Vipernatter (Natrix maura)
© Helmut Mägdefrau, ehem. TG Nürnberg
Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Schlangen (SERPENTES)
Überfamilie: Nattern- und Vipernartige (Colubroidea oder Xenophidia)
Familie: Nattern (Colubridae)
Unterfamilie: Wassernattern (Natricinae)
Vipernatter
Natrix maura • The Viperine Snake • La couleuvre vipérine
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
Weitere Bilder auf BioLib.cz |
Die Vipernatter ist eine kleine, einheimische Schlange, die oberflächlich einer Viper ähnelt. Global nicht gefährdet aber bei uns hochbedroht könnte sie für Reptilienschutz vor unserer Haustür werben, wozu ihr eine größere Verbreitung in unseren Zoos zu wünschen wäre. Körperbau und KörperfunktionenMit einer Gesamtlänge von 80 bis gegen 100 cm bei den Weibchen und 60-80 cm bei den Männchen gehört die Vipernatter zu den kleineren einheimischen Schlangen und wird deshalb und wegen ihrer zickzackförmigen Rückenzeichnung oft mit der Aspisviper verwechselt. Ihr Kopf ist aber nicht so kantig und die Nase nicht aufgeworfen. Ein auch für den Laien sicheres Unterscheidungsmerkmal sind die runden Pupillen, währenddem die Vipern vertikale Schlitze haben [2; 4]. VerbreitungEuropa: Frankreich, Italien, Portugal, Schweiz (Genferbecken, Genfersee-Ufer, Unterwallis), Spanien. Lebensraum und LebensweiseVipernattern besiedeln warme, steinige und deckungsreiche Lebensräume entlang von fischreichen Steh- oder Fließgewässern, einschließlich künstliche Verbauungen. Sie ernähren sich hauptsächlich von Fischen, denen sie unter Wasser auflauern oder die sie aktiv zwischen Steinen, Wurzeln und Wasserpflanzen suchen. Ende Februar oder anfangs März verlassen die Schlangen ihr Winterquartier. Hautpaarungszeit ist von Mitte März bis Mitte Mai. Im Herbst kann es zu einer zweiten Paarungsphase kommen. Die Weibchen legen im Juni oder Juli im Mittel etwa 13 Eier vorzugsweise in Komposthaufen oder andere feuchtwarme Stellen aus verrottendem Pflanzenmaterial. Sie pflanzen sich aber nicht jedes Jahr fort. Die frischgeschlüpften Jungtiere sind etwa 17 cm lang [4]. Gefährdung und SchutzDie Art hat eine relativ weite Verbreitung und ist großen Teilen davon häufig. Trotz zum Teil abnehmender Bestände gilt sie daher nach einer revisionsbedürftigen Beurteilung aus den Jahren 2006/2008 global nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [5]. In Deutschland und Österreich kommt die Vipernatter nicht vor, in der Schweiz gilt sie als hoch bedroht (CRITICALLY ENDANGERED) [3; 4]. Der internationale Handel ist nicht unter CITES geregelt. Die Vipernatter ist nicht in den Anhängen der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) aufgeführt. Bedeutung für den MenschenNach dem römischen Naturkunde-Professor Luigi Metaxa (1778-1842) heiße die Vipernatter "in der Umgegend von Rom »Kuhsauger«, weil man sie dort ebenso verläumdet wie bei uns die Ringelnatter. Sie führt ungefähr dieselbe Lebensweise und hat dieselben Sitten und Gewohnheiten wie diese, ist wenig bissig und läßt sich leicht bis zu einem gewissen Grade zähmen, obwohl sie sich im Anfange etwas ungeberdig benimmt" [1]. HaltungEs wird empfohlen, Vipernattern in einem geräumigen, schwach geheizten Aquaterrarium zu halten. Als Bodengrund für den Landteil eignet sich ein Gartenerde-Sand-Torfmull-Gemisch, für den Wasserteil Kies. Das Ufer soll mit Wurzelstücken oder bemoosten Steinplatten befestigt werden und es soll in das Wasser ragendes Geäst vorhanden sein. Auf dem Landteil soll es Kletteräste und Wurzelstücke als Verstecke haben. Als Bepflanzung werden Knäuelbinsen (Juncus conglomeratus) empfohlen. Die Lufttemperatur soll tagsüber 22-24ºC, lokal bis 32ºC betragen und nachts um bis zu 10ºC abkühlen, die Wassertemperatur 24-28ºC. Eine Überwinterung von 3-5 Monaten bei 4-8ºC ist angezeigt [6; 8]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in gegen 20 Institutionen gezeigt, von denen sich etwa die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für zwei etwa gleich große Tiere mindestens 1.25x so lang und 0.5x so breit sein wie die Gesamtlänge eines Tieres. Die Höhe soll der halben Gesamtlänge entsprechen. Für jedes weitere Tier ist das Terrarienvolumen unter Beibehaltung der Proportionen um 20% zu erhöhen. In der Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.02.2024) und der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist die Art nicht erwähnt. In Österreich gelten die allgemeinen Bestimmungen für die Haltung von Schlangen. Taxonomie und NomenklaturDie Art wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Coluber maurus" beschrieben. Später wurde sie in die Gattung Tropidonotus, danach in Natrix gestellt, wobei zeitweilig "viperina" als Artbezeichnung im Gebrauch war. Es gibt keine Unterarten [7]. |
Literatur und Internetquellen
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- HOFER, U., MONNEY, J.-C. & DUSEJ, G, (2001)
- MEYER, A., ZUMBACH, S., SCHMIDT, B. & MONNEY, J.-C. (2009)
- MIRAS, J. A. M. et al. (2009). Natrix maura. The IUCN Red List of Threatened Species 2009: e.T61538A12510365. http://www.iucnredlist.org/details/61538/0. Downloaded on 14 October 2017.
- NIETZKE, G. (1969)
- THE REPTILE DATA BASE
- TRUTNAU, L. (2002)