Wüsten und Halbwüsten

Vikunjas in ihrem Lebensraum. San Guillermo-Nationalpark, Provinz San Juan, Argentinien
© Paul Vogt, Laufenburg (D)</span

(8.0) Allgemeines
(8.1) Wüsten westlich der Anden
(8.2) Innerandine Wüsten - Puna

Allgemeines

08 calama san pedro de atacama AS1Im Hochland von Nordchile, zwischen Calama und San Pedro de Atacama, Region II (Antofagasta) © Thomas Althaus† (https://www.thomas-althaus-zoologe.net/bildergalerien/)

Da der aus dem kühlen Humboldtstrom wenig Feuchtigkeit abdunstet und die hohen Anden die von Südosten her wehenden Passatwinde abhalten, fällt westlich der Anden im Bereich von Peru und Nordchile extrem wenig Niederschlag. Auch die innerandinen Hochebenen von Argentinien, Bolivien, Chile und Peru sind sehr trocken.

Wüsten westlich der Anden

08-Lebensraum lagidium viscacia chile asHasenmaus (Lagidium viscacia) in den Anden Nordchiles © Thomas Althaus† (https://www.thomas-althaus-zoologe.net/bildergalerien/)

08-guanacoGuanakos (Lama guanicoe) in den Anden Nordchiles © Thomas Althaus† (https://www.thomas-althaus-zoologe.net/bildergalerien/)

08-Anden chile4Kakteen in den Anden, östlich von Santiago de Chile © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

08 anden kakteen PD2Kakteen in den Anden, östlich von Santiago de Chile © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

An der pazifischen Küste breiten sich deshalb zwischen dem 3. und 30. südlichen Breitengrad auf einer Länge von 3'550 km extrem trockene, tropisch-subtropische Wüsten aus, deren bekannteste die Atacama in Nordchile ist. Die Jahresniederschläge bleiben in weiten Gebieten unter 10 mm, gebietsweise fällt of jahrelang gar kein Regen. Die mittlere Temperatur ist mit 17-21°C relativ kühl. Allerdings bestehen enorme Tag-Nacht-Unterschiede: Während tagsüber das Thermometer auf 30°C klettern kann, liegen die Nachttemperaturen um den Nullpunkt.

Vegetation und Charakterpflanzen

In den ekuadorianischen, peruanischen und nordchilenischen Vorbergen wächst eine dürftige Vegetation aus Kräutern und xerophytischen Gehölzen. Ansonsten sind die unteren Bereiche meist vegetationslos. In der Nebelstufe gedeihen wurzellose Tillandsien. Auf den weiten Sandflächern der Atacama gibt es Bäume wie Mimosen (Prosopis tamarugo) und Chañar (Geoffroea decorticans) nur in Oasen. Ansonsten wachsen scheinbar nur Flechten und Erdkakteen. Nach einem der seltenen Regenfälle sprießen jedoch ephemere Kräuterfluren, die die Wüste in ein Blütenmeer verwandeln.

In den höheren Regionen können Sukkulenten ganzjährig existieren, d.h. es finden sich hier Kakteenwüsten mit Austrocactus, Copiapoa, Corryocactus, Cylindropuntia, Echinopsis, Eriosyce, Eulychnia, Maihueniopsis, Opuntia, Oreocereus, Trichocereus und vielen mehr. Nach Süden, wo das Klima mediterraner wird, schließt eine Zwergstrauch-Sukkulenten-Halbwüste an.

Innerandine Wüsten - Puna

08 puna altiplano AS1Puna-Vegetation im chilenischen Altiplano, Region II (Antofagasta) © Thomas Althaus† (https://www.thomas-althaus-zoologe.net/bildergalerien/)

08-san guillermo PV(2)Vikunjas im San Guillermo-Nationalpark, Argentinien © Paul Vogt, Laufenburg

Die Puna mit ihrer trockenen Hochgebirgsvegetation prägt den Bereich der zentralen Anden in 3'000 bis 5'000 m Höhe. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt knapp 2°C, wobei die Tag-Nacht-Schwankungen bei etwa 20°C liegen. Der Jahresniederschlag beträgt z. B. in San Pedro de Atacama nur 83 mm.

