Goldhamster

Goldhamster (Mesocricetus auratus) im Heimattiergarten "Bierer Berg", Schönebeck
© Wolfgang Dreier, Berlin

Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Taxon ohne Rang: Nagetiere und Hasen (GLIRES)
Ordnung: Nagetiere (RODENTIA)
Unterordnung: Mäuseverwandte (Myomorpha)
Überfamilie: Mäuseartige (Muroidea)
Familie: Wühler (Cricetidae)
Unterfamilie: Hamster (Cricetinae)

D EN 650

Syrischer Goldhamster

Mesocricetus auratus • The Golden Hamster • Le hamster doré

110 008 021 001 mesocricetus auratus schoenebeck eNeideckSyrischer Goldhamster (Mesocricetus auratus) im Heimattiergarten "Bierer Berg", Schönebeck © Elias Neideck

110 008 021 001 mesocricetus auratus mapApproximatives Vorkommen des Syrischen Goldhamsters (Mesocricetus auratus)

110 008 021 001 mesocricetus auratus schoenebeck wDreier2Syrischer Goldhamster (Mesocricetus auratus) im Heimattiergarten "Bierer Berg", Schönebeck © Wolfgang Dreier, Berlin

110 008 021 001 mesocricetus auratus schoenebeck wDreier3Syrischer Goldhamster (Mesocricetus auratus) im Heimattiergarten "Bierer Berg", Schönebeck © Elias Neideck

110 008 021 001 mesocricetus auratus muttenz PD1Goldhamster (Mesocricetus auratus) sind beliebte Heimtiere © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

110 008 021 001 mesocricetus auratus privat PD2Wildfarbener Goldhamster (Mesocricetus auratus) als Heimtier © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

110 008 021 001 mesocricetus auratus abricot PD1Goldhamster (Mesocricetus auratus) Farbmutante in Privathaltung © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

110 008 021 001 mesocricetus auratus Teddy PecassouBeiger Teddyhamster (Mesocricetus auratus) © Florent Pécassou. Veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz

110 008 021 001 mesocricetus auratus tisch KR1Goldhamster (Mesocricetus auratus), Farbmutante im Biblischen Zoo Jerusalem © Klaus Rudloff, Berlin

110 008 021 001 mesocricetus auratus skull wiesbadenGoldhamsterschädel (Mesocricetus auratus) in der Sammlung des Museums Wiesbaden © Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden. Veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz

 

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Der Syrische Goldhamster ist einerseits ein millionenfach in menschlicher Obhut in mehreren Zuchtformen vorkommendes Heim- und Labortier, andererseits ist seine Art in der Natur gefährdet, nicht zuletzt, weil er als Schädling angesehen und deshalb verfolgt wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Syrische Goldhamster ist ein mittelgroßer Hamster, der eine Kopf-Rumpflänge von 146 (128-165) mm, eine Schwanzlänge von 13-22 mm und ein Gewicht von 82-100 (76-175) g erreicht. Seine Augen sind groß, die Ohren lang und gerundet, die Backentaschen reichen bis zu den Schultern. Der kurze Schwanz ist weitgehend im relativ langen, weichen und dichten Fell versteckt. Die Weibchen haben 8 Paar Zitzen, die Hoden der Männchen sind sehr groß und schwellen im Sommer noch an. Das Fell der Wildform ist oberseits tief goldgelb bis leuchtend rotbraun, auf der Rückenmitte etwas dunkler. Unterhalb der Ohren und oft auch auf dem Oberkopf befinden sich schwarze Streifen. Die Brust ist weitgehend braun, ansonsten ist die Unterseite scharf abgesetzt hellgrau oder weißlich. Die spärlichen Haare des Schwanzes und jene der Pfoten sind weiß [3; 4; 7; 9].

Verbreitung

Naher Osten: Nordsyrien, Südtürkei [10]. Von allen Mesocricetus-Arten hat der Goldhamster die kleinste Verbreitung [3].

Lebensraum und Lebensweise

Der Goldhamster lebt überwiegend auf mit Weizen, Gerste, Kichererbsen, Linsen, Hibiskus, Gemüse und ähnlichen Kulturen bestelltem Ackerland. Er ist ein territorialer, zumeist dämmerungs- und nachtaktiver Einzelgänger, der den Tag in 36-106 cm tiefen und vereinzelt bis zu 9 m langen Erdbauen verbringt und vermutlich von November bis Februar einen Winterschlaf hält - oder eine Winterruhe mit Torporphasen sobald die Umgebungstemperatur auf unter 8ºC absinkt. Er ist ein Allesfresser, der neben Sämereien und anderem Pflanzenmaterial auch Wirbellose zu sich nimmt. Die Paarungszeit findet kurz nach Ende des Winterschlafs statt. Nach einer Tragzeit von 16-19 Tagen werden 5-10(-15) etwa 2 g schwere Junge geboren. Gehaltene Tiere können 7-8 Würfe pro Jahr bringen. Die Weibchen sind bereits mit 5-6 Wochen geschlechtsreif [3; 9; 10].

