Groe Sandboa (Eryx miliaris = tataricus) im Kölner Zoo
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Schlangen (SERPENTES)
Überfamilie: Wühl- und Riesenschlangenartige (Booidea)
Familie: Boas (Boidae)
Unterfamilie: Boaschlangen (Boinae)
Große Sandboa, Östliche Sandboa
Eryx miliaris-tataricus Complex • The Tartar, or Desert, Sand Boa • Le boa des sables oriental
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Sandboas haben die Eigenschaft, sich im Sand einzugraben oder sich in Erdhöhlen zu verstecken, was sie nicht gerade zu populaären Zootieren macht. Sie sind daher in europäischen Zoos - außerhalb Russlands - nur selten anzutreffen. Körperbau und KörperfunktionenSandboas sind sehr kleine "Riesen"-schlangen. Für E. miliaris wird eine Gesamtlänge von 40-50, maximal bis 67 cm angegeben, weshalb sie auf Deutsch auch "Zwergsandboa genannt wird, für E. tataricus 90-120 cm. Ihr Kopf ist nicht vom Hals abgesetzt. Das Auge ist relativ klein und hat eine Schlitzpupille. Der Körper ist muskulös, der Schwanz ist zapfenförmig ausgezogen. Die Körperschuppen sind klein und glatt oder gekielt. Auf dem Rücken befinden sich schiefergraue, schwarzbraune oder schwarze Querflecken, auf den Körperseiten kleinere Flecken [4]. VerbreitungEurasien: Beide Formen: Afghanistan, Iran, Kasachstan, Usbekistan; nur miliaris: Russland, Turkmenistan; nur tataricus: China, Kirgistan, Mongolei, Pakistan, Tadschikistan [5]. Lebensraum und LebensweiseLebensräume der Sandboas sind Halbwüsten, Steppen und trockene Wälder sowie trockene Felder. Die Tiere sind weitgehend nachtaktiv. Beutetiere sind Kleinsäuger, Vögel und Echsen (besonders Eidechsen bzw. Agamen der Gattungen Eremias und Phrynocephalus). Paarungszeit ist im April und Mai. Die Art ist ovovivipar. Im Sommer bis anfangs September werden bis zu 34 etwa 12-20 cm lange Jungtiere geboren [4; 5; 6]. Gefährdung und SchutzGestützt auf eine Beurteilung aus dem Jahr 2016 wurden E. miliaris und E. tataricus 2021 separat in die Rote Liste der IUCN aufgenommen. In Anbetracht ihrer weiten Verbreitung, ihres mutmaßlich großen Bestands und ihres Vorkommens in etlichen Schutzgebieten wurden sie als nicht-gefährdet (LEAST CONCERN) eingestuft [5]. Der internationale Handel ist nach CITES Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenLebende Exemplare gelangen in geringem Umfang in den internationalen Handel. Im Zeitraum 2001-2023 meldeten Russland die Ausfuhr von 90 tataricus und 370 miliaris, die Ukraine von 370 miliaris und Usbekistand von 837 tataricus. In Tadschikistan werden alle Eryx-Arten für die traditionelle Medizin gefangen und offen auf lokalen Märkten verkauft; dies stellt wegen ihres kleinen Verbreitungsgebiets eine besondere Bedrohung für Eryx tataricus speciosus dar [2; 5]. HaltungAls Bodengrund ist eine mindestens 10 cm tiefe Schicht Sand, allenfalls mit lehmiger Erde gemischt, erforderlich. Tagsüber soll die Bodentemperatur bis 35ºC betragen und nachts auf 18-20ºC abgesenkt werden. Eine Überwinterung von 3-5 Monaten bei niedrigen Temperatuen ist angezeigt, insbesondere wenn Nahzucht angestrebt wird. Obwohl es sich um Tiere aus Trockengebieten handelt, soll ein Badebecken angeboten werden [4]. Haltung in europäischen Zoos: Sandboas des miliaris-tataricus-Komplexes werden in gegen 20 Institutionen gezeigt, hauptsächlich in Russland. Vereinzelte befinden sich im deutschsprachigen Raum. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für zwei etwa gleich große Tiere mindestens 0.75x solang, 0.5x so breit und 0.5x so hoch sein wie die Gesamtlänge eines Tieres. Die Höhe soll Dreiviertel der Gesamtlänge betragen. Für jedes weitere Tier ist das Terrarienvolumen unter Beibehaltung der Proportionen um 20% zu erhöhen. In der Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) ist die Art nicht erwähnt. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) verlangt für 1-2 erwachsene Tiere eine Grundfläche von 0.9 m² bei einer Höhe von 80 cm. Für jedes weitere Adulttier ist die Grundfläche um 0.4 m² zu erhöhen. Taxonomie und NomenklaturEryx miliaris wurde 1775 vom Berliner Naturforscher Peter Simon PALLAS, den Katharina die Große als Professor nach Petersburg berufen hatte, als "Anguis miliaris", also als Blindschleichenart, erstmals wissenschaftlich beschrieben. 1823 beschrieb Martin Hinrich Carl LICHTENSTEIN, der erste Direktor des Berliner Zoologischen Gartens, Eryx tataricus als "Boa tatarica". Der Gattungsname Eryx wurde 1802 vom französischen Zoologen François Marie DAUDIN im Rahmen seines Werks "Histoire Naturelle, Générale et Particulière des Reptiles" eingeführt. E. miliaris und E. tataricus galten bis vor Kurzem als zwei unterschiedliche Arten. 2014 wurde vorgeschlagen, sie trotz der eheblichen Größenunterschiede unter dem Namen miliaris zu einer einzigen Art zusammenzufassen. Dies wurde von der REPTILE DATA BASE übernommen, die Rote Liste der IUCN führt in Abwartung weiterer Untersuchungen tataricus aber immer noch als eigene Art. Von E. miliaris wurden zwei, von E. tataricus drei Unterarten beschrieben, wobei E. tataricus vittatus von manchen Autoren als eigenständige Art angesehen wird [3; 5; 6]. |
Literatur und Internetquellen
- CITES IDENTIFICATION MANUAL
- CITES TRADE DATA BASE
- THE REPTILE DATA BASE
- TRUTNAU, L. (2002)
- TUNIYEV, B. et al. (2021). Eryx miliaris. The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T157269A746649. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-2.RLTS.T157269A746649.en . Accessed on 02 September 2024.
- TUNIYEV, B. et al. (2021). Eryx tataricus. The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T164775A1074478. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-2.RLTS.T164775A1074478.en . Accessed on 02 September 2024.