Nilwaran (Varanus n. niloticus) wild lebend am Chobe River, Botswana
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Echsen (SAURIA)
Zwischenordnung: Waranartige (Platynota)
Familie: Warane (Varanidae)
Nilwaran
Varanus niloticus • The Nile Monitor • Le varan du Nil
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der Nilwaran ist eine ziemlich große Art, die für die Reptilleder-Industrie eine herausragende Bedeutung hat. Eine Präsentation in Zusammenhang mit Informationen über CITES bietet sich daher an. Körperbau und KörperfunktionenDer Nilwaran wird meist bis 150-170 cm lang, das größte bekannte Tier hatte eine Länge von 242 cm. In der Körpermitte hat er 75-100 Schuppenreihen. Der Kopf ist lang, die Schnauze spitz zulaufend. Die rundlichen Nasenlöcher liegen etwa in der Mitte zwischen Nasenspitze und Auge. Die Kopfschuppen sind mäßig groß. Die Schwanzschuppen sind gekielt. Der Schwanz ist etwa so lang wie Kopf und Rumpf, seitlich stark komprimiert, oben mit Kamm. Oberseits grünlich oder bräunlich gefärbt, auf dem Rumpf mit in Querreihen angeordneten Augenflecken, auf den Extremitäten Augenflecken oder Tupfen, auf dem Schwanz mit Querbändern. Unterseits gelblich mit dunkeln Querbändern [2]. VerbreitungVom Südrand der Sahara und dem Flusslauf des Nils ab Oberägypten bis nach Südafrika [4]. Lebensraum und LebensweiseDer Nilwaran ist tagaktiv und lebt amphibisch. Man trifft ihn ausschließlich in permanenten Gewässern, wie Flüssen, Stauhaltungen, Seen oder Sümpfen an. Er schwimmt hervorragend, wobei der Schwanz als Ruder dient, und kann bis zu einer Stunde tauchen. An Land dient der Schwanz als Waffe gegen Feinde. Er ernährt sich von Aas, Fischen, Krebsen, Schnecken, Schlangen, Süßwasserschildkröten, Krokodil- und Vogeleiern sowie Jungvögeln. Zur Eiablage kratzen die Weibchen ein Termitennest auf und legen die 20-60 Eier in das Loch, das alsbald von den Termiten repariert wird. Dadurch ist das Gelege optimal geschützt. Die Jungen schlüpfen nach 4-10 Monaten. Sie scharren sich frei und begeben sich sogleich zum nächsten Gewässer, wo sie von Insekten und Fröschen leben [6]. Gefährdung und SchutzGestützt auf eine Beurteilung aus dem Jahr 2019 ist die Art seit 2021 als nicht-gefährdet (LEAST CONCERN) in der Roten Liste der IUCN aufgeführt, weil sie eine weite Verbreitung und mutmaßlich einen großen Bestand hat, und davon ausgegangen wird, dass der Bestand nicht so rasch abnimmt, dass die Einstufung in eine höhere Gefährdungskategorie erforderlich wäre. Regional dürfte der Jagddruck für die lokale Fleischversorgung und den internationalen Lederhandel eine potenzielle Gefahr darstellen [9]. Der internationale Handel ist nach CITES Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenHinsichtlich der Mensch-Nilwaran-Beziehung berichtet BREHM: "Es ist möglich, daß die alten Egypter unseren Waran als Vertilger ihrer Gottheit Krokodil kennen gelernt und ihm deshalb auf ihren Denkmälern einen hervorragenden Platz gegeben haben...Gefangene sieht man zuweilen im Besitze der Fischer, in deren Netzen sie sich verwickelt hatten; eine regelmäßige Verfolgung aber hat das Thier in Egypten nicht zu erdulden. Anders ist es in Mittel- und Südafrika... SCHWEINFURTH erzählte mir, daß man in Galabat ... den Waranen, eifrig nachstellt, die erlegten abzieht, auf Kohlen bratet und dann als köstliches Gericht betrachtet - gewiß nicht mit Unrecht. In Sansibar werden sie, nach KERSTEN, oft gefangen, fest auf einen Stock gebunden und in dieser hülflosen Lage zur Stadt gebracht, schwerlich aber für die Küche, da weder die mahammedanische Bevölkerung jener Gegend, noch die Eingeborenen der Küste des Festlandes derartige Thiere genießen. Die Eier des oben erwähnten trächtigen Weibchens, welches ein Begleiter VON DER DECKENS erlegt hatte, wurden gekocht und von den Europäern als ein köstliches Gericht befunden; vergeblich aber bot KERSTEN von dieser Speise den eingeborenen Begleitern der Reisenden an..." Bei