Grosser und Kleiner Lauenensee, 1381 m.ü.M., Berner Oberland
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Nachstehend werden verschiedene Typen stehender Gewässer vorgestellt, die zu flach oder zu klein sind, um als See zu gelten, ferner unterschiedliche Formen von Feuchtgebieten, also Lebensräumen, die im Übergangsbereich von Wasser und Land liegen.
(9.3) Flachseen
(9.3.1) Steppenseen
(9.3.2) Lacken
(9.3.3) Bodden
(9.4) Kleingewässer
(9.4.1) Kleinseen
(9.4.2) Weiher, Teiche, Sölle und Tümpel
(9.5) Feuchtgebiete
(9.5.1) Sümpfe, Feuchtwiesen, Ried
(9.5.2) Moore
(9.5.3) Salzwiesen und Marschen
(9.5.4) Ufervegetation von Fließgewässern
Flachseen
Flachseen sind stehende Gewässer, die weniger als 10 m tief sind und in denen das Wasser nicht geschichtet ist, die also nicht über eine durch eine gleichmäßig kühle Wassertemperatur gekennzeichnete Tiefenzone verfügen. Flachseen können Süß-, Brack- oder Salzwasser enthalten, sie können permanent Wasser führen (Steppenseen) oder aber periodisch austrocknen (Lacken, in Afrika Vleis).
Steppenseen
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Als Steppenseen bezeichnet man Seen mit sehr flachem Becken und hohen Wasserstandsschwankungen, deren Wasserstand hauptsächlich vom Niederschlag und der Verdunstung abhängt. In Mitteleuropa gibt es Steppenseen nur im Pannonischen Becken, d.h. im Burgenland (Neusiedlersee, Zicksee) und in Ungarn (Plattensee, Kleiner Plattensee, Velencer See). Der Neusiedlersee als größter Steppensee im deutschsprachigen Raum hat eine offene Wasserfläche von 157 km², die von einem Schilfröhricht-Gürtel von weiteren 128 km² umgeben ist. Die Tiefe beträgt im Mittel nur 1 m, maximal 1.8 m. |
Lacken
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Lacken sind flache, periodisch austrocknende Gewässer. Im europäischen Binnenland gibt es sie nur im österreichischen Seewinkel und in Zentralungarn. Ihr Wasser ist salzhaltig wobei der Gehalt an Salzen - Natriumbikarbonat, Glauber-, Bitter- und Kochsalz - mit zunehmender Verdunstung steigt. Beispiel: Lange Lacke im Burgenland, 117 m.ü.M., Fläche bis 1000 ha, Tiefe bis 80. cm. Tierwelt: Die Steppenseen, Lacken und ihre unmittelbare Umgebung sind Lebensraum einer vielfältigen Vogelwelt. Säbelschnäbler und Seeregenpfeifer haben hier ihr einziges Brutvorkommen in Österreich. Ferner brüten hier Zwerg- und Schwarzhalstaucher, Rotschenkel, Uferschnepfe und Kiebitz. Im Röhricht leben Rohr- und Zwergdommel. Silber-, Purpur- und Graureiher, Löffler, Graugans, Enten, Möwen und Seeschwalben sowie durchziehende Kampfläufer, Alpenstrandläufer, Sichelstrandläufer und Sandregenpfeifer nutzen die Lacken als Nahrungsrevier. |
Bodden
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Bodden sind sehr ausgedehnte, aber sehr flache Küstengewässer an der Ostsee, die mit dem offenen Meer nur durch schmale Flutrinnen in Verbindung stehen. Der Salzgehalt ihres Wassers ist geringer als der der Ostsee und hängt von der Süßwasserzufuhr der einmündende Fließgewässer ab. Beispiel: Darß-Zingster Boddenkette in Mecklenburg-Vorpommern, bestehend aus Saaler Bodden, Koppelstrom, Bodstedter Bodden, Meiningenstrom, Barther Bodden und Grabow. Fläche 197 km², mittlere Tiefe ca. 2 m. Tierwelt: Fluss- und Meerneunauge, Moderlieschen, Ukelei und verschiedene andere Weißfische, Hecht, Lachs, Meerforelle, Stint, Stichlinge, Flussbarsch, Zander und Kaulbarsch kommen in den meisten Bodden vor. Höckerschwäne sind häufig. Rastplatz für Graukranich und Gänse während des Zugs. |
Kleingewässer
Kleinseen
Weiher, Teiche, Sölle und Tümpel
