Krokodilschwanzteju

Krokodilschwanzteju (crocodilurus amazonicus) im Tiergarten Schönbrunn
© Saniel Zupanc /Tiergarten Schönbrunn (Pressefoto)

Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Echsen (SAURIA)
Zwischenordnung: Skinkartige (Scincomorpha)
Familie: Schienenechsen (Teiidae)

D LC 650

Krokodilschwanzteju

Dracaena guianensis • The Crocodile Tegu • Le lézard caïman

303 015 013 001 crocodilurus amazonicus VIE jPfleiderer1Krokodilschwanzteju (Crocodilurus amazonicus) im Tiergarten Schönbrunn © Johannes Pfleiderer, Zoo Leipzig

 

303 015 013 001 crocodilurus amazonicus mapApproximative Verbreitung des Krokodilschwanztejus (Crocodilurus amazonicus)

 

303 015 013 001 crocodilurus amazonicus VIE dZupanc2Krokodilschwanzteju (Crocodilurus amazonicus), Jungtier im Tiergarten Schönbrunn © Daniel Zupanc, Tiergarten Schönbrunn (Pressefoto)

 

303 015 013 001 crocodilurus amazonicus VIE KR1Krokodilschwanzteju (Crocodilurus amazonicus) im Tiergarten Schönbrunn © Klaus Rudloff, Berlin

 

303 015 013 001 crocodilurus amazonicus VIE KR2

 

303 015 013 001 crocodilurus amazonicus rioJurua Whaldener EndoKrokodilschwanzteju (Crocodilurus amazonicus) am Rio Juruá, Brasilien. Aufnahme Whaldener Endo, Universidade Federal de Roraima. Gemeinfrei.

 

303 015 013 001 crocodilurus amazonicus schinzKrokodilschwanzechse (Crocodilurus amazonicus). Lithografie von Karl Brodtmann aus Heinrich Rudolf Schinz (1833): Naturgeschichte und Abbildungen Der Reptilien. Leipzig

 

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Der Krokodilschwanzteju ist ein mittelgroßer Teju, über den wenig bekannt ist und der in seiner Heimat nicht gefährdet ist. Er wird in Zoos nur sehr selten gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Krokodilschwanzteju erreicht eine Gesamtlänge von 55-70 cm. Er besitzt mehrere Merkmale, die bei keinem anderen Teju zu finden sind. Dazu gehört eine verlängerte fünfte Zehe, die über das proximale freie Phalangealgelenk der vierten Zehe hinausragt. Die Grundfarbe ist grau, auf den Flanken, Beinen und dem Schwanz mit orangen, dunkel gesäumten Punkten. Maul und Kehle sind weiß mit welligen Linien. Die Iris ist orange. Der Schwanz ist abgeplattet und hat einen doppelten Längskiel  [4; 6; 8].

Verbreitung

Tropisches Südamerika: Brasilien (Bundesstaaten Amapá, Amazonas, Mato Grosso, Pará, Rondônia, Roraima), Französisch Guyana, Kolumbien, Peru, Surinam (?), Venezuela [3].

Lebensraum und Lebensweise

Der Krokodilschwanzteju ist eine semiaquatische, eierlegende Echse, die an bewaldeten Fluss- und Seeufern angetroffen wird. Er  ist ein Lauerjäger, der sich sich von Land- und Wasserwirbeltieren und Wirbellosen, darunter Amphibien, Reptilien, Fische, Krabben und Spinnen ernährt. Wirbeltiere machen etwa ein Drittel der Nahrung aus. Beim Schweimmen legt er die Gliedmassen nach hinten gerichtet an den Körper [3; 4].

Gefährdung und Schutz

Gestützt auf eine Beurteilung aus dem Jahr 2014 wurde die Art 2019 als nicht-gefährdet (LEAST CONCERN) in die Rote Liste der IUCN aufgenommen. Lokal könnte sie durch Abholzung, den Bau von Wasserkraftwerken und die Ausdehnung von Städten gefährdet sein [3].