Vegetation und Charakterpflanzen

Die von Zentralperu bis zum bolivianischen Altiplano reichende Grassteppen-Puna weist eine Decke aus Büschel- und Horstgräsern (Stipa, Festuca, Calamagrostis) auf, die umso weiter auseinander stehen, je trockener das Klima ist. Die trockensten Bereiche der Hochkordilleren bis etwa 38° südlicher Breite sind weitgehend vegetationslos.

Typische Zootiere

Brillenbär, Puma, Halsbandpekari, Vikunja, Guanako, Alpaka, Lama, Münstersches Meerschweinchen, Langschwanz-Chinchilla, Degu, Coruro, Braunborsten-Gürteltier.

Darwin-Nandu, Chileflamingo, Jamesflamingo, Andenflamingo, Kondor, Rotrückenbussard, Schopfkarakara, Bergkarakara, Perutriel, Kanincheneule.

Weitere Tierarten

Anden-Borstengürteltier (Chaetophractus nationi), Andenfuchs, Andenhirsche (Hippocamelus antisensis, H. bisulcus), Bolivianische Großohrmaus (Aulacomys boliviensis), Bergviscacha. Puna-Steißhuhn (Tinamotis pentlandii), Punaibis (Plegadis ridgwayi), Andengans (Chloephaga melanoptera), Riesenblässhuhn (Fulica gigantea), Andensäbelschnäbler (Recurvirostra andina) und Andenmöwe (Chroicocephalus serranus).

Nationalparks und andere Schutzgebiete

San Guillermo Nationalpark, Argentinien

08-san guillermo PV(3)Vikunjas im San Guillermo-Nationalpark, Argentinien © Paul Vogt, Laufenburg

08 san guillermo PV(1)Vikunjas im San Guillermo-Nationalpark, Argentinien © Paul Vogt, Laufenburg

08-samerika san guillermo pumaPuma im San Guillermo-Nationalpark, Argentinien © M.A. Escudero, Zaragoza

Bestehend als Provinzreservat seit 1972, als Teil eines UNESCO-Biosphärenreservats seit 1980, als Nationalpark seit 1998.
Fläche: Nationalpark 1'660 km², Biosphärenreservat 9'481 km²
Tiefster Punkt: ca. 2'100 m. ü. M.
Höchster Punkt: 6'380 m.ü.M.
Jahresniederschlag:
Temperatur:

Der Nationalpark San Guillermo liegt in der Provinz San Juan im Nordwesten Argentiniens. In ihm kommen drei Ökoregionen vor: Hochanden, Puna und Monte. Ein großer Teil des Parks ist mit vegetationsarmem Schotter bedeckt und weist keine permanenten Wasserläufe auf. In etwas feuchteren Gebieten gedeiht Steppe. Die Vegetation besteht aus verstreuten Zwergsträuchern der Gattungen Adesmia, Patrastrephia, Fabiana, Azorella und Ephedra, dazwischen Grasbüschel (Stipa, Calamagrostis, Festuca), Krautpflanzen wie Tragant (Astralagus), Kapuzinerkresse (Tropaeolum), Bienenweiden (Phacelia) und Eisenkräuter (Glandularia).

Der Park wurde hauptsächlich zum Schutz des Vikunjas geschaffen, das hier mit über 7'000 Individuen seine größte Population in Argentinien hat. An weiteren Tierarten kommen u. a. vor: Andenfuchs, Andenkatze (Leopardus jacobita), Puma, etwa 5'000 Guanakos, Nordandenhirsch (Hippocamelus bisulcus), Hasenmaus (Lagidium viscacia), Kurzschwanz-Chinchilla (Chinchilla chinchilla); Darwin-Nandu, Kondor.