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Weiher sind natürliche, zumeist permanente Flachgewässer die nicht über eine Tiefenschicht verfügen und deren Grund daher im Prinzip durchgehend von Wasserpflanzen besiedelt werden kann. Teiche sind vom Menschen künstlich angelegte Kleingewässer, die oft einen regulierbaren Abfluss haben. Im täglichen Leben werden allerdings größere Weiher als "See" bezeichnet, und im Süden des deutschen Sprachraums werden Teiche meist "Weiher" genannt. Ein Sonderfall sind die namentlich in Norddeutschland häufigen Sölle, bei denen es sich um kreisrunde oder ovale Miniatur-Toteis-Seen handelt, die gelegentlich austrocknen können. Weiher können, je nach Fischbesatz, wichtige Lebensräume für Amphibien sein. Tümpel sind sehr flache, in allen Höhenlagen vorkommende Kleingewässer, die periodisch austrocknen und deshalb in der Regel frei von Wasserpflanzen und von Fischen sind. Sie entstehen durch Schneeschmelze, starke Niederschläge oder den Austritt von Grundwasser. In Tümpeln leben zahlreiche Wirbellose, darunter viele Kleinkrebschen, deren Eier im eingetrockneten Schlamm konserviert werden und sich erst entwickeln, wenn der Tümpel wieder Wasser führt. Auch Tümpel sind auch wichtige Brutgewässer für Amphibien namtlich für Laubfrosch und Unken. Weitere, ökologisch abweichende Kleingewässer können sich in Kies- oder Lehmgruben (Baggerseen) und Torfstichen bilden. Diese sind oft wichtige Laichgewässer für Amphibien, sind aber ansonsten, wie auch die Hochmoorweiher, meist ziemlich artenarm. |
Feuchtgebiete
Dazu gehören Sumpf, Feuchtwiese, Ried, Flach- und Hochmoor, und die auf der Seite "Laubwald" abgehandelten Bruch- und Auenwälder.
Sümpfe, Feuchtwiesen, Ried
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Sümpfe sind durch zeitweise stark vernässte, schlammige Böden mit stehendem Wasser gekennzeichnet, wobei sich, im Gegensatz zum Moor, an der Oberfläche kein Torf ausbildet. Sie sind durch Entwässerung und landwirtschaftliche Nutzung gefährdet. Feuchtwiesen gibt es an nassen Standorten aller Höhenlagen. Sie sind mit die artenreichsten Lebensräume Mitteleuropas. Wenn sie nicht bewirtschaftet werden, entwickeln sie sich zu Hochstaudenfluren, Gebüsch und schließlich zu Wald. Das Schilfröhricht oder Ried entwickelt sich im Flachwasser- und Uferrandbereich von Gewässern und an sumpfigen Stellen. Wellenschlag durch Motorboote und erhöhte Stickstoffzufuhr aus der Landwirtschaft setzen den Riedfläche zu. Wird das Ried nicht periodisch gemäht, verbuscht es und wird zu Wald. Charakterpflanzen: Schilfrohr (Phragmites australis), Rohrkolben (Typha spp.), Igelkolben (Sparganium spp.), Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea), Wasser-Schwaden (Glyceria maxima); aus Kalmus (Acorus calamus), Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus), Schwanenblume (Butomus umbellatus), Froschlöffel (Alisma spp.), Binsen (Juncus spp.). Tierwelt: Wasser- und Sumpfspitzmaus (Neomys fodiens, N. anomalus) leben im Uferbereich von Gewässern, in Sümpfen mit ausreichend Deckung und im Röhricht. Die Zwergmaus bewohnt Riedgras- und Seggen- sowie Schilfbestände mit einer Halmdicke bis 7 mm. Der Kranich braucht ausgedehnte Sumpfgebiete. Kiebitz, Rotschenkel, Schafstelze (Motacilla flava) und Wiesenpieper (Anthus pratensis) brüten auf Feuchtwiesen. Typische Vögel des Röhrichts sind Hauben- und Zwergtaucher, Reiher, Löffler, Rohr- und Zwergdommel, Rohrweihe (Circus aeruginosus), Wasserralle (Rallus aquaticus), Rohrschwirl (Locustella luscinioides), Sumpf-, Teich- und Drosselrohrsänger (Acrocephalus palustris, A. scirpaceus, A. arundinaceus), Rohrammer (Emberiza schoeniclus), Beutel- (Remiz pendulinus) und Bartmeise (Panurus biarmicus). Ferner brüten Höckerschwan, Enten, Teich- und Blässhuhn im Schilf oder in der Nähe von Schilfbeständen. |
Moore
