Afrikanischer Elefantenbulle (Loxodonta africana) in der Réserve Safari africain de Sigean
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Klasse: Säugetiere (MAMMALIA)
Unterklasse: Höhere Säugetiere (EUTHERIA)
Überordnung: AFROTHERIA
Taxon ohne Rang: PAENUNGULATA
Ordnung:
Rüsseltiere
Proboscidea • The Probocideans • Les proboscidiens
- Artenspektrum und innere Systematik
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensräume
- Haltung im Zoo
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Rüsseltiere haben einen unverkennbaren Habitus. Mit einer Schulterhöhe von bis zu 4 Metern und bis zu 6 Tonnen Gewicht sind sie die größten Landsäugetiere. Sie gehören mit zu den beliebtesten Zootieren. Mangelhafte Haltungen sind ein Lieblingskritikpunkt von Zoogegnern, und, obwohl schlechte Gehege immer seltener und nachhaltige Haltung und Zucht immer häufiger werden, fordern Tierrechtler und manche Tierschützer immer wieder ein Haltungsverbot für Elefanten. Artenspektrum und innere SystematikDie einst formenreiche Ordnung der Rüsseltiere umfasst nur noch eine einzige überlebende Familie mit zwei Gattungen und – je nach Auffassung - zwei oder drei rezenten Arten. Zeitweilig wurde der "Zwergelefant" aus den Wäldern Zentralafrikas als eigene Art angesehen, was heute nicht mehr der Fall ist. Die mittlerweile drei von der IUCN anerkannten Arten gelten als stark gefährdet bzw. als vom Aussterben bedroht [4; 7; 8; 10]. Von der dritten Gattung der Familie, den Mammuts (Mammuthus spp.), die mit dem Asiatischen Elefanten näher verwandt waren als es der heutige Afrikanische Elefant ist, werden gegenwärtig 9 Arten anerkannt. Am bekanntesten ist das Wollhaarmammut (Mammuthus primigenius) das in Eurasien und Nordamerika weit verbreitet war und das in Mitteleuropa Schulterhöhen im Bereich von 2.5-3.5 m erreichte, also etwa so groß war wie der heutige Asiatische Elefant. Sein letzter Vertreter, das verzwergte, nur 1.80 m hohe Mammut der Wrangel-Insel, starb vor etwa 1500 vor unserer Zeitrechnung aus [3]. Der Dichter Christian MORGENSTERN hatte seine eigene Vorstellung vom Werden und Vergehen der Rüsseltiere, die er in einem 1905 veröffentlichten, humoristischen, im Kern aber durchaus ernst gemeinten Gedicht festhielt [11]: Ant-ologie
Körperbau und KörperfunktionenElefanten haben einen stark verkürzten, hohen Gesichtsschädel, der schwammartige Hohlräume aufweist. Die oberen Schneidezähne sind, wenn vorhanden, als Stoßzähne mit Dauerwachstum ausgebildet. In jeder Kieferhälfte befinden sich je drei aus senkrechten, mit Zement verbunden Dentinplatten bestehende Vorbacken- und Backenzähne. Von diesen ist jeweils nur einer in Funktion. Er wird durch den dahinter liegenden ersetzt, wenn er abgenützt ist. Die Nase ist zu einem vielseitig einsetzbaren Rüssel verlängert. Die Ohren sind groß und dienen auch zur Thermoregulation. Zwischen Auge und Ohr befindet sich bei beiden Geschlechtern eine Temporaldrüse, die ein öliges Sekret absondert, besonders bei Bullen während der "Musth", d. h. während der Zeit, in der die Tiere sexuell aktiv sind. Die Beine sind massive Säulen. Sie werden von marklosen Knochen gestützt. Elefanten sind Zehenspitzengänger. Es sind fünf Zehen ausgebildet, die äußeren sind jedoch meist verkürzt und tragen keine Hufnägel. Zwischen den Zehen befindet sich ein gallertiges