Primitive Fische - Allgemeines

Fossiler Quastenflosser (Allenypterus montanus) von Potter Creek Dome,
Montana, USA im Field Museum of Natural History, Chicago
© James St. John; übernommen unter der CC BY 2.0)-Lizenz

 

501 001 000 000 latimeria nantesRezenter Quastenflosser (Latimeria chalumnae) von den Komoren im Muséum d'Histoire Naturelle de Nantes © Daniel Julivet. Veröffentlicht unter Creative Commons Attribution 2.0 Generic-Lizenz

 

 

 

501 001 000 000 latimeria kwazulu handersonLebende Latimeria chalumnae, aufgenommen 2019 in 69 m Tiefe vor der Küste Kwazulu-Natals ca. 100 km südlich von Durban © Bruce Henderson. Übernommen unter der CC BY 4.0 Lizenz

 

 

 

503 001 001 003 protopterus annectens Buda KR2Afrikanischer Lungenfisch (Protopterus annectens) im Zoologisch-Botanischen Garten Budapest © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

505 001 001 002 polypterus delhezi LPZ KR1Zaire-Flösselhecht (Polypterus delhezi) im Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

506 001 001 008 acipenser naccarii innsbr PD1Adriatischer Stör (Acipenser naccarii) im Alpenzoo Innsbruck © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

506 001 001 014 acipenser stellatus straubing w peter3Sternhausen (Acipenser stellatus) im Tiergarten Straubing © Wolfgang Peter, TG Straubing

 

 

 

506 001 002 003 lepisosteus placostomus allex PD1Kurzschnauzen-Knochenhecht (Lepisosteus platostomus) im Aquarium tropical, Allex © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ursprünge und Systematik der Primitiven Knochenfische

Vertreter der Klasse der Fleischflosser (SARCOPTERYGII), aus denen auch die Landwirbeltiere hervorgegangen sind, lassen sich seit dem Oberen Silur vor 415 Millionen Jahren nachweisen. Sie sind also etwa gleich alt wie die Haie. Ursprünglich waren es weltweit verbreitete Meeresfische, die mehrmals unabhängig voneinander das Süßwasser besiedelten. Bis heute überlebt haben zwei Ordnungen, die Quastenflosser (Coelacanthiformes) im Meer mit nur einer Gattung (Latimeria), die heute in zwei Arten unterteilt wird, und die Lungenfische (Ceratodontiformes, heute oft auch als zwei Ordnungen betrachtet) im Süßwasser, die in 3 Familien mit zusammen 6 Arten unterteilt werden. Alle Arten sind durch die Rote Liste der IUCN erfasst [2; 4; 6].

Bis 1938 nahm man an, die Quastenflosser seien seit mehr als 60 Millionen Jahren ganz ausgestorben. Dann erbeutete ein Fischdampfer vor der Ostküste Südafrikas einen merkwürdigen Fisch, der von der Kuratorin des Museum of East London, Marjorie COURTENAY-LATIMER behändigt und dem Ichthyologen James Leonard Brierley SMITH von der Universität in Grahamstown zum Bestimmen übergeben wurde. SMITH erkannte, dass es sich um einen Quastenflosser handelte und nannte ihn zu Ehren der Entdeckerin Latimeria chalumnae. Seitdem sind zahlreiche weitere Exemplare dieser Art im westlichen Indischen Ozean (Kenia, Komoren, Madagaskar, Mosambik, Südafrika, Tansania) gefangen oder beobachtet worden. Die zweite Art, L. menadoensis, kommt in indonesischen Gewässern vor [7; 9].

Die zur Klasse der Strahlenflosser (ACTINOPTERYGII) gehörende Ordnung der Flössler (Polypteriformes) wird in traditionellen Systematiken zusammen mit den Störartigen (Acipenseriformes) der Unterklasse der Knorpelganoiden (CHONDROSTEI) zugeordnet. In der modernen phylogenetischen Systematik bildet sie eine eigene Unterklasse (CLADISTIA), die als Schwestergruppe aller übrigen rezenten Strahlenflosser betrachtet wird. Die ältesten Fossilien, die den Flösselhechten zugeordnet werden, stammen aus der untersten Oberkreide (Cenomanium), sind also rund 100 Millionen Jahre alt. Heute gibt es noch eine Familie mit 14 Arten. Alle Arten sind durch die Rote Liste der IUCN erfasst [2; 4; 6].

Fossile Störartige (Acipenseriformes) sind bis in den Unterjura bekannt, d. h. sind etwa 200 Millionen Jahre alt, möglicherweise gibt es aber noch ältere Vertreter. Heute leben noch zwei Familien, die Löffelstöre (Polyodontidae) mit 2 und die Echten Störe (Acipenseridae) mit 25 Arten. Sämtliche Arten sind durch die Rote Liste der IUCN erfasst [2; 4; 6].

Die schon aus der Kreidezeit, vor rund 140 Millionen Jahren bekannten Knochenhechte (Lepisosteiformes) sind die ursprünglichsten Vertreter der Unterklasse der Neuflosser (NEOPTERYGII), zu der auch die modernen, Echten Knochenfische (TELEOSTEI) gehören. Bis heute überlebt hat eine Familie mit zwei Gattungen und 7 Arten. 3 Arten sind durch die Rote Liste der IUCN erfasst [2; 4; 6].

