Spitzkrokodil

Spitzkrokodil (Crocodylus acutus) am Río Tárcoles, Costa Rica
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Krokodile (CROCODYLIA)
Familie: Eigentliche Krokodile (Crocodylidae)

D VU 650

Spitzkrokodil

Crocodylus acutus • The American Crocodile • Le crocodile américain

306 002 001 001 crocodylus acutus riosierpe PD1Spitzkrokodil (Crocodylus acutus) am Río Sierpe, Costa Rica © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

306 002 001 001 crocodylus acutus mapApproximative Verbreitung des Spitzkrokodils (Crocodylus acutus)

 

 

306 002 001 001 Crocodylus acutus citesKopfansicht und -aufsicht des Spitzkrokodils (Crocodylus acutus). Zeichnung Gerhard Richter, Berlin, für CITES ID-Manual

 

 

306 002 001 001 Crocodylus acutus sanjose PD1Spitzkrokodil (Crocodylus acutus) im Zoo San José © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

306 002 001 001 crocodylus acutus TPB KR1Spitzkrokodil (Crocodylus acutus) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

306 002 001 001 Crocodylus acutus riotarcoles PD2Spitzkrokodil (Crocodylus acutus) am Río Tárcoles, Costa Rica © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

306 002 001 001 crocodylus acutus riosierpe PD2Spitzkrokodil (Crocodylus acutus) am Río Sierpe, Costa Rica © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

306 002 001 001 crocodylus acutus riotarcoles PD3Spitzkrokodil (Crocodylus acutus) am Río Tárcoles, Costa Rica © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

306 002 001 001 Crocodylus acutus BREHMSpitzkrokodil(Crocodilus acutus). Bild aus aus Brehms Thierleben (1882-1887)

 

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Spitzkrokodile können sehr groß werden und stellen daher hohe Anforderungen an Raumangebot und Sicherheitsvorkehrungen. Außerhalb der Ursprungsländer sind sie in Zoos nur ausnahmsweise zu sehen.

Körperbau und Körperfunktionen

Spitzkrokodile können im Extremfall eine Länge von 7.7 m erreichen, weibliche geschlechtsreife Tiere sind aber im Mittel nur 3-3.5 m, männliche bis 3.8 m lang. Die Schnauze ist recht lang und weist an der Basis vor den Augen eine unpaare längliche Schwellung auf. Oben sind 5 (im Zwischenkiefer) und 13-14 (im Oberkiefer), unten 15 Zähne in jeder Kieferhälfte vorhanden. Der 5. Oberkieferzahn ist am stärksten entwickelt. Auf dem Hinterkopf eine Reihe von 4-6 vergrößerten Schuppen, 2x2-3 Nackenhöcker. Die Rückenschilder sind in 16-17 Quer- und 4-6 Längsreihen angeordnet. Die beiden mittleren Reihen der Schwanzschuppen sind gekielt, die Kielreihen verlaufen bis zum Ende parallel. Die seitlichen Schuppenkämme vereinigen sich auf der Höhe der 17.-19. Schuppe zu einem einzigen deutlich gezackten Schuppenkamm. Die Hinterpfoten sind sehr groß und weisen gut entwickelte Schwimmhäute auf. Die Oberseite ist auch bei alten Tieren hell-olive bis grau gefärbt, die Jungen haben dunkle Flecken und Tupfen, die mit zunehmendem Alter verblassen. Unterseits hell ohne dunkle Flecken [2; 6].

Verbreitung

Mittel- und Nördliches Südamerika: Belize, Costa Rica, Dominikanische Republik, Ekuador, El Salvador, Guatemala, Haiti, Honduras, Jamaika, Kolumbien, Kuba, Mexiko, Nikaragua, Panama, Peru, Trinidad und Tobago (gelegentlich), USA (Florida), Venezuela [2; 7].

Lebensraum und Lebensweise

Das Spitzkrokodil besiedelt breite Flüsse und Mündungsdeltas, oft mit brackigem Wasser, Meereslagunen und Mangrovensümpfe. Zuweilen schwimmt es aufs offene Meer hinaus. Eine Population lebt in einem stark salzhaltigen Inlandsee. Es ist hauptsächlich dämmerungs- und nachaktiv und ruht tagsüber auf vegetationsarmen Ufern oder Sandbänken. Die Nahrung besteht bei Jungtieren aus Wirbellosen und Fischen. Die Hauptbeute der Erwachsenen sind Fische, sie nehmen aber auch Schildkröten, Vögel und Säugetiere. Zur Eiablage wird ein Loch gegraben, regional auch ein Bruthügel gebaut. Nestbau, Paarung und Eiablage erfolgen während der Trockenzeit, die Jungen schlüpfen zu Beginn der Regenzeit [5; 6; 9].

