Leopold-Stechrochen (Potamotrygon leopoldi) im Zoo Basel
© Zoo Basel
Klasse: Knorpelfische (Chondrichthyes)
Teilklasse: Plattenkiemer (Elasmobranchii)
Taxon ohne Rang: Rochen (Batoidea)
Ordnung: Stechrochenartigen (Myliobatiformes)
Familie: Süßwasserstechrochen (Potamotrygonidae)
- Feuerstechrochen (Potamotrygon henlei)
- Leopold-Stechrochen (Potamotrygon leopoldi)
- Pfauenaugenstechrochen (Potamotrygon motoro)
- Genetzter Süßwasserstechrochen (Potamotrygon orbignyi)
Vorbemerkung:
Als im Süßwasser lebende Vertreter der Knorpelfische sind die Arten der Gattung Potamotrygon von zoopädagogischem Interesse und werden deshalb in recht häufig gezeigt. Rund zwei Drittel der 27 Süßwasserstechrochen-Arten sind in europäischen Zoos und Schauaquarien anzutreffen. Bei manchen Arten ist die intraspezifische Variabilität sehr groß, auf dem Markt werden Arthybriden angeboten und die richtige Artbezeichnung zu finden ist deshalb nicht immer einfach..
Mindestanforderungen an die Haltung (für alle Arten):
In Deutschlandgibt es keine konkreten Mindestnormen für das Halten von Süßwasserstechrochen. In Österreich fordert die 2. Tierhaltungsverordnung für 2 Tiere ein Becken mit einer Mindestfläche von 4 m². Die "Mindestanforderungen für das Halten von Fischen zu Zierzwecken" der Schweizerischen Tierschutzverordnung dürften auf Knorpelfische nicht anwendbar sein, jedoch ist für das private Halten von Haien und Rochen eine Bewilligung erforderlich.
Feuerstechrochen
Potamotrygon henlei • The Bigtooth River Stingray • La raie de feu
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Körperbau und KörperfunktionenDer Feuerstechrochen erreicht einen Körperdurchmesser von 45-50(-71) cm. Mit Schwanz können die Tiere bis über einen Meter lang werden. Charakteristisch ist das Muster aus kleinen Punkten entlang dem ganzen Körperrand [1; 2; 3]. VerbreitungSüdamerika: Brasilien, Bundesstaaten Amazonas, Pará und Tocantins im Einzugsgebiet der Flüsse Tocantins und Araguaia [1]. Lebensraum und LebensweiseDie Tiere bevorzugen Gewässer mit schlammigen Böden, in denen sie nach Schnecken, ihrer Hauptnahrung suchen. Pro Wurf werden 2-3 Junge geboren [1; 2]. Gefährdung und SchutzDie Art gilt aufgrund einer revisionsbedürftigen Beurteilung aus dem Jahr 2004 nicht mehr als gefährdet, nachdem als Folge eines Staudammbaus der Bestand zugenommen hat [2]. Der internationale Handel ist seit dem 3. Januar 2017 nach CITES Anhang III (Brasilien) und seit dem 23. Februar 2023 nach CITES-Anhang II geregelt. Wegen Verwechslungen mit P. leopoldi und P. motoro ist eine effektive Handelskontrolle schwierig [2]. Bedeutung für den MenschenDie Art befindet sich im Aquarienfischhandel [2]. Es wurden Mutationen herausgezüchtet. Angebote liegen bei ca. 350-700 € pro Tier (Online-Inserate 2018). HaltungDie Art wurde bereits 1969 im Belle Isle Aquarium in Detroit erfolgreich nachgezogen (IZY 11). Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in ganz wenigen europäischen Einrichtungen gezeigt. Für Details siehe Zootierliste Taxonomie und NomenklaturDie Art wurde 1855 von dem französischen Naturforscher François Louis Nompar de Caumont La Force, Comte de CASTELNAU als "Trygon henlei" beschrieben. Die Gattung Potamotrygon wurde 1877 von der im Meer lebenden (heute Dasyatis genannten) Gattung Trygon abgespaltet [1]. Literatur und Internetquellen
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Leopold-Stechrochen
Potamotrygon leopoldi • The Ocellate River Stingray • La raie à aiguillon commune
