Kleiner Igeltanrek (Echinops telfairi) im Tierpark Berlin
© Klaus Rudloff, Berlin
Überordnung: AFROTHERIA
Taxon ohne Rang: AFROINSECTIPHILIA
Ordnung: Tanrekartige (AFROSORICIDA)
Unterordnung Tanrek-Verwandte (Tenrecomorpha)
Familie: Tanreks (Tenrecidae)
Unterfamilie Eigentliche Tanreks (Tenrecinae)
Kleiner Igeltanrek
Echinops telfairi • The Lesser Hedgehog Tenrec • Le petit tenrec-hérisson
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
Weitere Bilder auf BioLib |
Der in seiner Heimat Madagaskar nicht gefährdete Große Igeltanrek ist eine nachtaktive Art, die sich nur in einem Nachttierhaus dem Publikum präsentieren lässt. Im Gegensatz zum Kleinen Igeltanrek wird er nur selten in europäischen Zoos gehalten Körperbau und KörperfunktionenKleine Igeltanreks erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 12-18 cm, eine Schwanzlänge von etwa 1.5 cm und ein Gewicht von (110-)170-200(-230) g. Es besteht kein Geschlechtsdimorphismus. Die Tiere haben 32 Zähne. Die farblich sehr variablen Stacheln sind länger und stehen weniger dicht als beim Großen Igeltanrek, ferner sind die Ohrmuscheln und Augen größer und die Krallen kürzer als bei jenem. Der kurze, breite und abgeflachte Schwanz trägt ebenfalls Stacheln. Kopf, Unterseite und Beine haben ein Haarfell. An allen vier Füßen befinden fünf mit Krallen bewehrte Zehen. Die Weibchen haben fünf Paar Zitzen [1; 2; 3]. VerbreitungMadagaskar: Südwest-Madagaskar [5]. Lebensraum und LebensweiseDer Kleine Igeltanrek besiedelt die laubabwerfenden Trockenwälder im Westen und die Dornwälder im Süden Madagaskars vom Meeresspiegel bis auf eine Höhe von 1'300 m. Er wurde auch schon im Grasland und in gestörten Lebensräumen mit invasiver landesfremder Vegetation gefunden. Kleine Igeltanreks sind hauptsächlich nachtaktiv und verschlafen den größeren Teil des Tages zusammengerollt in ihren Verstecken. Sie sind semi-arborikol, Allesfresser, die hauptsächlich Insekten und andere Wirbellose, aber auch kleine Wirbeltiere, Vogeleier und Früchte am Boden oder im Geäst suchen. Bei absinkenden Temperaturen verfallen sie in einen Torpor. Dies kann täglich aber auch saisonal (Winterruhe) geschehen. Die Fortpflanzungsperiode fällt auf Oktober, d.h. nach Ende der Winterruhe. Nach einer Tragzeit von 62-65 Tagen kommen 1-10 Junge mit einem Geburtsgewicht von etwa 6 g zur Welt, die etwa 33 Tage lang gesäugt werden. Mit 12 Monaten erreichen die Tiere Geschlechtsreife [1;2; 3; 4]. Gestörte oder erschreckte Tiere sträuben die Stacheln (besonders am Kopf), stoßen einen schwer zu beschreibenden Laut aus, oder rollen sich wie ein Igel zur Kugel zusammen [2]. Im Herbst fallen die Tanreks in einen Torpor, eine Körperstarre. Diese ist dem Winterschlaf unserer Igel ähnlich. Die Körpertemperatur sinkt, der Herzrhythmus verlangsamt sich, und die Tiere stellen das Fressen ein. Für Igel und Igeltranreks ist dies ein sinnvolles Mittel, um eine nahrungsarme Periode im Jahr unbeschadet zu überdauern. Dass die Igeltanreks diesen Rhythmus auch bei ganzjährig gedeckten Tischen in menschlicher Obhut beibehalten, liegt an ihrer inneren Uhr. In ihrer Heimat, den trockenen Küstengebieten und Halbwüsten Madagaskars, ist die nahrungsarme Zeit im Sommer. Dann herrscht eine tropische Hitze und der Niederschlag bleibt aus. Diese - im wahrsten Sinne des Wortes- anhaltende Durststrecke gilt es in der Körperstarre zu überstehen. Weil Madagaskar auf der Südhalbkugel liegt und der Sommer von November bis April dauert, machen die Igeltanreks in europäischen Zoos einen "Winterschlaf" [PM Wilhelma 02.10.2006]. Gefährdung und SchutzDer Kleine Igeltanrek ist weit verbreitet, hat wahrscheinlich eine große und stabile Gesamtpopulation und kann auch Sekundär-Lebensräume nutzen. Zudem kommt er in zahlreichen Schutzgebieten vor. Er gilt daher nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 als nicht-gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [5]. Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt. Bedeutung für den MenschenEs liegen keine Informationen über eine allfällige Nutzung der Art vor [5], abgesehen davon, dass sie außerhalb Madagaskars eine gewisse Bedeutung als Heimtier hat. HaltungDen Altersrekord hält ein im Topeka Zoo geborenes Männchen, das im Lincoln Patk Zoo, Chicago, im Alter von 19 Jahren starb [6]. Der Kleine Igeltanrek zeigt in der Haltung eine gewisse soziale Toleranz, d.h. es können teilweise sogar mehrere Paare gemeinsam gehalten werden. Häufig vertragen sich zwei Männchen jedoch nicht, was zu Kämpfen führt. Weibchen können meist problemlos zu mehreren gehalten werden. Gegenüber dem Menschen verhalten sich die Tiere zumeist freundlich und beißen nur, wenn man zuvor Futter in der Hand gehabt hat. Auch während der Laktationsperiode konnte, im Gegensatz zu Literaturangaben, bei den Weibchen keine Steigerung der Aggressivität festgestellt werden [2]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 870 Zoos gehalten, von denen sich etwa 15 im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Kleintenreks klettern zwar langsam aber gerne, sind aber vorrangig Bodenbewohner. Eine Gehegehöhe von 1 m, wie sie das Säugetiergutachten 2014 des BMEL vorgibt, ist nicht erforderlich. Die für 1-2 Tiere angegebenen Fläche von 1 m² ist für Schaugehege akzeptabel, als eigentliche Mindestanforderungen für die etwa goldhamstergroßen Tierchen jedoch zu hoch. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für einen kleinen Tanrek 0.5 m², für jeden weiteren 0.25 m² Bodenfläche vor und verzichtet darauf, die Gehegehöhe zu definieren. Allerdings gelten nach einer in der letzten Fassung der Verordnung gemachten Präzisierung Kleine Igeltankreks als große, denn die Grenze zwischen groß und klein wird mit 10 cm Länge angegeben. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) fordert für 1-2 Tiere eine Grundfläche von 2 m² und für jedes weitere 0.2 m² zusätzlich. KUPITZ [2], basierend auf praktischer Tierhaltererfahrung, gibt folgende Innenmaße für jeweils ein Paar an: 100 x 60 x 60 cm, 90 x 65 x 50 cm und 70 x 60 x 60 cm. Taxonomie und NomenklaturDer Kleine Igeltanrek wurde 1838 vom Kurator des Museums der Zoological Society of London, William Charles Linnaeus MARTIN, unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben. MARTIN verdankt übrigens seinen dritten Vornamen der Tatsache, dass schon sein Vater ein Naturforscher und offensichtlich ein Verehrer von Carl von LINNÉ war [7]. |
Literatur und Internetquellen
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- KUPITZ, D.G. (2000)
- NOWAK, R.M. & PARADISO, J.L. (1983)
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- STEPHENSON, P.J. et al. (2016). Echinops telfairi. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T40592A97188634. http://www.iucnredlist.org/details/40592/0. Downloaded on 23 May 2018.
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)