Nordamerikanischer Ochsenfrosch

Nordamerikanischer Ochsenfrosch (Rana catesbeiana = Lithobates catesbeianus)
© Axel Kwet. Bild aus DOLLINGER, P. (ed., 2007) Amphibien brauchen unsere Hilfe. WAZA-Amphibienkurs Chemnitz

Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Moderne Froschlurche (Neobatrachia)
Familie: Eigentliche Frösche (Ranidae)

D LC 650

Invasive EU   Invasive_Art!

Nordamerikanischer Ochsenfrosch

Rana catesbeiana (= Lithobates = Aquarana) • The American Bullfrog • L'ouaouaron

403 016 040 032 lithobates catesbeianus besançon KR1Nordamerikanischer Ochsenfrosch (Rana catesbeiana) im Zoo de la Citadelle, Besançon © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

403 016 040 032 lithobates catesbeianus mapApproximative Verbreitung des Amerikanischen Ochsenfroschs (Lithobates catesbeianus) - Dunkelblau autochthone, dunkelgrün eingeführte Populationen

 

 

 

403 016 040 032 lithobates catesbeianus besancon KR3Nordamerikanischer Ochsenfrosch (Rana catesbeiana) im Zoo de la Citadelle, Besançon © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

403 016 040 032 lithobates catesbeianus besançon KR2Nordamerikanischer Ochsenfrosch (Rana catesbeiana) im Zoo de la Citadelle, Besançon © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

403 016 040 032 lithobates catesbeianus TPB KR1Nordamerikanischer Ochsenfrosch (Rana catesbeiana) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

403 016 040 032 lithobates catesbeianus kaulquappe USGSKaulquappe des Nordamerikanischen Ochsenfroschs (Rana catesbeiana). Bild: US Geological Survey. Gemeinfrei.

 

 

 

403 016 040 032 lithobates catesbeianus BREHM"Ochsenfrosch (Rana mugiens)" = Rana catesbeiana. Illustration aus BREHMS THIERLEBEN (1882-1887). Gemeinfrei.

 

 

 

Weitere Bilder auf BioLib

Der Nordamerikanische Ochsenfrosch ist einer der größten Frösche. Er ist nicht gefährdet und stammt aus dem östlichen und mittleren Nordamerika, wurde aber in verschiedenen Ländern eingebürgert. Auch in Deutschland gibt es Vorkommen, nicht aber in den anderen deutschsprachigen Ländern. In Europa gilt er als invasive Art im Sinne der Unionsliste. Seine Haltung ist somit verboten bzw. nur mit Ausnahmegenehmigung erlaubt.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Nordamerikanische Ochsenfrosch erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 9-15(-20) cm und ein Gewicht bis 500, gelegentlich bis 800 g, eventuell mehr. Die Weibchen werden im Mittel etwas größer als die Männchen. Er ist das stark vergrößerte Abbild unseres Teichfroschs, von dem er sich, nebst seinem Kaliber, auch durch das sehr große Trommelfell, die fehlenden Rückendrüsenleisten und die beim Männchen fehlenden seitlichen Schallblasen gut unterscheiden lässt. Sein Maul ist tief gespalten, die Iris ist waagrecht und vom Hinterrand des Auges zieht sich eine Drüsenfalte bis zur Schulter. Die Zehen der Hinterfüße sind durch Schwimmhäute verbunden. Die Oberseite ist olivgrün und meist mit großen, dunkelbraunen oder schwarz gewölkten Flecken und einer längs auf der Rückenmitte verlaufenden, gelben Linie gezeichnet. Die Unterseite ist gelblichweiß. Die  Kaulquappen werden bis 17 cm groß und können leicht jenen der einheimischen Knoblauchkröte oder Geburtshelferkröte verwechselt werden [2; 3; 6; 8].

Verbreitung

Nordamerika: Kanada, Mexiko, USA. Eingeführte Populationen in Argentinien, Belgien, Brasilien, China, Deutschland, Dominikanischer Republik, Ekuador, Frankreich, Griechenland (Kreta), Großbritannien, Indonesien, Italien (hauptsächlich in der Poebene), Jamaika, Japan, Kolumbien, Kuba, Malaysia, Niederlande, Peru, Philippinen, Puerto Rico, Singapur, Spanien, Taiwan, Thailand, Uruguay, Venezuela [4]. In Deutschland gibt es etablierte Bestände in Baden-Württemberg (Rheinauen), Einzelfunde in Rheinland-Pfalz und unbeständige Vorkommen in Nordrhein-Westfalen [7].

Lebensraum und Lebensweise

Lebensraumansprüche: Der Nordamerikanische Ochsenfrosch besiedelt stehende oder langsam fließende Gewässer wie Seen, Flach- und Kleinseen, Weiher, Tümpel, Stauseen, Gartenteiche, Reisfelder, Flussufer und Bewässerungskanäle. Er erträgt auch stark verschmutztes Wasser und kommt in Hawaii auch im Brackwasser vor [1; 5; 6; 8].