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Körperbau und KörperfunktionenDer Leopold-Stechrochen wird ohne Schwanz etwa 40 cm lang [2]. Färbung und Musterung sind ähnlich wie bei P. henlei. VerbreitungSüdamerika: Brasilien im Einzugsgebiet von Río Xingú mit den Nebenflüssen Curuá und Iriri und Río Fresco [1; 2; 3]. Lebensraum und LebensweiseTagsüber vergräbt sich der Leopold-Stechrochen im Sand um zu ruhen, nachts jagt er bodenbewohnende Wirbellose. Wie alle Süßwasser-Stechrochen ist er lebendgebärend (ovovivipar). Ein Wurf besteht aus 4-12 Jungen [1]. Gefährdung und SchutzDie Verbreitung ist beschränkt, aber erst 2022 reichten die verfügbaren Informationen reichten aus, um den Status der Art als gefährdet (Rote Liste: VULNERABLE) festzulegen [1]. Der internationale Handel ist seit dem 3. Januar 2017 nach CITES Anhang III (Brasilien) und seit dem 23. Februar 2023 nach CITES-Anhang II geregelt. Wegen Verwechslungen mit P. henlei und P. motoro ist eine effektive Handelskontrolle schwierig [1]. Bedeutung für den MenschenAus Furcht vor Stichen wird die Art lokal verfolgt [1]. Leopold-Stechrochen befinden sich im Aquarienfischhandel [2]. Es wurden Mutationen herausgezüchtet. Angebote liegen bei ca. 350-1'300 € pro Tier [Online-Inserate 2018]. HaltungHaltung in europäischen Zoos: Die Art wird in etwa 60 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich rund ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Sie wird immer wieder gezüchtet, so verzeichneten z.B. das Naturhistorische Museum Braunschweig, das Landesmuseum Hannover und der Tierpark Hellabrunn Zuchterfolge. Für Details siehe Zootierliste. Taxonomie und NomenklaturDie Art wurde erst 1970 wissenschaftlich beschrieben [2]. Literatur und Internetquellen
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Pfauenaugenstechrochen
Potamotrygon motoro • The Ocellate River Stingray • La raie à aiguillon commune
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Körperbau und KörperfunktionenStechrochen verfügen über einen beidseitig gezähnten, je nach Größe des Tieres zwischen 4 und 30 cm langen Stachel, der auf dem Schwanz sitzt und durch ein Gelenk aufgerichtet werden kann [5]. Der Pfauenaugen-Stechrochen ist auf der Oberseite braun gefärbt und mit auffälligen, weißen bis gelben, dunkel gesäumten Punkten gezeichnet. Im Extremfall können die Tiere einen Durchmesser von 2 m erreichen, was aber sehr selten ist [7]. VerbreitungSüdamerika: Argentinien, Brasilien Paraguay im Einzugsgebiet des Río de la Plata (Rio Bermejo, Río Paraguay, Rio Paraná, Río Pilcomayo, Rio Uruguay) sowie des Amazonas (Río Guaporé, Río Branco und Río Negro) [2; 3] oder bis zur Mündung [6] und des Orinoko [3]. Auf der Karte in der Roten Liste wird der argentinische Río Negro als Verbreitung eingezeichnet, was aus klimatischen Gründen kaum stimmen kann. Lebensraum und LebensweiseJüngere Pfauenaugenstechrochen ernähren sich fast ausschließlich von Insektenlarven. Bei größeren Exemplaren ändert sich die Zusammensetzung der Nahrung im Jahresverlauf bedingt durch Hoch- und Niedrigwasser. Es wurde festgestellt, dass während der Trockenzeit drei Viertel der Nahrung Insekten und ein Viertel Fische waren. Während der Regenzeit dagegen machten Detritus, Pflanzenbestandteile und Mollusken über die Hälfte der aufgenommenen Nahrung aus [4]. Nach einer Tragzeit von 4-5 Monaten werden bis zu 40 Junge geboren [7]. Gefährdung und SchutzDer Pfauenaugenstechrochen ist weit verbreitet und aktuell wohl nicht gefährdet. Die Datenlage ist aber dürftig, sodass im Rahmen der letzten, mittlerweile revisionsbedürftigen Beurteilung im Jahr 2005 keine Einstufung in eine Gefährdungskategorie vorgenommen werden konnte [2]. Der internationale Handel ist seit dem 3. Januar 2017 nach CITES Anhang III (Brasilien und Kolumbien) geregelt. Wegen Verwechslungen mit P. leopoldi ist eine effektive Handelskontrolle schwierig [2]. Bedeutung für den MenschenDie Ersteinfuhr nach Deutschland erfolgte wahrscheinlich um 1970 [1]. Heute ist die Art regelmäßig im Aquarienfischhandel anzutreffen, wo sie für ca. 100-300 € angeboten wird. Oft handelt es sich um Mutationen oder Arthybriden z.B. mit P. leopoldi [Online-Inserate 2018]. HaltungHaltung in europäischen Zoos: Die Art wird in über 120 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich rund ein Fünftel im deutschsprachigen Raum befinden. Sie wird immer wieder gezüchtet, so verzeichneten z.B. der Tierpark Bochum, die Zoos von Frankfurt, Karlsruhe und Rostock oder das Haus des Meeres, Wien, Zuchterfolge. Für Details siehe Zootierliste. Taxonomie und NomenklaturDie Art wurde 1841 von den deutschen Ichthyologen Johannes Peter MÜLLER und Friedrich Gustav Jakob HENLE als "Taeniura motoro" beschrieben und später von der im Meer lebenen Gattung Taeniura abgetrennt und verschiedenen anderen Gattungen zugeordnet [3]. Literatur und Internetquellen
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Genetzter Süßwasserstechrochen
Potamotrygon orbignyi • The Smooth-back River Stingray • La raie à aiguillon d'Oribigny
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Körperbau und KörperfunktionenGenetzte Süßwasserstechrochen werden in der Regel ohne Schwanz 30-40 cm lang, ältere Tiere etwas größer. Ihre Färbung und Zeichnung ist sehr variabel. Die Grundfarbe variiert zwischen hell-bis dunkelbraun. Das Muster und die Ocelliringe können bei Jungtieren blau sein, bei älteren Tieren ist es dunkelbraun [1]. VerbreitungTropisches Südamerika in den Einzugsgebieten von Amazonas und Orinoko: Brasilien, Französisch Guiana, Guyana; Kolumbien, Surinam, Venezuela [3]. Lebensraum und LebensweiseSüßwasserstechrochen sind sowohl tagsüber als auch nachts auf Nahrungssuche. Dabei durchpusten sie den Bodengrund und legen so die Futtertiere frei. Die verschiedenen Arten bevorzugen sehr unterschiedliche Nahrungsspektren. Bei dem Genetzten Süßwasserstechrochen wurde festgestellt, dass Insektenlarven etwa ein Drittel, Wasserasseln (Isopoda) etwa zwei Drittel der Nahrung ausmachten. Die Menge der aufgenommenen Nahrung pro Tag wurde mit 2.24% des Körpergewichts ermittelt [4]. Süßwasserstechrochen werden spät geschlechtsreif und vermehren sich sehr langsam. Genetzte Süßwasserstechrochen erreichen die Geschlechtsreife im fünften Lebensjahr mit 25-26 cm Durchmesser, pro Jahr wird nach einer Tragzeit von etwa drei Monaten 1 Jungtier geboren, das größte untersuchte Exemplar war 10 Jahre alt und hatte 46 cm Durchmesser [4]. Gefährdung und SchutzDer Genetzte Süßwasserstechrochen ist weit verbreitet und kommt in mehreren Flusssystemen vor. Er gilt aufgrund einer revisionsbedürftigen Beurteilung aus dem Jahr 2003 nicht als gefährdet [3]. Der internationale Handel ist seit dem 3. Januar 2017 nach CITES-Anhang III (Brasilien und Kolumbien) geregelt. Bedeutung für den MenschenErwachsene werden zu Speisezwecken für den Eigenbedarf oder lokalen Markt gefangen und sind Gegenstand der Sportfischerei. Jungtiere gelangen in geringem Umfang in den Aquarienfischhandel [3]. HaltungHaltung in europäischen Zoos: Die Art wird in etwa 10 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich rund die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Sie wird immer wieder gezüchtet, so verzeichneten z.B. das Zoo-Aquarium Berlin, der Zoo Karlsruhe oder der Tiergarten Straubing Zuchterfolge. Für Details siehe Zootierliste. Taxonomie und NomenklaturDie Art wurde 1855 von dme französischen Naturforscher François Louis Nompar de Caumont La Force, Comte de CASTELNAU als "Trygon orbignyi" beschrieben. Die Gattung Potamotrygon wurde 1877 von der im Meer lebenden (heute Dasyatis genannten) Gattung Trygon abgespaltet [2]. Literatur und Internetquellen
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