Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Schlangen (SERPENTES)
Überfamilie: Nattern- und Vipernartige (Colubroidea oder Xenophidia)
Familie: Vipern (Viperidae)
Unterfamilie: Echte Vipern (Viperinae)
Kreuzotter
Vipera berus • The Common Adder • La vipère péliade
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die Kreuzotter ist eine relativ kleine Giftschlange, die global gesehen nicht gefährdet, bei uns aber regional stark gefährdet, vom Aussterben bedroht oder ausgestorben ist. Als einheimische Art ist sie von zoopädagogischem Interesse und ist deshalb in Zoos relativ häufig anzutreffen. Körperbau und KörperfunktionenDie Kreuzotter erreicht eine Länge bis zu 80 cm, im Alpenraum von 50-60 cm. Ihre Gestalt ist gedrungen, der Kopf deutlich vom Hals abgesetzt, der Schwanz kurz, vor allem beim Weibchen. Die Schnauze ist abgerundet. Das große Auge hat eine vertikale Schlitzpupille und liegt unter einem markanten Überaugenschild. Die Rückenschuppen sind gekielt. Die Färbung ist sehr variabel, melanotische Tiere sind lokal häufig. Der Rücken ist meist mit einem schwarzen oder dunkelbraunen Zickzackband gezeichnet, auf den Flanken befindet sich je eine Fleckenreihe. Trotz ihres riesigen Verbreitungsgebiets ist die Kreuzotter in ihrem Aussehen wesentlich einheitlicher als die Aspisviper. Dagegen sind bei ihr die Unterschiede zwischen den Geschlechtern ausgeprägter: die Männchen sind deutlich kleiner als die Weibchen, ihre Grundfarbe ist in der Regel anders, und sie sind im Frühling sehr kontrastreich gefärbt [2; 6; 7]. VerbreitungGroße Teile Europas vom Polarkreis bis Nordwest-Spanien, Norditalien und dem nördlichen Balkan. Kommt in Großbritannien vor, nicht aber in Irland. In Asien quer durch Russland bis zum Pazifik, Mongolei, NW-China und Volksrepublik Korea. Die Kreuzotter besitzt das größte Verbreitungsgebiet aller Schlangenarten [5; 8]. Lebensraum und LebensweiseDie Kreuzotter besiedelt unterschiedliche Habitate wie Hochmoore, felsige, oft buschbestandene Weiden, die mit Trockenmauern und Karstflächen durchsetzt sind, Zwergstrauchheiden sowie lichte Laub- und Nadelwälder. Im Gebirge geht sie bis auf fast 3'000 m Höhe. Oft ist sie mit der Waldeidechse vergesellschaftet. Entsprechend den klimatischen Gegebenheiten dauert die Winterruhe zwischen 5 und 8 Monaten. Die Paarungsaktivitäten setzen nach der Frühjahrshäutung ein. Die Kreuzotter ist ovovivipar. Die im Mittel 7-8 ca. 15-20 cm langen Jungtiere werden nach einer Trächigkeit von 3-4 Monaten im Herbst geboren. Bei frühem Wintereinbruch sind die Weibchen in der Lage, mit den ungeborenen Jungen zu überwintern, der Wurf erfolgt dann im kommenden Frühjahr. Neugeborene Kreuzottern ernähren sich von kleinen Eidechsen und Fröschen. Ausgewachsene fressen vor allem Feld- und Spitzmäuse, seltener Eidechsen und Frösche und gelegentlich Jungvögel [4; 5; 6]. Gefährdung und SchutzDie Bestände nehmen zwar ab, aber in Anbetracht ihrer weiten Verbreitung wird die Art noch als sicher angesehen. Auf der globalen Roten Liste der IUCN ist sie, gestützt auf eine Beurteilung aus dem Jahr 2016, seit 2021 als nicht gefährdet (LEAST CONCERN) aufgeführt. In Deutschland ist die Art jedoch stark gefährdet, regional bereits ausgestorben oder vom Aussterben bedroht. In Österreich ist die Kreuzotter gefährdet, im Bundesland Vorarlberg stark gefährdet. In der Schweiz gilt sie national als stark gefährdet, ist aber im Mittelland bis auf eine Population im Kanton Zürich ausgestorben und kommt im Jura nur noch inselartig vor.Hauptfeinde der Kreuzotter sind der Igel und der Schlangenadler [3; 4]. Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt. Bedeutung für den MenschenKreuzottern waren früher gebietsweise sehr häufig, waren wegen ihrer Giftigkeit gefürchtet und wurden verfolgt. So wurden nach BREHM im Brennerstädter Forst im Lüneburgischen beim Heumachen innerhalb dreier Tage auf einer Fläche von nur wenigen Hektaren einige dreißig Stück getötet [1]. Im Jahr 1912 wurden in Frankreich allein im Arrondissement Fontainebleau 18'457 Kreuzottern und Aspisvipern Opfer von Berufsfängern [3]. HaltungDie Kreuzotter gehört zu den "Gefahrtieren", deren Haltung in manchen deutschen Bundesländern unter sicherheitspolizeilichen Aspekten eingeschränkt oder geregelt ist. Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) und der Verband Deutscher Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (DVA) haben zu dieser Thematik einen Leitfaden herausgegeben [9]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 60 Institutionen gezeigt, von denen sich um die 40% im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste Mindestanforderungen an Gehege:Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für zwei etwa gleich lange Tiere mindestens 1.25x so lang und 0.75x so breit sein wie die Gesamtlänge eines Tieres. Die Höhe soll die Hälfte der Gesamtlänge betragen. Für jedes weitere Tier ist das Terrarienvolumen unter Beibehaltung der Proportionen um 20% zu erhöhen. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.02.2024) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege vor, dessen Grundfläche dem 1.0x0.5-fachen und dessen Höhe der Hälfte der Gesamtlänge eines Tiers entsprechen. In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist die Art nicht erwähnt. Es gelten die allgemeinen Bestimmungen für die Haltung von Schlangen. Taxonomie und NomenklaturDie Art wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Coluber Berus" beschrieben. Der französische Zoologe François Marie DAUDIN stellte sie im Rahmen seines Werks "Histoire Naturelle, Générale et Particulière des Reptiles" in die Gattung Vipera. Früher wurden die unetrschiedlichen Farbschläge oft als eigenständige Arten angesehen, so z.B. wurden melanotische Tiere volkstümlich als "Höllennattern" bezeichnet und 1807 wissenschaftlich als "Vipera prester" beschrieben. Es wurden aber nur drei Unterarten allgemein anerkannt: die im größten Teil Eurasiens vorkommende V. b. berus, die Balkankreuzotter V. b. bosniensis und die Sachalinkreuzotter V. s b. sachalinensis [8]. |
Literatur und Internetquellen
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- BRODMANN, P. (1987)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- HOFER, U., MONNEY, J.-C. & DUSEJ, G, (2001)
- MEHRTENS, J. M. (1993)
- MEYER, A., ZUMBACH, S., SCHMIDT, B. & MONNEY, J.-C. (2009)
- NIETZKE, G. (1969)
- THE REPTILE DATA BASE
- DGHT/DVA (Hrsg. 2014)
- MUNKHBAYAR, K., RUSTAMOV, A, ORLOV, N.L. et al. (2021). Vipera berus. The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T47756146A743903. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-3.RLTS.T47756146A743903.en. Accessed on 19 July 2023.