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Flachmoore entstehen, wenn ein See verlandet. Ihr Untergrund besteht aus Torf. Sie können als Schilfröhricht, Seggenried oder Bruchwald ausgebildet sein. Wächst die Moosschicht über den Grundwasserspiegel hinaus, entwickelt sich das Flachmoor zum nährstoffärmeren, bodensauren Hochmoor weiter, in dem hauptsächlich Torfmoose (Sphagnum), Wollgras (Eriophorum) und Ericaceen gedeihen. Unabhängig davon können Hochmoore auch in niederschlagsreichen Bergregionen entstehen, wo das Wasser nur langsam abfließt. Weil Hochmoorpflanzen extreme Spezialisten sind, wie etwa der insektenfressende Sonnentau (Drosera), sind viele von ihnen gefährdet. In Deutschland steht jede zweite Art auf der Roten Liste. Tierwelt: Flachmoore sind Lebensraum für Feuer- und Alpensalamander, alle heimischen Molche, Unken, Erd- und Kreuzkröte, Laubfrosch und alle Frösche. In Hochmooren leben nur wenige Wirbeltierarten, z.B. die Kreuzotter (Vipera berus), die Wald- oder Mooreidechse (Lacerta vivipara) oder der Wiesenpieper (Anthus pratensis). |
Salzwiesen und Marschen
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Salzwiesen sind an das Watt anschließende, verlandete, aber vom Meer regelmäßig oder gelegentlich überflutete, durch Halophyten geprägte Lebensräume. Wo Salzwiesen bei jeder Flut unter Wasser stehen, gedeihen Schlickgras (Spartina anglica) und Queller (Salicornia europaea). In Bereichen, die nur bei Springtiden überflutet werden, wachsen weitere Halophyten, wie Andelgras (Puccinellia maritima), Strand-Sode (Suaeda maritima), Strand-Dreizack (Triglochin maritima) oder Strand-Aster (Tripolium pannonicum). Je seltener ein Bereich vom Merwasser erreicht wird, umso mehr nimmt die Artenvielfalt zu. Marschen sind durch weitere Sedimentation aus Salzwiesen entstandene flache Landschaften ohne natürliche Erhebungen. Sie liegen in etwa auf Meereshöhe, in Deutschland nicht nur direkt an der Nordsee, sondern auch als Flussmarschen entlang der Tideflüsse, namentlich von Rhein, Oder, Elbe, Weser, Eider, Oste und Ems. Viele Marschen wurden zur Landgewinnung oder zum Schutz vor Hochwasser eingedeicht und durch Kanäle entwässert und werden heute als Köge, Groden, Poller oder Polder landwirtschaftlich genutzt. |
Ufervegetation von Fließgewässern
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Fließgewässer jeder Größe werden natürlicherweise von einer Ufervegetation begleitet. Dabei kann es sich um Grasböschungen, Hochstaudenfluren, Niederhecken, Hochhecken, Baumhecken oder den Rand flussbegleitender Auenwälder handeln. Durch die Verzahnung von Land und Wasser entstehen sehr artenreiche Lebensräume, die in Mitteleuropa rund 1'500 Pflanzenarten beherbergen. In der Schweiz entspricht dies etwa einem Drittel der Pflanzenarten, obwohl Bachrände rund Auen nur 0.55 % der Landfläche ausmachen. Die Ufervegetation dient als Leitlinien mit guter Deckung für mobile Tiere, Kinderstuben und Verstecke für Fische, Krebse und kleine Wasserlebewesen. Bestockte Ufervegetation ist ein wichtiger Ersatzlebensraum für die in Europa gefährdete Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) und weist im Vergleich zur umliegenden Landwirtschaftszone überdurchschnittlich viele Brutvogel-, Kleinsäuger- und Insektenarten auf. Unter den überhängenden Ästen ist die Anzahl der Fische wesentlich höher als an Uferstreifen ohne Bestockung. Auch viele Pflanzen nutzen den Uferstreifen als Ausbreitungsweg, wobei es sich oft um invasive Neophyten handelt, wie z.B. die Kanadische (Solidago canadensis) und die Spätblühende Goldrute (S. gigantea) oder das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera). Heute ist die Ufervegetation zwar oft zerstört, doch kann sie wieder ihre angestammte Funktion übernehmen, wenn sie entsprechend gestaltet und gepflegt wird. (WEINBERGER, I., 2016) 05.07.2016 |
Nationalparks und andere Schutzgebiete
Geschützte Feuchtgebiete - Camargue
Geschützte Feuchtgebiete - Gediz-Delta
Literatur und Internetquellen
- BAUMGARTNER, H.J. (1983)
- ENGELHARDT, W. (1980)
- GEBHARDT, H. & NESS, A. (2009)
- GÜNZL, H. (2007)
- LAUBER, K. & WAGNER, G. (1991)
- MEYER, A., ZUMBACH, S., SCHMIDT, B. & MONNEY, J.-C. (2009)
- PEDROLI, J.-C. (1983)
- SCHIESS, H. (1989)
- SCHIFFERLI, L. (1989)
- STRAUB, M. (1993)
- WEINBERGER, I. (2016)
- WINKLER, H. M. (Red. 2007)
- ZAUGG, B., STUCKI, P., PEDROLI, J.C. & KIRCHHOFER A. (2003)