Der internationale Handel ist nach CITES Anhang II geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Von 2001-2023 meldete Surinam die Ausfuhr 38 lebenden Exemplaren, ferner wurden 5 Exemplare von Costa Rica in die USA ausgeführt. Der Preis pro Exemplar in den USA soll bei 5'500-12'500 USD liegen [1; 7].

Haltung

Es wird empfohlen, Krokodilschwanztejus in einem Regenwaldterrarium mit großem Wasserbecken bei einer Tagestemperatur von 27-32°C, stellenweise kühler bzw. wärmer, und mittler bis hohe relative Luftfeuchte von 60-80% zu halten [7].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird gegenwärtig nur in zwei Institutionen gezeigt, darunter der Tiergarten Schönbrunn, dem 2023 die Weklterstzucht in einem Zoo gelang. Die Elterntiere waren illegal in die Niederlande importiert, von den dortigen Zollbehörden eingezogen worden und gelangten über zwei andere Zoos schließlich nach Wien [9]. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Im Reptiliengutachten 1997 des BMEL ist die Art nicht erwähnt.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 06.12.2024) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege mit einem Landteil vor, der dem 3x3-fachen und einem Wasserteil der dem 2x2-fachen der Kopf-Rumpflänge entspricht. Für jedes weitere Tier kommt beim Landteil das 1x1-fache der Kopf-Rumpflänge dazu. Die Wassertiefe muss der Hälfte, die Terrariumhöhe dem Dreifachen der Kopf-Rumpflänge entsprechen. Für das Private Halten ist in der Schweiz ein Sachkundenachweis und eine durch das zuständige kantonale Veterinäramt ausgestellte Haltebewilligung nötig.

In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2025) ist die Art nicht erwähnt.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1802 vom französischen Zoologen François Marie DAUDIN im Rahmen seines Werks "Histoire Naturelle, Générale et Particulière des Reptiles" unter den Namen Tupinambis lacertinus erstmals wissenschaftlich beschrieben, wobei er der Meinung war, es handle sich um eine Neubeschreibung einer bereits von Carl von LINNÉ benannten Art. Da das Typusexemplar, auf das sich DAUDIN bezog, verloren gegangen war, wurde die Beschreibung und Namengebung aus dem Jahr 1825 von Johann Baptist Ritter von SPIX, der im Auftrag des Königs von Bayern Brasilien bereist hatte, herangezogen, und die Echse wude fortan Crocodilurus amazonicus genannt. Allerdings nur bis 1839, als DUMÉRIL und BIBRON vom Pariser Naturhistorischen Museum den neuen Gattungsnamen mit dem alten Artepitheton kombinierten, womit die Art für die nächsten 162 Jahre Crocodilurus lacertinus hieß. 2001 erschien dann ein Artikel im Jounal of Herpetology, der bestätigte, dass mit der von Daudin beschriebenen Echse Neusticurus bicarinatus gemeint war, und aufgrund dessen der von DUMÉRIL & BIBRON vergebene Name seine Gültigkeit verlor [2; 5; 8].

Literatur und Internetquellen

  1. CITES TRADE DATA BASE
  2. DAUDIN, F. M. (1802-05)
  3. GAGLIARDI, G., AVILA-PIRES, T.C.S. & PEREZ, P. (2019). Crocodilurus amazonicus. The IUCN Red List of Threatened Species 2019: e.T178328A44953358. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2019-2.RLTS.T178328A44953358.en. Accessed on 09 February 2025.
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. MASSARY, J.C. de & M.S. HOOGMOED 2001. Crocodilurus amazonicus Spix, 1825: The Valid Name for Crocodilurus lacertinus Auctorum (nec Daudin, 1802) (Squamata: Teiidae). Journal of Herpetology 35 (2): 353-357.
  6. O'SHEA, M. & HALLIDAY, T. (2002)
  7. PETS WITH SCALES
  8. THE REPTILE DATA BASE
  9. TIERGARTEN SCHÖNBRUNN - Pressemitteilung vom 23.11.2023.