Spitzbergen / Svalbard

Raudfjorden
© Thomas Kauffels, Opel-Zoo Kronberg

ARC SV Raudfjord TKauffelsLandschaft am 20 km langen und 5 km breiten Raudfjord in NW-Spitsbergen © Thomas Kauffels, Opel-Zoo Kronberg

ARC SV eiskeilnetz alkhornet TKauffelsDurch thermische Kontraktion können sich im Permafrostboden Eiskeile bilden, senkrechte Erdspalten, die hauptsächlich mit Eis gefüllt sind. Diese bilden an der Oberfläche meist ein netzariges Muster. Alkhornet, NW-Spitsbergen © Thomas Kauffels, Opel-Zoo Kronberg

ARC SV walroesser PKF TKauffels Walrrosse (Odobenus rosmarus) am Strand des unbewohnten Prinz-Karls-Vorlandes. Diese Insel steht zur Gänze als Forlandet Nasjonalpark unter Schutz © Thomas Kauffels, Opel-Zoo Kronberg

ARC SV RENER ALKHORNET TKauffelsWeidende Rentiere Rangifer tarandus platyrhynchus) am Alkhornet © Thomas Kauffels, Opel-Zoo Kronberg

ARC SV saxifrage cespitosa PKF TKauffelsPolstersteinbrech (Saxifraga cespitosa) im Forlandet Nasjonalpark © Thomas Kauffels, Opel-Zoo Kronberg

ARC SV salix polaris alkhornet TKauffelsDie Polar-Weide (Salix polaris), hier am Alkhornet, ist ein kleiner, kriechender, sommergrüner Strauch, der meist zwischen 1 und 9 cm, selten bis 15 cm hoch wird © Thomas Kauffels, Opel-Zoo Kronberg

ARC SV saxi oppositofolia TKauffelsDer Gegenblättrige Steinbrech (Saxifraga oppositifolia) kommt nicht nur in der Arktis, hier im Forlandet Nasjonalpark, sondern auch in den Hochalpen vor © Thomas Kauffels, Opel-Zoo Kronberg

ARC SV standort saxi oppositofolia Alicehamn TKauffelsStandort des Gegenblättrigen Steinbrechs (Saxifraga oppositifolia) bei Alicehamn © Thomas Kauffels, Opel-Zoo Kronberg

ARC SV rener alkhornet TKauffelsRentierkuh und Kälber (Rangifer tarandus platyrhynchus) am Alkhornet © Thomas Kauffels, Opel-Zoo Kronberg

ARC SV dickschnabellummen Raudfjord TKauffelsVogelfelsen mit Dickschnabellummen (Uria lomvia) © Thomas Kauffels, Opel-Zoo Kronberg

ARC SV sterna paradisea alesund TKauffelsKüstenseeschwalben-Paar (Sterna paradisaea) am Ny Alesund © Thomas Kauffels, Opel-Zoo Kronberg

Allgemeines

Svalbard oder Spitzbergen ist eine zu Norwegen gehörende Inselgruppe am Rande des Nordpolarmeers. Sie hat eine Fläche von etwa 61'000 km², ist also etwa doppelt so groß wie Belgien. Sie besteht aus der mit 39'000 km² weitaus größten Hauptinsel Spitsbergen, der zu 80 % mit Eis bedeckten Insel Nordaustlandet mit 14'700 km², Edgeøya mit 5'100 km², Barentsøya mit knapp 1'300 km², Prins Karls Forland mit 615  km² und den peripher gelegenen Inseln Kvitøya, Kong Karls Land (Inselgruppe), Hopen und Bjørnøya, sowie weiteren, kleineren Inseln.

Die Küsten der Inseln sind zerklüftet und die beiden größten Inseln, Spitsbergen und Nordaustlandet, sind durch lange Fjorde gegliedert. Der längste Fjord ist der Wijdefjorden mit 108 km Länge. Große Teile des Landes sind gebirgig, die höchsten Berge der Hauptinsel, der Newton- und der Perriertoppen sind etwas über 1700 m hoch, jene der kleineren Inseln sind deutlich niedriger, auf der Bjørnøya z.B. bis 536 m. Die Strukturierung der Inseln und die im Westen stärkere Einwirkung des Golfstroms führen dazu, dass das Klima regional unterschiedlich ist. Der Kälterekord liegt bei -46°C, der Wärmerekord bei +21°C.

Mit einer Bevölkerung von weniger als 3'000 Menschen ist Svalbard nur schwach besiedelt. Etwa 2'000 der Einwohner leben im Verwaltungszentrum Longyearbyen. Rund ein Drittel der Landfläche wird von den sieben Nationalparks und 23 Naturschutzgebieten eingenommen. Auf der Hauptinsel befinden sich sechs Nationalparks, nebst vier kleineren der Sør-Spitsbergen Nasjonalpark (5’300 km²) und der Nordvest-Spitsbergen Nasjonalpark (3’560 km²), letzterer schließt einige vorgelagerte Inseln mit ein. Ferner steht die ganze Prinz-Karl-Insel (640 km²) als Forlandet-Nationalpark unter Schutz. Die übrigen Inseln und Inselgruppen sind praktisch zur Gänze Naturschutzgebiete, welche auch eine marine Schutzzone von ca. 10 km Breite und mehr miteinschließen.