Polster, das die bei jedem Schritt auftretende Skelettbelastung mildert und für einen nahezu lautlosen Gang sorgt. Die Kühe haben zwei brustständige Zitzen, die Bullen einen langen Penis ohne Knochen und bauchständige Hoden. Neugeborene sind dunkel behaart, Erwachsene praktisch nackt [1; 8; 12]. Elefanten haben ein komplexes Sozialverhalten. Sie sind reine Pflanzenfresser, die sich von belaubten und unbelaubten Ästen, Bambus, Wurzeln, Rinde, Gräsern, Früchten und Wasserpflanzen ernähren. Obwohl erwachsene Tiere einen Dünndarm von 25, einen Blinddarm von anderthalb, einen Dickdarm von sechseinhalb und einen Enddarm von vier Metern Länge haben, sind Elefanten sehr schlechte Futterverwerter [1]. VerbreitungAfrika südlich der Sahara und Süd-/Südostasien. Lebensräume:
Haltung im ZooElefanten wurden schon in der Antike und im Mittelalter in Europa gehalten. Eine regelmäßige Zucht gelingt jedoch erst in jüngster Zeit, was damit zusammenhängt, dass früher oft Einzeltiere oder nur Kühe gehalten wurden. Der Afrikanische Savannenelefant und der Asiatischer Elefant sind in recht vielen Zoos vertreten, wobei die Tendenz klar dazu geht, jeweils nur eine der beiden Arten zu zeigen. Afrikanische Waldelefanten kamen seltener nach Europa, erstmals 1882 in den alten Hamburger Zoologischen Garten. Der letzte starb 2002 in der spanischen Reserva Natural Castillo de las Guardas, kurz nachdem ihn diese vom Zoo Paris-Vincennes übernommen hatte, wo er zuvor 39 Jahre gelebt hatte. Anlagen für Elefanten BeispieleDass Wollhaarmammuts (Mammuthus primigenius) bis vor etwa 15'000 Jahren in den Kältesteppen Mitteleuropas vorkamen, wird von manchen Zoos anhand von Modellen oder Skeletteilen thematisiert. So wurde z.B. im zweiten Elefantenhaus des Basler Zoos ein Mammut-Stoßzahn ausgestellt, der 1952 bei den Aushubarbeiten zu dessen Bau gefunden worden war. Taxonomie und Nomenklatur1945 fasste der amerikanische Zoologe und Palaeontologe G.G. SIMPSON auf der Grundlage morphologischer Merkmale die Rüsseltiere mit den Seekühen und Schliefern zur Überordnung Paenungulata („Fast-Huftiere“) zusammen. 1997 wurde aufgrund molekulargenetischer Untersuchungen die neue, morphologisch sehr heterogene Überordnung Afrotheria geschaffen, die neben den Paenungulaten auch die Röhrenzähner (Tubulidentata), die Tenrekartigen (Afrosoricida) und die Rüsselspringer (Macroscelidea) umfasst. Da die enge phylogenetische Verwandtschaft der Elefanten, Seekühe und Schliefer durch genetische Untersuchungen weitgehend bestätigt worden ist, wird "Paenungulata" heute als "Taxon ohne Rang" innerhalb der Afrotheria angesehen. Zu den Paenungulata gehören auch zwei längst ausgestorbene Ordnungen, darunter die nashornähnlichen Embrithopoda, die im Eozän und frühen Oligozän, also vor rund 30-60 Millionen Jahren, Afrika besiedelten [5; 6]. |
Literatur und Internetquellen
- ALTEVOGT, R. & KURT, F. (1970). In GRZIMEKs TIERLEBEN.
- BLASZKIEWITZ, B. (1984)
- ENGESSER, B., FEJFAR, O. & MAJOR, P. (1996)
- IUCN Red List of Threatened Species. Version 2016-2. Downloaded on 10 January 2017.
- SIMPSON, G. G. (1945)
- SPRINGER, M. S., CLEVEN, G. C. et al. (1997)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
- ZISWILER, V. (1976)
- ZOOTIERLISTE
- SCHÜRER, U. (2017)
- MORGENSTERN, C. (1952)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)