Laubfrosch (Hyla arborea) in der Zuchtstation des Natur- und Tierparks Goldau
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Zucht des Laubfroschs im Natur- und Tierpark Goldau und Wiederansiedlung am Lauerzer See und in der Grenchner Witi
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In den 70er Jahre starb der Laubfrosch am Lauerzersee (Zentralschweiz) aus. Ab 1995 begann die Stiftung Lauerzersee damit, am See neue Lebensräume für Amphibien zu schaffen, insbesondere Laichgewässer zu erstellen. Die Restbestände verschiedener Amphibienarten erholten sich, und 2007 wurde grünes Licht für die Wiederansiedlung des Laubfrosch gegeben. Kaulquappen aus einer gefärdeten Population 60 km nördlich des Sees wurden beschafft und im Natur- und Tierpark Goldau quarantäniert, aufgezogen und nach der Metamorphose freigelassen. Im Natur- und Tierpark wurde eine Zuchtstation errichtet, um in den Folgejahren über eigene Nachzuchttiere für die Wiederansiedlung zu verfügen. 2008 wurde ein kleines Informationszentrum an die Zuchtstation angebaut. Die erste Aufzucht- und Auswilderungsaktion im Jahr 2007 wurde durch die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften, Wädenswil, im Rahmen einer Diplomarbeit mit dem Titel "Umsetzungsbegleitung des Wiederansiedlungsprojektes des Laubfrosches mit einer problemorientierten Diskussion weitere Wiederansiedlungsprojekte" wissenschaftlich begleitet. Zum Wiederansiedlungsprojekt gehört auch ein Monitoring der Herkunftspopulation und der wiederanzusiedelnden Tiere auf Befall mit Chytridpilz. Da die Aufzuchtstation während eines Sturms beschädigt wurde, entkamen einige der Jungfrösche und bildeten eine sich fortpflanzende Population im Park. Im Jahr 2008 konnten 340 Jungfrösche und 90 Larven an zwei Stellen am Lauerzersee ausgesetzt werden. 100 Jungfrösche, die ihre Metamorphose zu spät abeschlossen hatten, wurden für die Zucht zurückbehalten, wobei es sich zeigte, dass diese Tiere trotz Haltung im Gewächshaus keine Überlebenschance hatten. 2009 war, wohl wetterbedingt, der Aufzuchterfolg geringer, aber es konnten doch 170 Jungfrösche und 50 Larven an drei Orten freigelassen werden. Im Frühling 2010 wurde ca. 200 Larven aus der Population 60 km nördlich des Sees zum Aufzuchtbecken in Goldau transportiert. Die Larven entwickelten sich anfangs gut. Während den regenreichen Monaten im Sommer verlangsamte sich die Entwicklung und viele Larven verschwanden. Im Gewächshaus wurde ein Chytridpilz-Screening durchgeführt. Die Ergebnisse aller Untersuchungen waren negativ. In der Folge konnten im August ca. 40 Kaulquappen und im September ca 120 Jungfrösche ausgesetzt werden. Im Rahmen der regelmässigen Überwachung der wiederangesiedelten Population wurden 2009 und 2010 etliche rufende Männchen an verschiedenen Orten festgestellt. Da sich die Population im Tierpark Goldau vergrössert hatte, viele Weibchen ihre Eier in die dafür aufgestellten Behälter abgelegt hatten und die Aufzucht dank guter Witterung sehr erfolgreich war, konnte 2011 erstmals der Bedarf an Jungtieren für die Wiederansiedlung ausschließlich aus der Tierpark-Population gedeckt werden. Etwa 2'200 Kaulquappen und 465 Jungfrösche konnten an den Lauerzersee überführt werden. 2012 waren es 200 Kaulquappen und 335 Jungfrösche und 2013 noch 1'100 Larven. 2014 und in den Folgejahren wurde aus Auswilderungen verzichtet. Das Monitoring im Wiederansiedlungsgebiet wurde aber kontinuierlich weitergeführt und dokumentiert. Im ganzen Gebiet wurden laufend Aufwertungsmaßnahmen durchgeführt. Anhand von Wasseranalysen in den verschiedenen Gewässern wurden die Wasserqualität überprüft und die Nährstoffanträge neu beurteilt. Das Projekt hatte ein steigendes Interesse der Tierparkbesucher am Thema "Einheimische Amphibien" zur Folge. Die Abteilung Besucherinformation und Bildung im Tierpark Goldau konnte eine kontinuierlich steigende Zahl von Führungen und Workshops verzeichnen. Auch Kurzführungen wurden jeweils zur Hochsaison angeboten. Nach der erfolgreichen Wiederansiedlung am Lauerzersee unterstützte der Natur- und Tierpark Goldau die «Riedförderung Grenchner Witi» (SO) sowohl mit Know-how als auch mit Laubfroschlarven aus der eigenen Nachzucht. Vor dem Zweiten Weltkrieg war der Laubfrosch in der ganzen Witi – von Grenchen bis Solothurn – heimisch. In den 1970er-Jahren verschwand er jedoch aus dem Gebiet. Das gemeinsame Projekt der Abteilung Natur und Landschaft, Amt für Raumplanung Kanton Solothurn, und des Natur- und Tierparks Goldau zur Wiederansiedlung des Laubfroschs in der Witi startete im Jahr 2014. Bis 2019 wurden rund 2'150 Laubfrosch-Larven ausgesetzt. Im Frühling 2019 zählte man wieder über 50 rufende Männchen. 2020 waren es bereits 63, und es wurde ein neues kleines Gewässer angenommen. |
Literatur und Internetquellen
- KANTONALE LANDWIRTSCHAFTS- UND SCHUTZZONE WITI GRENCHEN-SOLOTHURN
- KASPER, N. (2021). Der Laubfrosch – klein, aber lautstark. TIERWELT vom 29.0.2021
- MEYER, V. (2008)
- NATUR- UND TIERPARK GOLDAU - Pressemitteilung
- WEHRLE, M. (2008-2013). Projektstatusberichte zu WAZA-Projekt 07007.