Springhase

Südafrikanischer Springhase (Pedetes capensis) im Zoo Moskau
© Klaus Rudloff, Berlin

Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Taxon ohne Rang: Nagetiere und Hasen (GLIRES)
Unterordnung: Dornschwanzhörnchenverwandte (Anomaluromorpha
Familie: Springhasen (Pedetidae)

D LC 650

Springhase

Pedetes capensis • The Springhare • Le lièvre sauteur

110 007 001 001 pedetes capensis BER KR1Südafrikanischer Springhase (Pedetes capensis) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

110 007 001 001 pedetes capensis mapApproximative Verbreitung des Südafrikanischen Springhasen (Pedetes capensis)

 

110 007 001 001 pedetes capensis BER KR2Südafrikanischer Springhase (Pedetes capensis) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

110 007 001 001 pedetes capensis BER presseJunger Südafrikanischer Springhase (Pedetes capensis) im Zoo Berlin © Zoo Berlin (Pressefoto)

 

110 007 001 001 pedetes capensis BER 2013Südafrikanischer Springhase (Pedetes capensis) mit Jungem © Zoo Berlin (Pressefoto)

 

110 007 001 001 pedetes capensis skull krentzelSüdafrikanischer Springhase (Pedetes capensis), Schädel © Dallas Krentzel, übernommen aus Flickr unter der Creative Commons Attribution 2.0 Generic-Lizenz

 

110 007 001 001 pedetes capensis BREHMSpringhase (Pedetes caffer) aus BREHMs Thierleben. Die Artbezeichnung "caffer" bzw. "cafer" wurde ebenfalls 1778 von PALLAS vergeben.

 

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Springhasen sind keine Hasen, sondern gehören zu den Nagetieren. Sie sind nachtaktive Tiere, die im Zoo nur in Nachttierhäusern gezeigt werden können und deshalb nur selten gehalten werden.

Körperbau und Körperfunktionen

Die ungefähr 3-4 kg schweren Springhasen sind aufrecht sitzend bis zu 40 cm groß. Sie haben eine Kopf-Rumpflänge von 34-46 cm und einen buschigen, etwa 44 cm langen Schwanz.

Der Kopf ist kaninchenartig, die Vorderbeine sind sehr kurz, die Hinterbeine dagegen riesig. Ihr Fell ist sandfarben bis rotbraun gefärbt und tarnt vorzüglich. Mit ihren großen Augen und den bis zu 8 cm langen Ohren sind sie an das Nachtleben perfekt angepasst. Kräftige scharfe Krallen erlauben ihnen die Anlage von Erdhöhlen [2; 3; 7].

Verbreitung

Südliches Afrika: Angola, Kongo, Mosambik, Namibia, Sambia, Simbabwe, Südafrika [1].

Lebensraum und Lebensweise

Springhasen besiedeln trockene und halbtrockene Gebiete, vorzugsweise mit Sandböden und kurzem Gras. Sie sind ausgesprochene Nachttiere. Sie bewegen sich, ähnlich wie die Kängurus, mit ihren langen, kräftigen Hinterbeinen bis zu 3 m weit hüpfend fort. Angaben über das Sozialverhalten variieren je nach Quelle. Nach MILLS leben sie in Gruppen, in denen beide Geschlechter in etwa gleich stark vertreten sind, verhalten sich polygam und die Männchen beteiligen sich an der Aufzucht der Jungen.

Nach einer Tragzeit von 77 Tagen gebären die Weibchen dreimal (2-4mal) im Jahr in der Regel ein einzelnes Junges, in etwa 1% der Fälle Zwillinge. Die Jungen wiegen bei der Geburt etwa 240-320 g und sind relativ weit entwickelt. Sie sind bereits behaart und ihre Augen und Ohren öffnen sich nach 2-3 Tagen. Sie werden ungefähr 50 Tage lang gesäugt.

Die Nahrung der erwachsenen Springhasen besteht aus Gräsern, Kräutern, Wurzeln und Knollen, aber auch Insekten [2; 3; 4; 7].

Gefährdung und Schutz

Der Springhase gehört nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 nicht zu den gefährdeten Arten (Rote Liste: LEAST CONCERN), da er weit verbreitet ist, in geschützten Gebieten vorkommt und auch in vom Menschen veränderten Lebensräumen leben kann. Über die Bestandsentwicklung ist nur wenig bekannt, aber es wird angenommen, dass die Gesamtpopulation sehr groß ist [1].

Der internationale Handel ist nicht unter CITES geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Springhasen werden zur Gewinnung von Fleisch und von Fellen, die zu Kleidungsstücken verarbeitet werden, gejagt [1].

Haltung

WEIGL gibt als Altersrekord 20 Jahre und als maximale Haltungsdauer 19 Jahre und 6 Monate an [5].

Springhasen können sinnvollerweise nur in Nachttierhäusern gehalten werden. So z.B. im Zoo Berlin, wo sie sich im Dämmerlicht mit Erdferkeln und Galagos die Unterkunft teilen und auch regelmäßig gezüchtet werden. Die Erstzucht und teilweise Aufzucht gelang 1949 im Zoo Basel. Als bevorzugte Gruppengröße werden 1 Männchen und 3-4 Weibchen angegeben [4].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird von nur etwa einem halben Dutzend Zoos gehalten. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen für ein Paar ein Innengehege von 20 m² und für jedes weitere Tier 5 m² zusätzlich zur Verfügung stehen.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Innengehege mit Grabgelegenheit und Abtrennmöglichkeiten vor, dessen Grundfläche 20 m² beträgt. Für jedes weitere Tier kommen 2 m² zur Basisfläche dazu.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) gelten die gleichen Flächenmaße wie in der Schweiz. Die Tiere müssen in Gruppen gehalten werden.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Springhase wurde 1778 von dem aus Dirschau im damals preußischen Pommern stammenden Naturwissenschaftler Johann Reinhold FORSTER als "Yerbua capensis" erstmals wissenschaftlich beschrieben und kam später in die 1811 von dem in Berlin tätigen Zoologen Johann Karl Wilhelm ILLIGER aufgestellte heute gültige Gattung Pedetes. In der von Johann Friedrich von BRANDT 1855 begründeten Taxonomie der Nagetiere wurden die Springhasen der Unterordnung der Hörnchenartigen zugeordnet. 2005 erfolgte eine provisorische Neueinteilung der Ordnung, nach der sie zusammen mit den Dornschwanzhörnchen (Anomaluridae) eine eigene Unterordnung bilden. Die Familie besteht traditionell aus nur einer Art. WILSON & REEDER haben allerdings die beiden Unterarten zu vollen Arten aufgewertet [2; 6; 7].

Literatur und Internetquellen

  1. CHILD, M.F. (2016). Pedetes capensis (errata version published in 2017). The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T16467A115133584. http://www.iucnredlist.org/details/16467/0. Downloaded on 21 May 2018.
  2. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  3. MILLS, G & HES, L. (1999)
  4. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  5. WEIGL, R. (2005)
  6. WILSON, D.E. & REEDER, D. M. (2005)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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