Afrikanische Eierschlange (Dasypeltis scabra) im Zoo Basel
© Thomas Jermann, Basel
Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Schlangen (SERPENTES)
Überfamilie: Nattern- und Vipernartige (Colubroidea oder Xenophidia)
Familie: Nattern (Colubridae)
Unterfamilie: Land- und Baumnattern (Colubrinae)
Afrikanische Eierschlange
Dasypeltis scabra • The Common, or Rhombic, Egg-eating Snake • Le mangeur d'oeuf
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die Afrikanische Eierschlange ernährt sich, wie ihr Name besagt, zur Hauptsache von Vogeleiern und ist wegen dieser Ernährungsweise von zoopädagogischem Interesse. Trotzdem wird sie nur relativ selten im Zoo gezeigt. Körperbau und KörperfunktionenAfrikanische Eierschlangen werden 50-70, maximal 116 cm lang. Es sind schlanke Schlangen mit einem kleinen, abgerundeten Kopf, der kaum vom Hals abgesetzt ist. Die großen Augen haben vertikale Schlitzpupillen. Der Schwanz ist kurz, beim Männchen länger als bei Weibchen. Die Grundfarbe ist recht variabel. Auf dem Kopf befinden sich zwei auffällige V-förmige Zeichnungen, auf Rücken und Flanken Längsreihen dunkle Flecken. Die Körperschuppen sind stark gekielt [[1; 5]. VerbreitungAfrika südlich der Sahara, isolierte Vorkommen in NW-Afrika, im Nildelta und SW der Arabischen Halbinsel: Ägypten, Angola, Botswana, Burundi, Eritrea, Jemen, Kenia, Kongo Dem., Lesotho, Malawi, Mali, Marokko (Reliktvorkommen?), Mauretanien (?), Mosambik, Namibia, Ruanda, Saudi-Arabien, Somalia, Südafrika, Sudan, Südsudan, Swasiland, Tansania, Westsahara (?). Die Verbreitungsangaben variieren je nachdem ob bestimmte Populationen als eigene Arten abgetrennt wurden [2; 7]. Lebensraum und LebensweiseDie Afrikanische Eierschlange besiedelt unterschiedlichste Habitate, meidet aber echte Wüsten und geschlossenen Wald. Sie ist nachtaktiv und zur Hauptsache bodenlebend, kann aber auf Bäume klettern, um Vogelnester zu plündern. Sie ernährt sich beinahe ausschließlich von Vogeleiern. In Anpassung an ihre Nahrung hat sie fast keine Zähne und die vier Kieferteile sind durch Sehnen lose verbunden, sodass sie auseinanderweichen können, um Eier passieren zu lassen, die größer sind als der Kopf der Schlange. Die ersten Halswirbel verfügen über ventrale Fortsätze die in einer sägenden Bewegung gegen das den Schlund hinabgleitende Ei gedrückt werden können. Die Eischale bricht auf, der Inhalt wird aufgenommen und die leere Schale als längliches Paket wieder ausgewürgt. Sie frisst während des Sommerhalbjahrs sehr viel, um für den Winter genügend Fettreserven zu haben[1; 3; 5]. Im Aussehen ähnelt die Eierschlange stark der giftigen Nachtotter (Causus rhombeatus) und sie imitiert auch das Verhalten von Giftschlangen, indem sie den Körper in sich ständig bewegende, flache Windungen legt. Beim Bewegen reiben die gekielten Seitenschuppen gegeneinander, was einen Zischlaut erzeugt, den man von verschiedenen sympatrischen Giftschlangen, neben der Nachtotter etwa der Sandrasselotter (Echis carinatus) kennt. Tatsächlich ist die Eierschlange aber völlig harmlos [4; 8]. Die Art ist ovipar. Im Sommer legt das Weibchen (6-18) bis zu 25 Eier, die in kleinen Gruppen auf verschiedene Stellen verteilt werden. Die Schlüpflinge sind 23-24 cm lang. Sie ernähren sich von Anfang an von Vogeleiern [4; 6; 8]. Gefährdung und SchutzDie Art hat eine weite Verbreitung von Nord- bis Südafrika und gilt daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2009 nicht als gefährdet [2]. Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt. Bedeutung für den MenschenDie Art befindet sich im Heimtierhandel. HaltungFür die Haltung wird ein geheiztes Halbtrockenterrarium empfohlen, das höher als breit ist. Es sollte mit einer lokalen Bodenheizung, Wärme- und UV-Strahlern ausgestattet und mit Wurzeln, einem verzweigten Kletterbaum sowie einer flachen Wasserschale eingerichtet sein. Als Bodensubstrat eignet sich ein Sand-Lehm-Gemisch und stellenweise Kalksteinplatten. Eine Bepflanzung ist möglich. Die Lufttemperatur soll tagsüber zwischen 22-28°C, die Bodentemperatur lokal bis 30°C betragen. Nachts soll die Temperatur um etwa 10°C zurückgefahren werden. Die relative Luftfeuchtigkeit soll bei 50-60% liegen. Im Winter kann eine kurze Ruhezeit eingeschaltet werden [5; 8]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund einem Dutzend Institutionen gezeigt, von denen sich ein paar im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für zwei etwa gleich große Tiere mindestens einmal so lang und 0.5x so breit sein wie die Gesamtlänge eines Tieres. Die Höhe soll der Gesamtlänge entsprechen.Für jedes weitere Tier ist das Terrarienvolumen unter Beibehaltung der Proportionen um 20% zu erhöhen. In der Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.02.2024) ist die Art nicht erwähnt. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) verlangt für 1-2 erwachsene Tiere eine Grundfläche von 0.5 m² bei einer Höhe von 40 cm. Für jedes weitere Adulttier ist die Grundfläche um 0.15 m² zu erhöhen. Taxonomie und NomenklaturDie Art wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Coluber scaber" beschrieben. Zu ihrem heutigen Gattungsnamen kam sie 1830 durch den an der Ludwig-Maximilians-Universität in München tätigen Zoologen Johann Georg WAGLER. Zeitweilig war die Schreibweise "Dasypeltis scaber" üblich. Es werden zwei Unterarten anerkannt. Früher wurde die Dasypeltis zusammen mit Elachistodon in eine Unterfamilie Dasypeltinae gestellt, die heute aber nicht mehr anerkannt ist [3; 7]. |
Literatur und Internetquellen
- BRANCH, B. (1988)
- GENIEZ, P., CROCHET, P-A., MARYAN, B., & BROADLEY, D. 2010. Dasypeltis scabra. The IUCN Red List of Threatened Species 2010: e.T176780A7303182. http://www.iucnredlist.org/details/176780/0. Downloaded on 01 October 2017.
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- MEHRTENS, J. M. (1993)
- NIETZKE, G. (1969)
- PATTERSON, R. & BANNISTER, A. (1988)
- THE REPTILE DATA BASE
- TRUTNAU, L. (2002)