Vegetation und Charakterpflanzen

Zwei Drittel des Archipels sind von Eis, Firn oder Wasser bedeckt. Vom Rest machen hohe Berge, Fels, Schutt- und Geröllhalden einen großen Anteil aus, sodass nur etwa 6-7% der Landfläche verbleiben, auf der höhere Pflanzen Wurzeln schlagen können. Die Vegetationsperiode ist mit rund 100 Tagen sehr kurz, andererseits erlaubt der Polarsommer ein Wachstum rund um die Uhr. Dank der saisonal vergleichsweise warmen Luft und der Wirkung des Golfstroms gedeihen immerhin 164 einheimische höhere Pflanzen und 6-7 durch den Menschen eingeführte Arten.

Die Lebensbedingungen für Pflanzen unterscheiden sich nach Verfügbarkeit von Nährstoffen, Höhenlage, Niederschlag und Exposition stark, sodass sich verschiedene Pflanzengesellschaften herausgebildet haben. Auf trockenen, windexponierten, kalkreichen Felsböden finden sich Silberwurz-Heiden, dominiert durch die Silberwurz (Rosaceae: Dryas octopetala), einen 5-10 cm hohen Zwergstrauch. Auf etwas feuchteren Flächen, in denen der Schnee im Frühjahr länger liegen bleibt und die von Rentieren beweidet werden, wachsen Steinbrech-Flechten-Felder mit dem früh blühenden Gegenblättrigen Steinbrech (Saxifraga oppositifolia) als Leitart. In noch feuchteren, tiefliegenden Gegenden gedeiht eine Moostundra, auf der auch Gräser und verschiedene Steinbrecharten zu finden sind. In den polararen Schachtelhalmfeldern wachsen neben den dominierenden Schachtelhalmen (Equisetum spp.) ebenfalls Steinbrech-Arten, aber auch Polar- und Netzweiden (Salix polaris, S. reticulata) und Moose. In Senken, wo der Schnee lange liegen bleibt bildet die Alpenschmiele (Deschampsia alpina) und weitere horstartig wachsende Grasarten die Alpenschmielenfelder. In den Nasszonen tritt neben verschiedenen Gräsern und Moosen namentlich der Nordische Hahnenfuß (Ranunculus hyperboreus) auf. Auf lehmigen Uferwiesen gedeihen salztolerante Pflanzen wie die Arktische Sternmiere (Stellaria crassipes) oder das Echte Löffelkraut (Cochlearia officinalis). Letzteres dominiert auch die duch Vogelexkremente überdüngten Flächen unterhalb der Vogelfelsen.

Tierwelt

Auf dem Svalbard-Archipel leben nur drei autochtone Landsäugetier-Arten: Das kleine Spitzbergen-Rentier (Rangifer tarandus platyrhynchus), dessen Bestand im ersten Drittel des vorigen Jahrhunderts durch nicht-nachhaltige Jagd auf etwa 1000 Tiere reduziert wurde und heute wieder rund 10'000 Individuen zählt, der Polarfuchs, der sich von Kadavern, Nachgeburten der Rentiere, Jungvögeln, Vogeleiern und Siedlungsabfällen ernährt, und der Eisbär, der seit 1973 unter Schutz steht und heute wieder einen Bestand von 3'000 Tieren umfasst. An Robben findet man hier die weltweit nördlichste Seehund-Population, Sattelrobbe (Pagophilus groenlandicus), Ringelrobbe, Bartrobbe , Klappmütze (Cystophora cristata) und Walross. Dieses wurde ab dem 17. Jahrhundert massiv bejagt, sodass 1952 nur noch etwa 100 Tiere übrig blieben. Dank Unterschutzstellung sind es heute wieder etwa 3'000.

Svalbard besitzt 16 ornithologisch bedeutsame Gebiete (IBA). Die Checkliste von AVIBASE zählt 135 auf Svalbard nachgewiesene Vogelarten auf, darunter eine eingeführte, Art, die Kanadagans. Die Wat- und Strandvögel (Charadriiformes) stellen mit 110 Arten Regenpfeifern, Schnepfen, Raubmöwen, Möwen, Seeschwalben und Alken - darunter Trottellumme und Papageitaucher - das Hauptkontingent. Die Sturmvögel (Procellariidae)sind mit zwei, die Tölpel mit einer, die Seetaucher (Gaviidae)  mit vier, die Gänsevögel sind mit 28 Arten vertreten, darunter z.B. Graugans, Ringelgans, Nonnengans, sowie die beiden  gefährdeten Arten Scheckente (Polysticta stelleri) und Eisente. Das Spitzbergen-Schneehuhn, eine Unterart des Alpenschneehuhns (Lagopus mutus hyperboreus)  ist die einzige Vogelart, die ganzjährig auch auf Svalbard überwintert. Die Schneeammer (Plectrophenax nivalis) als auffälligster Sperlingsvogel ist ein häufiger Brutvogel, überwintert aber im südlichen Skandinavien.

ARC SV NONNENGANSD ALKHORNET TKauffelsNonengans (Branta leucopsis) am Alkhornet © Thomas Kauffels, Opel-Zoo Kronberg

 

Literatur und Internetquellen

  1. AVIBASE</aA
  2. BIRDLIFE IBA Data Zone
  3. HERMANSEN, P. (2008)
  4. VASCULAR PLANTS IN SVALBARD