BREHM erfährt man auch, dass im 19. Jahrhundert im Dienste der Wissenschaft in einer Art und Weise mit Tieren umgegangen wurde, die heute völlig undenkbar wäre: "Um einen gefangenen dieser Art zu tödten, gab er (SPARRMANN) ihm mit einer groben Nadel mehrere Stiche ins Herz und ins Gehirn, wühlte in letzterem mehrmals umher und glaubte nun, das Thier sicher getödtet zu haben; trotzdem besaß es noch Kräfte genug, wegzulaufen. Nunmehr wurde ihm die Brust zerquetscht und es, als auch das noch nicht half, mit zusammengebundenen Füßen achtundvierzig Stunden lang am Halse aufgehängt. Nach Verlauf dieser Zeit hatte es sich losgemacht und zu befreien gesucht; es war jedoch sehr schwach und wurde wieder eingefangen. Jetzt endlich setzte man es in Weingeist, und nach einer Viertelstunde hatte es ausgezappelt" [1]. Von 1979-2015 gelangten aus den Ursprungsländern über 9.3 Millionen Nilwaran-Häute auf den Weltmarkt. Hauptexporteure waren Mali, Sudan, Kamerun und Tschad. Seit Bestehen von CITES bis 2015 exportierten die Ursprungsländer jährlich rund 10'000 lebende Tiere. Die meisten davon kamen aus Togo und Benin [3]. HaltungWegen seiner Größe eignet sich der Nilwaran wenig für die Haltung in Privathand. Im Zoo sollte den Tieren eine Anlage mit möglichst großem Land- und Wasserteil geboten werden. Die Raumtemperatur sollte tagsüber 25-30ºC mit lokaler Strahlungswärme bis 35ºC, nachts etwa 20ºC betragen. Haltung einzeln oder paarweise [4; 5]. Die Angaben in den Mindestanforderungen für "weitere Tiere" sind bei dieser solitären Art wenig praktikabel. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 35 Einrichtungen gezeigt, Tendenz sinkend. Darunter befinden sich einige wenige im deutschsprachigen Raum. Für Details siehe Zootierliste Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für ein Paar mindestens 5x so lang und 2x so breit sein wie die Kopf-Rumpflänge der Tiere. Die Höhe soll das Doppelte der Kopf-Rumpflänge betragen. Für jedes weitere Tier kommen 15% zur Basisfläche dazu. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.02.2024) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege vor, mit einem Landteil, der dem 5x3-fachen, und einem Wasserteil, der dem 2x2-fachen der Kopf-Rumpflänge entspricht. Für jedes weitere Tier kommt das 2x2-fache der Kopf-Rumpflänge zur Landfläche und das 1x1-fache zur Wasserfläche dazu. Die Höhe des Behälters muss dem Doppelten, die Beckentiefe der Hälfte der Kopf-Rumpflänge entsprechen. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) schreibt für 1-2 Adulttiere eine Landfläche von 4.2 m² und eine Wasserfläche von 1.8 m² bei einer Behälterhöhe von 1.5 m vor. Für jedes weitere Tier muss die Landfläche um 1 m², die Wasserfläche um 1.5 erhöht werden. Taxonomie und NomenklaturDie Erstbeschreibung erfolgte 1758 durch Carl von LINNÉ unter dem zurückgewiesenen Namen "Lacerta monitor". Die heutige Artbezeichnung geht auf die 12. Auflage des "Systema Naturae" von 1766 zurück, wo die Art als "Lacerta nilotica" bezeichnet wurde. In die Gattung Varanus kam sie durch das 1826 veröffentlichte Werk "Neue Classification der Reptilien nach ihren natürlichen Verwandtschaften" des Wiener Zoologen Leopold Joseph Franz Johann FITZINGER. Im Jahr 2000 wurde der zuvor als Unterart betrachtete westafrikanische Varanus ornatus als eigene Art abgetrennt [8]. Der Nilwaran gehört nach MERTENS in die Untergattung Polydaedalus [7]. |
Literatur und Internetquellen
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- CITES IDENTIFICATION MANUAL
- CITES TRADE DATA BASE
- EIDENMÜLLER, B. (2009)
- EIDENMÜLLER, B. & PHILIPPEN, H.-D. (2008)
- PATTERSON, R. & BANNISTER, A. (1988)
- ROTTER, J. (1963)
- THE REPTILE DATA BASE
- WILMS, T., WAGNER, P., LUISELLI, L. et al. (2021). Varanus niloticus. The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T198539A2531945. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-2.RLTS.T198539A2531945.en . Accessed on 12 March 2022.