Brauen-Glattstirnkaiman (Paleosuchus palpebrosus) m Aquarium du Limousin, Limoges
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Ordnung: Krokodile (CROCODYLIA)
Familie: Alligatoren und Kaimane (Alligatoridae)
Brauen-Glattstirnkaiman
Paleosuchus palpebrosus • The Musky, or Cuvier's, Dwarf Caiman • Le caïman (nain) à front lisse
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der Brauen-Glattstirnkaiman ist die kleinste Art der ganzen Krokodilverwandtschaft. Nicht zuletzt wegen seines geringen Raumanspruchs ist er in Zoos häufig zu sehen, wo mit ihm oft ursprünglich für größere Arten gedachte, aber für diese kaum tiergerechte Anlagen umbesetzt wurden. Körperbau und KörperfunktionenDer Brauen-Glattstirnkaiman wird je nach Region maximal 170 bis 210 cm [1], meist aber nur um 140 cm lang [2]. Die Schnauze ist lang und eher schmal. Oben sind 4 (im Zwischenkiefer) und 14-16 (im Oberkiefer), unten 21-22 Zähne in jeder Kieferhälfte vorhanden[2]. Die oberen Augenlider sind verhältnismäßig groß und verknöchert und geben damit den Eindruck einer Augenbraue. Wie bei allen Alligatoriden greifen die Zähne des Oberkiefers über jene des Unterkiefers. Die für die Gattung Caiman typische "Brille", ein Quersteg zwischen den vorderen Augenwinkeln, fehlt bei Paleosuchus, daher der Name "Glattstirnkaiman" [8]. Auf dem Hinterkopf meist 2 Reihen von 6-8 vergrößerten und spitzen Schuppen, 4-5 Reihen Nackenhöcker, der vorderste und hinterste bestehend aus 2, die übrigen aus 2-4 Schildern. Die gekielten Rückenschilder sind in 18-19 Quer- und 6-8 Längsreihen angeordnet. Die beiden mittleren Reihen der Schwanzschuppen sind gekielt, die Kielreihen laufen nach etwa der Häfte in die seitlichen Schuppenkämme hinein, die sich sich auf der Höhe der 11.-12. Schuppe zu einem einzigen Schuppenkamm vereinigen. Oberseits braun, bei älteren Tieren beinahe schwarz gefärbt, die Jungen sind heller mit dunkeln Flecken und Querbändern. Große dunkle Flecken auf dem Unterkiefer [2]. VerbreitungNördliches Südamerika: Bolivien, Brasilien, Ost-Ekuador, Französisch Guyana, Guyana, Kolumbien, Nord-Paraguay, Ost-Peru, Surinam, Trinidad und Tobago, Venezuela [7]. Lebensraum und LebensweiseDer Brauen-Glattstirnkaiman ist dämmerungs- oder nachtaktiv [8]. Er besiedelt unterschiedliche Lebensräume, einschließlich Sumpfwälder, ruhige Strecken und Gebiete um Stromschnellen größerer Flüsse und Mauritta-Palmensümpfe. Während der Regenzeit bauen die Weibchen einen Nesthügel, in den sie 10-19 Eier legen und danach bewachen [7]. Gefährdung und SchutzDie Art ist weit verbreitet und gebietsweise noch häufig. Sie gilt daher nach einer Beurteilung aus dem Jahr 1996, überprüft und bestätigt 2018 nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [4]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenDie Haut ist stark verknöchert und daher für die Verarbeitung zu Leder praktisch wertlos. Lokal wird die Art zur Fleischgewinnung bejagt und auch die Eier werden konsumiert. Gebietsweise werden Tiere für den Heimtierhandel gefangen [7]. Von 1981-2021 meldete Guyana die Ausfuhr von 12'953 und Surinam von 49 lebenden Wildfängen. Im selben zeitraum wurden weltweit 242 Nachzuchttiere bei der Ausfuhr erfasst [3]. HaltungEs wird empfohlen, einem verträglichen Paar durchschnittlich großer Adulttiere mindestens einen Landteil, eine Flachwasserzone und einen bis 1 m tiefen Wasserteil von je 2 m² anzubieten (N.B. Diese Werte können eventuell unter den gesetzlichen bzw. behördlichen Mindestanforderungen liegen!). Da die Art in schnell fließenden, kühleren Flüssen lebt, ist der Einbau einer Strömungspumpe zu empfehlen. Es wird grundsätzlich Paarhaltung empfohlen. Bei Gruppenhaltung sollen für jedes zusätzliche Tier 1 m² Land- und 1 m² Wasserfläche mehr zur Verfügung stehen. Die Temperatur soll zwischen 20-30°C liegen (für Jungtiere etwas höher) und es sind punktuell wärmere Bereiche zu schaffen, zu denen die Tiere ungehindert Zugang haben [5; 6]. Glattstirnkaimane werden in einzelnen deutschen Bundesländern als "Gefahrtiere" angesehen, deren Haltung unter sicherheitspolizeilichen Aspekten eingeschränkt oder geregelt ist. Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) und der Verband Deutscher Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (DVA) haben zu dieser Thematik einen Leitfaden herausgegeben [12]. Höchstalter im Zoo: Der älteste bekannte Brauen-Glattstirnkaiman kam 1959 aus Britisch-Guyana in den Paignton Zoo und starb dort 2012 nach einer Haltungsdauer von über 53 Jahren. Sein Alter bei Ankunft ist nicht bekannt. Auch im Zoo-Aquarium Berlin wurde ein Tier über 50 Jahre lang gehalten [10]. Haltung in europäischen Zoos: Mit über 90 Haltungen, von denen sich etwa ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden, ist der Brauen-Glattstirnkaiman in europäischen Zoos recht gut vertreten. Für Details siehe Zootierliste. Die weltweit erste Naturbrut in Menschenobhut gelang 1980 dem Kölner Zoo. Nachdem insgesamt 349 Jungtiere erbrütet, aufgezogen und an andere Zoos und sonstige Halter abgegeben worden waren, stellte der Zoo die Haltung ein [11]. Als klein bleibende Art ist der Brauen-Glattstirnkaiman auch für die Haltung durch qualifizierte Privatpersonen geeignet. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll eine Anlage für ein Paar einen Landteil beinhalten, dessen Fläche mindestens 4x so lang und 3x so breit sein soll wie die Kopf-Rumpflänge der Tiere. Der Wasserteil soll das 5x4-fache und der Wasserstand 30% der Kopf-Rumpflänge betragen. Für jedes weitere Tier kommen beim Wasserteil 20% und beim Landteil 10% zur Basisfläche dazu. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege mit einem Land- und einem Wasserteil vor, die je das 4x2-fache der Kopf-Rumpflänge messen. Für jedes weitere Tier kommen je 50% der Basisflächen dazu. Die Wassertiefe muss 50% der Kopf-Rumpflänge betragen. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist für 1-2 erwachsene Tiere ein Landteil von 3 und ein Wasserteil von 6 m²anzubieten. Die Wassertiefe muss 80 cm betragen. Taxonomie und NomenklaturDie Art wurde 1807 vom französischen Naturforscher und Direktor der Ménagerie von Paris Georges CUVIER als "Crocodilus palpebrosus" beschrieben. Die heutige Gattungsbezeichnung geht auf geht auf die Veröffentlichung "A synopsis of the species of Alligators" von John Edward GRAY vom British Museum in London in den "Annals and magazine of natural history; zoology, botany, and geology" im Jahr 1862 zurück [9]. |
Literatur und Internetquellen
- CAMPOS, Z., SANAIOTTI, T. & MAGNUSSON, W. E. (2010)
- CITES IDENTIFICATION MANUAL
- CITES TRADE DATA BASE
- MAGNUSSON, W.E., CAMPOS, Z. & MUNIZ, F. (2019). Paleosuchus palpebrosus. The IUCN Red List of Threatened Species 2019: e.T46587A3009946. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2019-1.RLTS.T46587A3009946.en. Accessed on 12 July 2023..
- JENSCH, B., BAUR, M., BRANDSTÄTTER, F., FRIZ, T., KÖLPIN, T., SCHMIDT, F., SOMMERLAD, R. & VOIGT, K.-H. (2009)
- JENSCH, B., BAUR, M., BRANDSTÄTTER, F., FRIZ, T., KÖLPIN, T., SCHMIDT, F., SOMMERLAD, R. & VOIGT, K.-H. (2009A)
- MAGNUSSON, W. E. & CAMPOS, Z. (2010)
- NIETZKE, G. (1969)
- THE REPTILE DATA BASE
- WEIGL, R. (2014)
- ZIEGLER, T. et al. (2011)
- DGHT/DVA (Hrsg. 2014)