Texas-Klapperschlange

Crotalus atrox) im Aquazoo Düsseldorf
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Schlangen (SERPENTES)
Überfamilie: Nattern- und Vipernartige (Colubroidea oder Xenophidia)
Familie: Vipern (Viperidae)
Unterfamilie: Grubenottern (Crotalinae)

D LC 650

Texas-Klapperschlange

Crotalus atrox • The Western Diamondback Rattlesnake • Le crotale du Texas

305 011 010 003 crotalus atrox chx d fds PD1Texas-Klapperschlange (Crotalus atrox) im Vivarium municipal de La Chaux-de-Fonds © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

305 011 010 003 crotalus atrox mapApproximative Verbreitung der Texas-Klapperschlange (Crotalus atrox)

305 011 010 003 crotalus atrox nuernbg HMTexas-Klapperschlange (Crotalus atrox) im Tiergarten Nürnberg © Helmut Mägdefrau, TG Nürnberg

305 011 010 003 crotalus atrox oberammergau PD1Texas-Klapperschlange (Crotalus atrox) im Reptilienhaus Oberammergau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

305 011 010 003 crotalus atrox oberhof PD3Texas-Klapperschlange (Crotalus atrox) im Exotarium Oberhof © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

305 011 010 003 crotalus atrox oberhof PD1Texas-Klapperschlange (Crotalus atrox) im Exotarium Oberhof © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

305 011 010 003 crotalus atrox oberhof PD2Texas-Klapperschlange (Crotalus atrox) im Exotarium Oberhof © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

305 011 010 003 crotalus atrox uhldingen PD1Texas-Klapperschlange (Crotalus atrox) im Reptilienhaus Unteruhldingen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

305 011 010 003 crotalus atrox OA PD1Texas-Klapperschlange (Crotalus atrox) im Reptilienhaus Oberammergau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

305 011 010 003 crotalus atrox uhldingen PD2Texas-Klapperschlange (Crotalus atrox) im Reptilienhaus Unteruhldingen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

305 011 010 003 crotalus atrox duesseldf PD1Terrarium für Texas-Klapperschlangen (Crotalus atrox) im Aquazoo Düsseldorf © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Texas-Klapperschlangen sind mittlere bis große Giftschlangen aus dem südlichen Nordamerika. Als Charaktertiere des "Wilden Westens", wegen ihrer Klapper und ihrer Bedeutung für Volksbräuche sind sie für die Zoopädagogik von Interesse und werden recht häufig in europäischen Zoos gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Texas-Klapperschlangen werden im Mittel 120 cm lang, einzelne Exemplare können eine Länge von bis zu 210 cm erreichen. Die Grundfarbe hängt von der im jeweiligen Gebiet vorherrschenden Bodenfarbe ab und kann grau, gelbbraun oder rötlich sein. Die Musterung besteht aus rautenförmigen oder sechseckigen dunkeln Rückenflecken mit hellem Rand [5; 6].

Wie alle Klapperschlangen verfügt C. atrox über zwei anatomische Besonderheiten: die Gruben und die Klappern. Die für die "Grubenottern" namengebenden, etwa 5 mm tiefen Gruben liegen vor dem Auge in einer Einbuchtung des Oberkieferknochens. Es sind Sinnesorgane, die mittels einer mit vielen Nervenendigungen ausgestatteten Membran kleinste Temperaturunterschiede wahrnehmen. Damit können die Schlangen auch bei völliger Dunkelheit zielsicher warmblütige Beutetiere orten. Bei der "Klapper" handelt es sich um die Endschuppen des Schwanzes, die ab der zweiten Häutung nicht mehr abgeworfen, sondern zu kolbenartigen Hohlgebilden mit ringförmiger Einschuppung verfestigt werden. Das "Klappern" ist eher ein Schwirren und wird durch sehr schnelles seitliches Vibrieren der Klapper erzeugt [3].

Verbreitung

Nordamerika: Nord-Mexiko, und südwestliche USA [2].

Lebensraum und Lebensweise

Die Texas-Klapperschlange besiedelt unterschiedliche Lebensräume in Trockengebieten vom Tiefland bis auf eine Höhe von 2'000 m. Sie ist überwiegend nachtaktiv, kann aber namentlich im Frühjahr und im Herbst auch tagsüber beim sich Sonnen beobachtet werden. Ihre Nahrung besteht aus einem breiten Spektrum von Kleinsäugern und Vögeln. Den Winter verbringen die Tiere in frostfreien Tiefen von Felsspalten oder Erdhöhlen. Die Art ist ovovivipar. Die Weibchen bringen im Spätsommer bis zu 25 Jungschlangen zur Welt, die bei der Geburt etwa 30 cm lang sind [4; 5; 6].

Zum Fortpflanzungsverhalten schrieb der amerikanische Ornithologe John James AUDUBON: "Die Begattungsweise dieser Thiere ist so widerlich, daß ich ihrer gar nicht gedenken würde, wäre sie nicht im höchsten Grade merkwürdig. Zu Anfange des Frühlinges kriechen die Schlangen, nachdem sie ihre Haut gewechselt, glänzend im frischesten Farbenspiele und voller Leben und Feuer im Auge, hervor. Männchen und Weibchen schweifen auf den lichten, sonnigen Stellen der Hölzer umher und schlingen sich, wenn sie sich begegnen, in einander, bis zwanzig, dreißig und noch mehr zu einem scheuslichen Knäuel sich vereinigend. Dabei sind die sämmtlichen Köpfe in allen Richtungen nach außen gekehrt, die Rachen aufgerissen, und sie zischen und klappern. In dieser Lage bleiben sie mehrere Tage an einer und derselben Stelle liegen" [cit. in 1].