Gefährdung und Schutz

1982 wurde das Spitzkrokodil als stark gefährdet eingestuft Nach einer Beurteilung aus dem Jahr 1994, letztmals überprüft 2020, gilt es noch als gefährdet (Rote Liste: VULNERABLE). Die sind mit etwa 5'000 erwachsenen Individuen nicht sehr hoch, nehmen aber zu. Andererseits gibt es nach wie vor eine illegale Jagd zur Gewinnung von Häuten und gebietsweise besteht die Gefahr der Hybridisierung mit dem Beulenkrokodil [7].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang I eingeschränkt bzw. für Populationen in Kolumbien, Kuba und Mexiko nach Anhang II (mit Anmerkungen) geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Zur Spitzkrokodil-Mensch-Beziehung weiß BREHM: "Das Wesen der Spitzkrokodile ist übrigens ... je nach der Oertlichkeit, welche es beherbergt, sehr verschieden. In manchen Flüssen fürchtet man es ungemein, in anderen wenig oder nicht... Am Rio Burituku warnte man uns, unsere Hunde nicht an dem Flusse saufen zu lassen, weil in ihm auffallend wilde Krokodile hausen, welche gar nicht selten aus dem Wasser gehen und die Hunde auf das Ufer hinauf verfolgen. Solche Keckheit fällt um so mehr auf, als am Rio Tisanao die Krokodile ziemlich schüchtern und unschädlich sind... Weit mehr Menschen, als man in Europa glaubt, werden alljährlich das Opfer ihrer Unvorsichtigkeit und der Gier der Krokodile, besonders in denjenigen Dörfern, deren Umgegend öfters Ueberschwemmungen ausgesetzt ist" und illustriert das anhand verschiedener mehr oder weniger glaubhafter Geschichten. Umgekehrt stellt er fest: "Aus den erlegten Krokodilen scheint man in Südamerika wenig Vortheil ziehen zu können; Humboldt erwähnt nur, daß man Kaimansfett für ein vortreffliches Abführmittel hält und das weiße Fleisch wenigstens hier und da gern ißt." [1]

Spitzkrokodilhäute sind wertvoll für die Lederindustrie. In Kolumbien und Honduras gibt es registrierte kommerzielle Farmen [9]. Von 1976-2015 wurde die Ausfuhr von insgesamt 20'506 Stück und 1'030 kg Häuten aus den Ursprungsländern registriert. Im selben Zeitraum gelangten aus den Ursprungsländern nur 115 lebende Tiere in den internationalen Handel, die meisten davon aus Kuba [3].

Haltung

Es wird empfohlen, einem verträglichen Paar durchschnittlich großer Adulttiere mindestens einen Landteil von 15 m² und einen Wasserteil von 40 m² anzubieten (N.B. Diese Werte können eventuell unter den gesetzlichen bzw. behördlichen Mindestanforderungen liegen!). Die Wassertiefe soll von 0.5-2 m variieren. Für jedes zusätzliche Tier sollen 2 m² Land- und 5 m² Wasserfläche mehr zur Verfügung stehen. Die Temperatur soll zwischen 22-32°C liegen (für Jungtiere etwas höher) und es sind punktuell wärmere Bereiche zu schaffen, zu denen die Tiere ungehindert Zugang haben. Es wird Einzel- oder Paarhaltung empfohlen. Das Gehege ist so zu konzipieren, dass es weitgehend gefahrlos gereinigt und gewartet werden kann. Wegen ihrer Größe und potenziellen Gefährlichkeit wird von der Haltung in Privathand abgeraten [4; 5].

Krokodile gehören zu den "Gefahrtieren", deren Haltung in manchen deutschen Bundesländern unter sicherheitspolizeilichen Aspekten eingeschränkt oder geregelt ist. Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) und der Verband Deutscher Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (DVA) haben zu dieser Thematik einen Leitfaden herausgegeben [11].

Höchstalter im Zoo: Das älteste bekannte Spitzkrokodil in Menschenobhut lebte in einem mexikanischen Zoo. Es starb nach einer Haltungsdauer von 47 Jahren und 10 Monaten im Alter von schätzungsweise 65 Jahren oder mehr [10].

Haltung in europäischen Zoos: Spitzkrokodile werden nur ganz ausnahmsweise in europäischen Zoos gehalten. Die mutmaßliche europäische Erstzucht glückte 1977 im Zoo-Aquarium Berlin. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll eine Anlage für ein Paar einen Landteil beinhalten, dessen Fläche mindestens 4x so lang und 3x so breit sein soll wie die Kopf-Rumpflänge der Tiere. Der Wasserteil soll das 5x4-fache und der Wasserstand 30% der Kopf-Rumpflänge betragen. Für jedes weitere Tier kommen beim Wasserteil 20% und beim Landteil 10% zur Basisfläche dazu. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege mit einem Land- und einem Wasserteil vor, die je das 4x2-fache der Kopf-Rumpflänge messen. Für jedes weitere Tier kommen je 50% der Basisflächen dazu. Die Wassertiefe muss 50% der Kopf-Rumpflänge betragen. In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist die Art nicht erwähnt.

Taxonomie und Nomenklatur

Das Spitzkrokodil wurde 1807 vom französischen Naturforscher und Direktor der Ménagerie von Paris Georges CUVIER als "Crocodilus acutus" beschrieben. Die Schreibweise "Crocodylus" setzte sich um die Mitte des 20. Jahrhunderts durch [8].

Literatur und Internetquellen

  1. BREHM, A. E. (1882-1887)
  2. CITES IDENTIFICATION MANUAL
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. JENSCH, B., BAUR, M., BRANDSTÄTTER, F., FRIZ, T., KÖLPIN, T., SCHMIDT, F., SOMMERLAD, R. & VOIGT, K.-H. (2009)
  5. JENSCH, B., BAUR, M., BRANDSTÄTTER, F., FRIZ, T., KÖLPIN, T., SCHMIDT, F., SOMMERLAD, R. & VOIGT, K.-H. (2009A)
  6. NIETZKE, G. (1969)
  7. RAINWATER, T.R., PLATT, S.G., CHARRUAU, P. et al. (2022). Crocodylus acutus (amended version of 2021 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2022: e.T5659A212805700. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2022-1.RLTS.T5659A212805700.en. Accessed on 13 July 2023.
  8. THE REPTILE DATA BASE
  9. THORBJARNARSON, J.B. (2010)
  10. WEIGL, R. (2014)
  11. DGHT/DVA (Hrsg. 2014)