Biologie: Wie unsere Grünfrösche lebt der Nordamerikanische Ochsenfrosch fast ausschließlich im oder am Wasser und kann in kälteren Gegenden auch eine Winterruhe unter Wasser durchmachen. Er ernährt sich hauptsächlich von Insekten, Schnecken und Krebstieren, grössere Exemplare fangen aber auch Fische, Amphibien (einschließlich kleinere Artgenossen), kleine Schlangen, junge Wasserrvögel und Kleinsäuger. Die Fortpflanzungsperiode fällt auf Frühling und Frühsommer. Die Männchen verhalten sich territorial und lassen nächtelang ihre an das Brüllen eines Ochsen erinnernden Stimmen erschallen. Die Paarung findet im Wasser statt. Die Weibchen produzieren bis zu 20'000 Eier mit einem Durchmesser von 1.2-1.7 mm, die als Oberflächenfilm auf dem Wasser schwimmen. Die Larven schlüpfen nach 8 Tagen und brauchen 3 Monate bis 3 Jahre bis zum Abschluss der Metamorphose. Die Jungfrösche messen 3.1-5.9 cm [3; 6; 8].

Gefährdung und Schutz

Die Art wurde 2004, letztmals überprüft 2015 als nicht-gefährdet (LEAST CONCERN) in die Rote Liste aufgenommen, weil sie eine weite Verbreitung und einen großen, zunehmenden Bestand hat [3].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt. Erwerb und Abgabe, Haltung, Zucht, Aufzucht, Transport und Freilassen von Nordamerikanischen Ochsenfröschen sind nach Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. Oktober 2014 betreffend invasive Arten verboten.

Zoogestütztes Eradikationsprojekt:

  • Weil der aus Nordamerika eingeschleppte Ochsenfrosch die hemischen Amphibien gefährdet, sollte er tunlichst bekämpft werden. Die Naturschutz- und Forschungsoranisation ABCR des Beauval Zoos entwickelte in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden der Region Sologne ein umfassendes Projekt zur Dezimierung der lokalen Ochsenfrosch-Population. Dabei wurde eine neuartige, nichtinvasive Methode zum Artnachweis mittels DNA-Analyse von in Wasserproben enthaltenen Ausscheidungen der Frösche entwickelt. 2013 förderte das Amphibienschutzprogramm der deutschsprachigen Zooverbände das Projekt. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Wie Arten des Rana esculenta-Komplexes wird der Ochsenfrosch zwecks Gewinnung von Froschschenkeln gefangen, wozu Netze, Kescher oder die Angel, nach BREHM auch die Schrotflinte eingesetzt werden. Er wird zu diesem Zweck auch kommerziell gezüchtet und findet in Sezierkursen im Rahmen des Schul- bzw. Hochschulunterrichts Verwendung [3; 5].

Haltung

Bill CONWAY, ein ehemaliger Direktor des New Yorker Bronx Zoos hat unter dem Titel "How to exhibit a bullfrog" einen sehr lesenswerten Artikel geschrieben, in  dem er darlegt, dass im Zoo auch eine sehr gewöhnliche Tierart attraktiv präsentiert werden kann und werden sollte [4].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art ist in europäischen Einrichtungen heute eine Rarität, die nur noch in etwa einem halben Dutzend Zoos gezeigt wird. Für Details siehe Zootierliste

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Nordamerikanische Ochsenfrosch wurde 1802 vom englischen Arzt und Naturforscher George Kearsley SHAW, der als Kustos am Britischen Museum tätig war, als Rana catesbeiana, seinem heute noch - bzw. wieder oder schon wieder nicht mehr - gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. 2006 wurde er in die Gattung Lithobates gestellt, was aber nach einer Veröffentlichung aus dem Jahr 2016 zu Paraphylie-Problemen führe. 2021 stellte ein französisch-US-amerikanisches Autorenteam die Art in die neue Gattung Aquarana, die ab 1992 von einzelnen Autoren als Untergattung verwendet wurde. Gegenwärtig findet man in der Literatur alle drei Bezeichnungen [1; 2; 9].

Literatur und Internetquellen

  1. AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
  2. AMPHIBIAWEB
  3. BREHM, A. E. (1882-1887)
  4. CONWAY, W. G. (1973)
  5. IUCN SSC Amphibian Specialist Group. (2015). Lithobates catesbeianus. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T58565A53969770. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2015-4.RLTS.T58565A53969770.en . Downloaded on 18 April 2021.
  6. HERRMANN, H. J. (2005)
  7. NEHRING, S. & SKOWRONEK, S. (2017)
  8. NIETZKE, G. (1969/1972)
  9. DUBOIS, A., OHLER, A. & PYRON, R.A. (2021)