Gefährdung und Schutz

Die Art hat eine weite Verbreitung, gilt gemäß einer Beurteilung aus dem Jahr 2007 als häufig und nicht gefährdet, obwohl die Bestände durch Lebensraumzerstörung, Straßenverkehr und die jährlichen "rattlesnake roundups" dezimiert werden [2].

Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Klapperschlangen spielten und spielen z.T. auch heute noch bei den nordamerikanischen Indianern eine überragende Rolle in Mythologie, Religion, Medizin und Volkskunst. Bei vielen Stämmen werden die Schlangen auch gegessen [3].

Seit etwa 1940 werden in den Vereinigten Staaten jedes Frühjahr sogenannte "rattlesnake roundups" durchgeführt. Dabei handelt es sich um Volksfeste, in deren Verlauf die aus dem Winterschlaf erwachten Klapperschlangen notfalls mit Benzin aus ihren Bauen herausgetrieben, gefangen, im Rahmen einer Rodeo-artigen Veranstaltung einer Behandlung unterzogen werden, die sich mit europäischen Vorstellungen von Tierschutz nicht vereinbaren lässt, unter Mitwirkung von Kindern geschlachtet und schließlich fritiert und verspeist werden. Das größte dieser Volksfeste findet in Sweetwater (Texas) statt. Es hält eine ganze Industrie am Laufen, lockt jährlich etwa 30'000 Besucher aus den ganzen USA an, generiert Umsätze in Millionenhöhe und kostet Tausenden von Klapperschlangen das Leben (VIDEO). Seit Bestehen dieses Festivals, d.h. seit 1958, wurden insgesamt mehr als 150 Tonnen Klapperschlangen "verbraucht". Alles in Allem werden in den USA jedes Jahr etwa 125'000 Klapperschlangen gefangen. Etwa 20'000 davon werden bei "Roundups" getötet. Die American Society of Ichthyologists and Herpetologists hat eine klare Position gegen diese "Roundups" bezogen [2; 8 und weitere Quellen].

Von der Art werden lebende Tiere und Erzeugnisse (Häute, Lederwaren, Fleisch) gehandelt.

Haltung

Klapperschlangen gehören zu den "Gefahrtieren", deren Haltung in manchen deutschen Bundesländern unter sicherheitspolizeilichen Aspekten eingeschränkt oder geregelt ist. Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) und der Verband Deutscher Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (DVA) haben zu dieser Thematik einen Leitfaden herausgegeben [7]. Für die Haltung durch erfahrene Personen wird aus Sicherheitsgründen Einzelhaltung in einem geräumigen, trockenen Giftschlangenterrarium empfohlen, das mit Bodenheizung, Wärme- und ev. UV-Strahler sowie einer Tränke und einem Schlupfkasten ausgestattet ist. Als Bodengrund eignen sich Geröll, Kies oder ein Sand-Erde-Gemisch. Die Einrichtung soll übersichtlich sein, das Terrarium strukturieren, aber der Schlange keine weiteren Verstecke bieten. Tagsüber sollen Boden- und Lufttemperatur bei 23-27ºC liegen, nachts etwas kühler. Es soll eine Winterruhe bei herabgesetzten Temperaturen eingeschaltet werden [5; 7].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in gegen 50 Institutionen gezeigt, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für zwei etwa gleich lange Tiere mindestens 1.25x so lang und 0.5x so breit sein wie die Gesamtlänge eines Tieres. Die Höhe soll Dreiviertel der Gesamtlänge betragen. Für jedes weitere Tier ist das Terrarienvolumen unter Beibehaltung der Proportionen um 20% zu erhöhen.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.026.2024) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege vor, dessen Grundfläche dem 1.0x0.5-fachen und dessen Höhe der Hälfte der Gesamtlänge eines Tiers entsprechen.

Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) verlangt für 1-2 erwachsene Tiere eine Grundfläche von 2 m² bei einer Höhe von 120 cm. Für jedes weitere Adulttier ist die Grundfläche um 0.5 m² zu erhöhen.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Texas-Klapperschlange wurde 1853 von dem an der Smithsonian Institution tätigen amerikanischen Zoologen Spencer Fullerton BAIRD und seinem aus Mülhausen im Elsass stammenden Kollegen Charles Frédéric GIRARD unter ihrem heute noch gültigen Namen beschrieben [9].

305 011 010 003 crotalus atrox fuessen PD1Texas-Klapperschlange (Crotalus atrox) im Allgäuer Reptilienzoo Füssen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Literatur und Internetquellen

  1. BREHM, A. E. (1882-1887)
  2. FROST, D.R., HAMMERSON, G.A. & SANTOS-BARRERA, G. (2007). Crotalus atrox. The IUCN Red List of Threatened Species 2007: e.T64311A12763519. http://www.iucnredlist.org/details/64311/0. Downloaded on 15 October 2017.
  3. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  4. MATTISON, C. (2007)
  5. MEHRTENS, J. M. (1993)
  6. O'SHEA, M. & HALLIDAY, T. (2002)
  7. RATTLESNAKE PIT
  8. SWEETWATER JAYCEES
  9. THE REPTILE DATA BASE
  10. DGHT/DVA (Hrsg. 2014)