Lauca Nationalpark, Chile

08-aulacomys boliv lauca AS3Grossohrmaus (Aulacomys boliviensis) im Lauca-Nationalpark, Chile © Thomas Althaus† (https://www.thomas-althaus-zoologe.net/bildergalerien/)

08-vicuna lauca AS5Vikunjas (Vicugna vicugna) im Lauca-Nationalpark, Chile © Thomas Althaus† (https://www.thomas-althaus-zoologe.net/bildergalerien/)

08-vicuna lauca AS6Vikunjas (Vicugna vicugna) im Lauca-Nationalpark, Chile © Thomas Althaus† (https://www.thomas-althaus-zoologe.net/bildergalerien/)

08-guanaco lauca AS2Guanakos (Lama guanicoe) im Lauca-Nationalpark, Chile © Thomas Althaus† (https://www.thomas-althaus-zoologe.net/bildergalerien/)

Bestehend ab 1965 als Reserva forestal, seit 1970 als Nationalpark.
Fläche: 1'378 km²
Tiefster Punkt: ca. 3'200 m. ü. M.
Höchster Punkt: Volcán Parinacota (6'342 m.ü.M.)
Jahresniederschlag: ca. 280 mm
Temperatur: Tagestemperaturen 5-20°C, Nachttemperaturen bis -15°C

Der Lauca-Nationalpark liegt in der Region XV (Arica y Parinacota)ganz im Nordosten Chiles. Zusammen mit dem benachbarten, 2'000 km² großen Nationalen Vicuña-Reservat und dem 159 km² grossen Nationalen Monument und RAMSAR-Reservat "Salar de Surire" bildet der Park seit 1981 ein UNESCO-Biosphären-Reservat. Ferner grenzt er an den boliovianischen Nationalpark Sajama.

Die Topografie umfasst Präkordillere im Westen, Altiplano im Zentrum und Hochanden mit einer Reihe von über 6'000 m hohen  Vulkanen im Osten. Im Altplano liegen mehere Salzpfannen und Polstermoore, zur Hauptsache besteht er aber aus trockener Puna. In der Präkordillere findet sich Halbwüste.

Charakterpflanzen sind die horstbildende Schwingel Stipa sp. und Festuca orthophylla, Greiskräuter (Senecio sp.), der Doldenblütler Llareta (Azorella compacta), die Gehölze Queñoa und Queñoa de altura (Polylepis besseri, P. tarapacana) aus der Familie der Rosengewächse und das Nachtschattengewächs Tola (Fabiana densa).

Zur Tierwelt zählen u. a. Andenfuchs, Puma, Vikunja, Guanako, Nordandenhirsch (Hippocamelus bisulcus), Hasenmaus (Lagidium viscacia), Darwin-Nandu, Puna-Steißhuhn (Tinamotis pentlandii), Punaibis (Plegadis ridgwayi), Chileflamingo, Andengans (Chloephaga melanoptera), Riesenblässhuhn (Fulica gigantea), Andensäbelschnäbler (Recurvirostra andina) und Andenmöwe (Chroicocephalus serranus)

Einige weitere Nationalparks und Schutzgebiete

Bolivien

  • Sajama-Nationalpark. Departement Oruro. Seit 1939. 1'002 km2. Cordillera occidental. Höchster Punkt Nevado Sajama (6'542 m.ü. M.)

Chile

  • Llullaillaco-Nationalpark. Region II (Antofagasta). Seit 1995. 2'687 km². Innerandine Wüste (Puna) mit Salzseen. in 3'500-8^739 m Höhe.
  • Morro-Moreno-Nationalpark. Regionen II/III (Antofagasta, Atacama). Seit 1985. 438 km². Küstenwüste Tocopilla.
  • Nevado-Tres-Cruces-Nationalpark. Region III (Atacama). Seit 1994.561 km². Innerandine Wüste mit Salzseen. Höchster Punkt 6'893 m. ü. M.
  • Pan-de-Azúcar-Nationalpark. Regionen II/III (Antofagasta, Atacama). Seit 1985. 438 km². Küstenwüste Taital und Halbwüste Sierra Vicuña Mackenna.
  • Volcán-Isluga-Nationalpark. Region I (Tarapacá). Seit 1967. 1'747 km². Innerandine Wüste in 2'100-5'550 m Höhe.

Literatur und Internetquellen