Baupläne der Primitiven Knochenfische

Die gestielten, paarigen Brust- und Bauchflossen der Fleischflosser haben eine gegliederte knöcherne Achse, die sehr beweglich mit dem Schultergürtel verbunden ist, und von der zweiseitig Flossenstrahlen abgehen (Archipterygium). Es ist stets eine zweite Rückenflosse vorhanden. Die Schuppen sind im Prinzip als Cosmoidschuppen ausgebildet, bei denen aus Cosmin, einer dem Dentin ähnlich Hartsubstanz bestehende kleine Hautzähnchen von einer Knochenplatte ausgehend die Schuppenoberfläche bilden. Bei den rezenten Lungenfischen ist allerdings dieser Cosminüberzug wieder ganz verschwunden. Es ist eine paarige Lunge vorhanden [3; 7].

Exklusives Merkmal der Flösselhechte ist die Ausbildung der Brustflosse als Brachypterygium, d.h. als gestielte Flosse, bei der zwei durch eine Knorpelplatte verbundene Knochenstäbe vom Schultergürtel ausgehen und Knochenstrahlen distal einen Teller bilden. Die Brustflossen dienen als Antriebsorgan beim langsamen Schwimmen und zum Aufstützen des Vorderkörpers am Boden [7; 3]. Die Rückenflosse besteht aus 5-18 Flösseln, die jeweils von einem Stachelstrahl gestützt werden. Der Körper ist mit Schmelzschuppen bedeckt. Es ist eine paarige Lunge ausgebildet, die eine Verbindung zum Darm hat und als akzessorisches Atmungsorgan dient. Werden die Fische am Luftholen gehindert, gehen sie nach kurzer Zeit ein [5]. Der Bau der Nase ist komplexer als bei irgendeinem anderen Fisch. In der großen Nasenhöhle liegt ein Labyrinth von fünf häutigen Nasengängen, welche gleichlaufend um eine Achse stehen; jeder dieser Gänge enthält in seinem Inneren eine kiemenartige Faltenbildung. Die vordere Nasenöffnung ist in eine häutige Röhre ausgezogen, die hintere eine kleine Spalte in häutiger Decke [1].

Die Störe haben einen langgestreckten, spindelförmigen Körper und eine verlängerte Schnauze mit unterständigem zahnlosem Maul, das rüsselartig vorgestülpt werden kann. Bei Jungtieren sind noch kleine Zähnchen vorhanden. Vor dem Maul befinden sich vier Barteln. Das Skelett ist noch weitgehend knorpelig, die Wirbelkörper nicht ausgebildet, die Rückensaite (Chorda dorsalis) ist erhalten. Über der knorpeligen Schädelkapsel befinden sich bei erwachsenen Tieren starke Deckknochen. Vom Kiemendeckelknochen ist nur der Große Kiemendeckel (Operculum) vorhanden. Die Haut ist bei den Löffelstören nackt bzw. bei den Echten Stören mit 5 Längsreihen großer Knochenschilder ausgestattet, ansonsten ebenfalls nackt. Der kurze Vorderdarm steht durch einen gut entwickelten Luftgang mit der Schwimmblase in Verbindung [3; 5].

Die Knochenhechte haben einen langgestreckten, hechtähnlichen Körper. Sie sind die einzigen Fische, die ein Hinterhauptsgelenk besitzen. Sie können mit dem Kopf nicken und ihn auch seitlich schwenken. Ihr Darm ist wie bei Haien und Rochen spiralig gewunden und ihre gekammerte Schwimmblase funktioniert gleichzeitig als Lunge. Die Schwimmblase der modernen Fische ist evolutiv aus einer primitiven Fischlunge hervorgegangen. Knochenhechte sind mit einem dicken Panzer aus rautenförmigen, sich nicht überlappenden und miteinander gelenkig verbundenen Schuppen am Körper und mit Knochenplatten am Kopf gegen alle möglichen Verletzungen zuverlässig geschützt. Ihre Flossen haben nur Weichstrahlen [3; 8].

Vermehrung und Entwicklung

Alle Arten sind eierlegend. Die Größe der Gelege variiert je nach systematischer Gruppe stark. Einzelne Arten betreiben Brutpflege. Die Larven können äußere Kiemen aufweisen oder auch nicht [2].

Ernährung

Alle Arten ernähren sich carnivor. Das Beutespektrum umfasst, je nach Art, Insektenlarven, Würmer, Schnecken, Muscheln, Krebstiere, Amphibien und Wasservögel.

Literatur und Internetquellen

  1. BREHM, A. E. (1882-1887)
  2. FISH BASE
  3. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  4. NELSON, J.S. (2006)
  5. RIEHL, R. & BAENSCH, H.A. (1985)
  6. ROTE LISTE DER IUCN
  7. ZISWILER, V. (1976)
  8. ZOO BASEl
  9. FRASER, M. D. et al. (2020)