Gefährdung und Schutz

Die Art hat eine beschränkte Verbreitung auf dem ca. 10-15'000 km² großen Aleppo-Plateau, wobei das effektive Areal fragmentiert und möglicherweise kleiner als 5'000 km² ist. Es wird davon ausgegangen, dass der Bestand wegen der Verfolgung als Schädling und Nahrungsknappheit durch das Abbrennen der Felder sowie die Konkurrenz durch Schafe abnimmt. 1996 wurde die Art als stark gefährdet in die Rote Liste aufgenommen. 2008 wurde sie als gefährdet (Rote Liste: VULNERABLE) eingestuft. Eine Neubeurteilung im Jahr 2019, bei der vermutet wurde, dass der Bestand an erwachsenen tieren unter 2'500 liege, resultierte ab 2022 wieder in der Einstufung als stark gefährted (ENDANGERED) [10].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

In seinem Ursprungsgebiet gilt der Goldhamster als Schädling und wird durch den Einsatz von Fallen und Rodentiziden bekämpft [10]. Seine hauptsächliche Bedeutung für den Menschen hat er als Heimtier. Es wird geschätzt, dass allein in Deutschland etwa 1 Million Goldhamster von Privatpersonen gehalten werden [2]. Als Versuchstier hat seine Bedeutung in den letzten Jahrzehnten abgenommen: In der Schweiz waren 2020 nur 176 von total 556'107 eingesetzten Versuchstieren Goldhamster [1].

Haltung

In Edinburgh soll ab 1880 eine Zucht bestanden haben, die etwa um 1910 erlosch. Erst 1930 gelangten dann wieder Goldhamster in menschliche Obhut. Der israelische Zoologe Israel AHARONI grub für die Hebräische Universität von Jerusalem bei Aleppo ein Weibchen mit seinen 11 ca. 2.5 cm langen, Jungtieren aus. Aufgrund veschiedener Vorkommnisse überlebten schließlich nur 3.1 Geschwister. Bereits im ersten Jahr wurden von diesen 150 Nachkommen grossgezogen. Fast alle x Millionen Goldhamster, die seitdem weltweit gehalten wurden, stammen also von einem Weibchen und dessen Brüdern ab. Die domestizierten Stämme zeigen zwar eine drastische Reduktion der genetischen Variabilität, bei dem verhaltensbiologischen, chronobiologischen, morphometrischen, hämatologischen und biochemischen Parametern konnten aber nach 70 Jahren nur geringe Differenzen zwischen den Labor- und Wildgoldhamstern gefunden werden. Erst 1962, 1971 und später wurden wieder ein paar Goldhamster gefangen, von denen aber etliche nicht zur Zucht gelangten [2; 4; 6; 9].

Aufgrund der Haltung über viele Generationen sind Zuchtformen entstanden, die sich farblich (z. B. mit Zeichnungsmuster wie die Wildform, aber in anderen Farbtönen, Albino-, creme-, abricot- und andere einfarbige, gescheckte, Schildpatt-, Russen- oder Siam-Hamster) und hinsichtlich Haarstruktur (z. B. Teddy-, Angora- und Satin-Hamster) von der Wildform unterscheiden [5]

WEIGL gibt als Altersrekord für ein im Londoner Zoo gehaltenes Tier 3 Jahre und 11 Monate an [8].

Haltung in europäischen Zoos: 1948 wurden die ersten Tiere aus den USA nach Deutschland importiert. Zwischen 1997 und 1999 fing eine deutsche Forschungsgruppe 19 Stück  auf der Hochebene von Aleppo und brachte sie in die Universität Halle [2; 3]. Der Tiergarten Bierer Berg erhielt 2010 Nachkommen von diesen Wildfängen, mit denen er bis heute weiterzüchtet. Die Art wird in etwas über 40 Zoos gezeigt, davon ein paar im deutschsprachigen Raum. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für 1-2 Goldhamster ein Gehege von mindestens 0.5 m³ Grundfläche zur Verfügung gestellt werden.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) fordert eine Grundfläche von 1'800 cm² für einen Goldhamster. Im Fall von bewilligten Versuchstierhaltungen gelten die abweichenden Vorschriften nach Anhang 3 der Verordnung.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) gilt für Goldhamster ebenfalls eine Grundfläche von 1'800 cm² pro Tier, wobei explizit Einzelhaltung vorgeschrieben ist.

 Taxonomie und Nomenklatur

Der Goldhamster wurde 1797 erstmals in der Literatur erwähnt, aber erst 1839 von dem britischen Zoologen George Robert Waterhouse als "Cricetus auratus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Mesocricetus wurde 1898 von Alfred NEHRING, dem Leiter für Zoologie an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin, eingeführt. Nach NEHRING umfasste "Die Gruppe der Mesocricetus-Arten" fünf Spezies, von denen M. brandti, M. newtoni und M. raddei zeitweilig als Unterarten von M. auratus aufgefasst, heute aber wieder verselbständigt wurden. Damit gilt M. auratus als monotypische Art [2; 7; 9].

Literatur und Internetquellen

  1. BUNDESAMT FÜR LEBENSMITTELSICHERHEOT UND VETERINÄRWESEN - TIERVERSUCHSSTATISTIK 2020
  2. GATTERMANN, R. (2000)
  3. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. HAMSTER-INFO
  6. HERRE, W. & RÖHRS, M. (1990)
  7. NEHRING, A. (1898)
  8. WEIGL, R. (2005)
  9. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  10. KENNERLEY, R. & MIDDLETON, K. (2022). Mesocricetus auratus. The IUCN Red List of Threatened Species 2022: e.T13219A107411865. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2022-1.RLTS.T13219A107411865.en . Accessed on 06 February 2023.