheln, Schnecken und Würmer verzehren. Eine dritte Gruppe, zu denen der Riesenhai (Cetorhinus maximus) und die Walhaie (Rhinodontidae) gehören, sind Planktonseiher.

Haltung

In jüngster Zeit haben Tierrechtler und selbsternannte Tierschützer im deutschsprachigen Raum ihre große Liebe zu den Haien entdeckt und versuchen mit allen Mitteln, den Bau von Großaquarien zur Haltung dieser Tiere zu verhindern. Begründet wird dies damit, dass Haie wegen ihrer Größe und ihres Bewegungsdrangs "nur in Freiheit" leben könnten. Dabei entgeht ihnen, oder wird zumindest nach außen nicht kommuniziert, dass Hai nicht gleich Hai ist, und dass den wenigen Arten, deren Haltung fragwürdig ist, Hunderte von Arten gegenüberstehen, die problemlos gehalten und oft auch gezüchtet werden können.

Die Realität ist die folgende: Der Walhai (Rhincodon typus), ein Nahrungsspezialist mit einer Länge bis über 12 m und einem Gewicht bis 19 Tonnen wird in Europa in keinem einzigen Schauaquarium gehalten, ebenso wenig der Weiße Hai (Carcharodon carcharias) und der Tigerhai (Galeocerdo cuvier), die beide bis 7 m lang werden können. Auch nur in küstenfernen Meeresbereichen lebende Hochseehaie, wie den Blauhai (Prionace glauca), Weißspitzen-Hochseehai (Carcharhinus longimanus) und Seidenhai (Carcharhinus falciformis) sucht man in europäischen Institutionen vergebens. Eine 2017 veröffentlichte Studie hat vielmehr ergeben, dass in den beteiligten 110 europäischen Institutionen 102 Hai- und Rochenarten gehalten werden, wobei es sich überwiegend um bodenlebende Arten handelt, dass sich 47% der Arten fortgepflanzt haben, dass es für 42 Arten koordinierte Zuchtprogramme gibt und dass die meisten Individuen Arten angehören, die nicht länger als 250 cm werden.

Literatur und Internetquellen

  1. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  2. JANSE, M., ZIMMERMAN, B., GEERLINGS, L., BROWN, C. & NAGELKERKE, L. A. J. (2017)
  3. KÜHN, O. (1964)
  4. ROTE LISTE DER IUCN
  5. ZISWILER, V. (1976)